NORA-App: Notruf-App soll Faxe überflüssig machen
München - Wer in München im Notfall Hilfe braucht, wählt die 110 oder die 112 - so jedenfalls im Normalfall. Doch auch in der bayerischen Landeshauptstadt gibt es Menschen, die hör- oder sprechbeeinträchtigt sind. Etwa schwerhörige Menschen mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten oder Gehörlose, die mittels Deutscher Gebärdensprache kommunizieren.
Für diese ist es oft eine Herausforderung, "einfach so" zum Telefon zu greifen. Weil sie sie entweder gar nicht hören können oder fürchten, nicht richtig zu verstehen oder sich sprachlich nicht genau ausdrücken zu können.
Notruf mittels App - oder per Fax
Seit gut einer Woche gibt es für diese Personen, aber etwa auch für Menschen, die kein Deutsch oder in einer Notlage nicht sprechen können, die Notruf-App Nora. Diese barrierefreie App ermöglicht es, mittels unterschiedlicher Piktogrammen zu unterschiedlichen Vorfällen einen "stillen" Notruf abzusetzen. Der Standort wird dabei immer mitgesendet.
Bisher hätten hörgeschädigte Menschen in Notlagen auf Gebärdendolmetscher, Freunde oder das Fax zurückgreifen müssen, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorstellung der App am vergangenen Dienstag in Düsseldorf.
Auch Münchner Feuerwehr bekommt Notruf-Faxe
In der Tat ist das gute alte Fax nach wie vor im Einsatz. Die Münchner Feuerwehr erklärt auf AZ-Anfrage: "Bisher und auch weiterhin gibt es für Hör- oder Sprachbeeinträchtigte die Möglichkeit, einen Notruf über ein Notruf-Fax abzusetzen. Dieses Notruf-Fax wird in der Integrierten Leitstelle überwacht und bei Eingang eines Notruf-Faxes werden die darauf angegeben Daten in das Einsatzleitsystem übernommen und umgehend Hilfe entsendet. Zusätzlich bekommt der Hilfesuchende eine Rückantwort per Fax, dass Hilfe unterwegs ist."
So ist Nora in München angebunden
Die Nora-App ist nun eine deutliche Erleichterung, da sie eben auch mobil funktioniert - eine Faxfunktion bietet kein Smartphone. Solche Notruf-Faxe seien bislang aber "relativ selten", heißt es bei der Feuerwehr. Wie oft generell Notrufe von hör- oder sprachgeschädigten in München eingehen, werde nicht extra erfasst. Bei der Münchner Polizei sind 2021 bislang 12 solcher Notruf-Faxe eingegangen, wie die Einsatzzentrale auf AZ-Anfrage mitteilt.
Die Entwicklung mit der neuen App "wird jedoch für die Zukunft genau beobachtet und engmaschig evaluiert", schreibt die Pressestelle. In der Münchner Leitstelle ist die App an mehreren Plätzen mittels Webanbindung angeschlossen "und wird durch die Disponenten zusätzlich mit überwacht". So soll jeder Notruf auch schnell bearbeitet werden können. Bei der Münchner Polizei finden Nora-Alarme ebenfalls "im standardisierten Work-Flow der Notrufaufnahme statt."
Notruf-App hatte zu viele Zugriffe
Dass nicht nur Hörbeeinträchtigte die App nutzen, zeigte sich im Übrigen kurz nach Start von Nora. Weil bundesweit die Notrufnummer 112 gestört war, luden sich mehr Menschen als gedacht Nora herunter. Das brachte die Server hinter der App an die Auslastungsgrenze - und die App flog wieder aus dem Appstore.
Menschen mit mit eingeschränkten Sprach- und Hörfähigkeiten können aber nach wie vor unter www.nora-notruf.de/hilfe einen Zugang für die App anfordern.