Nockherberg: "Hauptsache die Füllung stimmt"

Viel Spott für Politiker auf dem Münchner Nockherberg – „Mama Bavaria“ nimmt Seehofer und Ude aufs Korn – Traditioneller Starkbieranstich
von  dapd

München - Beim traditionellen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg haben Spitzenpolitiker auch im Wahljahr 2013 viel Spott ertragen müssen. Die Kabarettistin Luise Kinseher nahm am Mittwochabend in der Rolle als „Mama Bavaria“ unter anderen den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) und dessen Herausforderer Christian Ude (SPD) aufs Korn.

Aber auch Bundesprominenz wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wurde veralbert. Das sogenannte Derblecken der „Großkopferten“ auf dem Nockherberg gibt es bereits seit 1891.

Kinseher sagte, Seehofer führe sich in der Wahlschlacht wie ein Zerstörer auf und spiele „Schifferl versenken“. Sie fügte mit Blick auf die umstrittenen Attacken Seehofers auf Parteifreunde hinzu, leider seien ein paar Geschütze „nach innen montiert“ worden. So jemand könne schnell seinen eigenen Laden in die Luft jagen.

Kinseher fügte hinzu, gefolgt werde Seehofer vom bayerischen FDP-Spitzenkandidaten Martin Zeil in einem Schlauchboot, bei dem schon ganz langsam die Luft rausgehe. Sie glaube nicht, dass sich für die FDP ein Wahlkampf in Bayern noch rentiere. Beim bayerischen Koalitionsstreit über die Studiengebühren habe es eine Einigung gegeben, weil die FDP „nicht satisfaktionsfähig“ sei: „Man schlägt keine Kranken und Halbtoten.“

Attacken auf Ude

Dem Münchner Oberbürgermeister Ude rief Kinseher angesichts enttäuschender Umfragewerte zu: „Ich sage jetzt nicht, dass du am Verglühen bist – aber von Leuchten kann man auch nicht reden.“ Ude beweise zudem „die Demut und Bescheidenheit der bayerischen Sozialdemokratie, die versucht, mit einer einzigen Wunderkerze ein großes Feuerwerk zu veranstalten“.

Kinseher verwies ferner darauf, dass zum Nockherberg aus Berlin SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier statt Steinbrück gekommen war. Denn für den Kanzlerkandidaten sei „die Antrittsgage zu gering“ gewesen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wiederum sei „ein Mann, der sagt, was er denkt – darum sagt er so wenig“.

Der Liveticker zum Nachlesen

Dem Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger warf Kinseher vor, im Wahlkampf zwar gegen jeden zu kämpfen, aber bei der möglichen Koalitionsbildung „offen nach allen Seiten“ zu sein. Dagegen sei ein Swingerclub „eine vergleichsweise katholische Veranstaltung“.

Kinseher ging auch auf die Sexismus-Vorwürfe gegen FDP-Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle ein. Sie bezeichnete zunächst Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) als die „bayerische Dirndl-Ikone“. Kinseher fügte hinzu: „Der Brüderle tät' sagen: Hauptsache, die Füllung stimmt.“

Seehofer und Ude können sich nicht beklagen

Zur Tradition gehört auch, dass die veralberten Politiker vor Ort mit demonstrativem Humor auf den Spott reagieren. Seehofer sagte anschließend dem Bayerischen Rundfunk: „Es war heute ein bisschen feuriger und auch schärfer als letztes Jahr. Aber es wurde gerecht verteilt.“ Auch Ude betonte, es könne sich „niemand beklagen“.

Steinmeier nannte die Rede derb und humorvoll. Er stellte zugleich klar, dass Steinbrück nicht wegen eines lukrativen Vortrags ferngeblieben sei. Grund sei vielmehr eine „öffentliche Veranstaltung“ in Berlin gewesen.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.