Normalos und Überflieger

MÜNCHEN - Nach dem Umzug der Milchbar findet jetzt auch die Party „Fly On Tuesday“ dienstags in der Sonnenstraße statt
Zehn Jahre ist es her, dass Pierre Atlihan sich mit einer Kollegin auf die Premierenfeier des Blockbusters „Air Force One“ schmuggelte. Die beiden Flugbegleiter erschienen in ihrem Arbeitsoutfit und taten so, als würden sie zum Filmteam gehören. Sie kamen rein, standen neben Harrison Ford und feiertenmit bei einer gigantischen Party in einem Hangar am Flughafen. So eine Party müsste man mal für alle Kollegen organisieren, dachte sich Pierre.
Sprung ins Jahr 2000. Pierre hat ein paar Tage Aufenthalt in Los Angeles, mit seinen Crew- Kollegen Anna Oltznauer und Frederic Büchele verbringt er den Abend bei ein paar Bier am Strand. Und irgendwie kommt man auf die Fliegerparty zu sprechen. „Die Idee entstand, einen regelmäßigen Treffpunkt für die Flieger zu schaffen", sagt Pierre. Denn der Job hoch über den Wolken hat auch seine Nachteile. „Oft versteht man sich super mit den Crew- Kollegen, undwenn die gemeinsame Schicht zu Ende ist, verspricht man, sich anzurufen, sich zu treffen“, sagt Anna, „aber meistens kriegt man es dann doch nicht auf die Reihe.“
„Machen wir es doch bei uns!“
Das fanden die drei Lufthanseaten schade – und so reifte die Idee zum handfesten Plan. Dann erwähnte Anna noch beiläufig, dass ihren Brüdern die Milchbar gehört. „Machen wir es doch bei uns!“ Die Party „Fly on Tuesday“ war geboren. „Und sie hat gleich eingeschlagen wie eine Bombe", meint Frederic. Crewmitglieder von Lufthansa und Air Berlin treffen sich hier, aber auch Thailänder, Franzosen oder Engländer schauen gern vorbei, wenn sie in München Aufenthalt haben. Und auch Nichtflieger sind dienstags willkommen: „Die Party exklusiv für Flieger zu organisieren, hätte nicht funktioniert“, meint Anna. Schließlich soll sich der Aufwand auch rentieren. „Fly on Tuesday wird ja nicht als Aufreiß-Börse für Stewardessen oder Piloten verstanden – es ist ein angenehmes Miteinander von Fliegern und Normalos", sagt Pierre.
Auch im Service: Dienstags stehen neben den Barkeepern teils echte Flugbegleiter hinter der Bar, Bekannte von Anna, Pierre und Fred. Und DJ Captain K. Louis legt das Feinste von 80er-Hits bis House auf seine Plattenteller, um das Dienstags- Völkchen zum Tanzen zu bringen. Der wiederum gehört zum Milchbar-Ensemble. Nach einem kurzen Durchhänger im letzten Jahr läuft's jetzt wieder so gut wie zu Anfangszeiten. „Der Umzug hat uns gut getan“, begründet das Pierre, „die neue Milchbar passt einfach besser zu unserem Publikum.“ Das Publikum, das ist etwa die Lufthansa-Stewardess Isabel Renner. „Ich bin zum ersten Mal in der neuen Location, viel besser, auch von der Lage her“, sagt sie. Mit Kollegin Judith Lein steht sie an der Bar und nippt an ihrem Wodka-Tonic.
Zeit zum Ratschen
Es ist fast zwölf und die Milchbar füllt sich langsam. Gerade haben die beiden ein Rudel männlicher Lufthanseaten getroffen - Zeit zum Ratschen, man kennt sich. „Wir Flieger sind ein quirliges Volk“, sagt Isabel. Findet auch die Air-Berlin- Flugbegleiterin Sonja Wenk: „Hier treffe ich lauter bekannte Gesichter, und man kann mit den Kollegen mal ganz ungezwungen reden und feiern." Fünf Jahre alt wird die Veranstaltung im September. Und wie beliebt Fly on Tuesday mittlerweile ist, dafür liefert Pierre, inzwischen Pilot bei Air Berlin, ein sicheres Indiz: „Ich kenne Kollegen, die versuchen ihre Schichten so zu legen, dass sie dienstags in München sind - damit sie in der Milchbar vorbeischauen können“, sagt er. Und grinst dabei.
Laura Kaufmann