Notfallversorung: Engpass im Norden?
München - Es ist eine stolze Zahl: 110 071 Notfallpatienten wurden 2014 mit dem Rettungsdienst in Münchner Kliniken eingeliefert. Gut 40 Prozent mehr als 2005. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Notfallmedizin der LMU. Der Tenor: Die Notfallversorgung ist trotz dieser Zunahme sichergestellt. Kritik gibt es dennoch.
14 Münchner Kliniken wurden untersucht. In Auftrag gegeben hatte die Studie der Stadtrat. Wegen der Sanierung des Städtischen Klinikums wollte man wissen, ob die Kapazitäten ausreichend sind.
Gestern wurde die Studie im Finanzausschuss vorgestellt. Dabei fällt auf: Die Notdienste der Kliniken scheinen für viele den Hausarzt zu ersetzen. Nur 20 Prozent der Patienten kommen mit dem Rettungsdienst. „Die Menschen stimmen mit den Füßen ab und gehen in die Notaufnahme“, sagt Stephan Prückner, Direktor des Instituts für Notfallmedizin.
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110 Notfallpatienten werden tagsüber im Schnitt in Krankenhäusern behandelt. 23 Prozent der Notfälle sind akut und müssen sofort behandelt werden, bei Kindern sind es sieben Prozent. Viele könnten also außerhalb der Kliniken behandelt werden. Allerdings: Man kann niemandem verbieten, in die Klinik zu gehen.
Ein Umdenken wird aber notwendig werden: München wird größer – und älter. Betagtere Menschen haben einen höheren Bedarf an medizinischer Versorgung. Irmtraud Nies vom Seniorenbeirat macht das Sorgen. Vor allem im Münchner Norden sieht sie Probleme: „Auf die Dauer wird es nicht ausreichen.“ Für Ältere seien die langen Wege nicht zumutbar, heißt es beim Verein Bürger für unser Münchner Stadtklinikum. In Schwabing und Harlaching würden zu viele Betten gekürzt.
Der Chef der Städtischen Klinik, Axel Fischer, verweist darauf, dass künftig in Schwabing 100 Notfallbetten zu Verfügung stehen werden. Zudem sei jede Klinik innerhalb der Stadt in weniger als einer Stunde erreichbar.
Ein weiteres Fragezeichen aus der LMU-Studie: Bei einer größeren Welle von Grippe oder Noro-Virus könnte es ebenfalls eng werden. Diese Spitzen wird man aber nie verhindern können, das ist auch der Tenor im Ausschuss.