Nockherberg: Die Macher des Singspiels seilen sich ab

Dicker Eklat auf der Traditions-Bühne: Die Autoren Eva Demmelhuber sowie Holger Paetz und Uli Bauer werfen hin. Die Paulaner-Brauerei ist sich keiner Schuld bewusst. Geht's um die Zensur eines Banker-Lieds?
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Die Schauspieler Eva-Maria Höfling (r-l), Tobias Pfülb und Steffi Brehme, alle als Claudia Roth, bei einer Probe zum traditionellen "Politiker-Derblecken".
dpa Die Schauspieler Eva-Maria Höfling (r-l), Tobias Pfülb und Steffi Brehme, alle als Claudia Roth, bei einer Probe zum traditionellen "Politiker-Derblecken".

MÜNCHEN - Dicker Eklat auf der Traditions-Bühne: Die Autoren Eva Demmelhuber sowie Holger Paetz und Uli Bauer werfen hin. Die Paulaner-Brauerei ist sich keiner Schuld bewusst. Geht's um die Zensur eines Banker-Lieds?

Das Derblecken war ein Riesenerfolg: 1,5 Millionen Bayern sahen das Singspiel erstmals live BR – bei der Predigt von Bruder Barnabas waren es „nur“ 1,38 Millionen. Doch jetzt das bittere Nachspiel: Regisseurin Eva Demmelhuber und das Autorenduo Holger Paetz und Uli Bauer haben hingeschmissen. Weil Paulaner den Text, für den Holger Paetz verantwortlich zeichnet, zensiert haben soll. Ursachenforschung auf dem Trümmerfeld.

„Klar war das Zensur“ sagt Uli Bauer. Der Ude-Darsteller hatte ein „Bänker-Lied“ geschrieben, das die Schörghuber-Holding als Veranstalter in der Schlussabnahme des Textes beanstandet hatte. Sprecher Bernhard Taubenberger sagt: „Es ging nicht um das ganze Lied, sondern um die letzte Textzeile.“ Darin werde Bankern unterstellt, dass sie sich einen Krieg wünschen, um ihre Geschäfte anzukurbeln. „Auch im Rahmen eines Singspiels ist eine solche Unterstellung Ehr abschneidend.“ Uli Bauer: „Einen kurzen Song muss man auf den Punkt bringen. Ohne den Schluss wäre er zu sehr entschärft worden.“ Er zog das Lied komplett zurück.

Weglassen aus Respekt vor Frau Seehofer

Zudem seien die Autoren gebeten worden, Robin Horst (also Seehofer) im Singspiel nicht sagen zu lassen, dass er sich mit jungen Großstädterinnen gut auskenne. „Aus Respekt vor der im Saal anwesenden Gattin des Ministerpräsidenten“ (Taubenberger) hätten sie die Stelle weglassen sollen. Sie wurde gezeigt.

Seit 1998 zeichnen Demmelhuber, Paetz und Bauer verantwortlich für das Spiel. Das Klima zwischen dem Trio und den Verantwortlichen bei Paulaner und dem BR sei zunehmend schlechter geworden. „Es gab einfach zu viele Diskussionen“, sagt Kabarettist Paetz. Bauer erzählt: „Im Jahr 2008 sind uns sinkende Quoten vorgehalten worden.“ Trotz mehrmaliger Nachfragen, ob sie weiterhin als Autoren erwünscht seien, hätten sie erst im September die Zusage erhalten. „Die haben uns am langen Arm verhungern lassen. Das hat uns geärgert.“

Andere Beteiligte wissen nichts von harter Zensur

Die Sprachlosigkeit heizte den Konflikt an, der Ärger bei der Textabnahme brachte das volle Fass zum Überlaufen. Denn von harter Zensur bei Paulaner wissen andere Beteiligte nicht zu berichten. Fastenprediger Michael Lerchenberg sagt: „Dass die Brauerei etwas verändern möchte, ist ein völlig normaler Vorgang“. Dabei gehe es allenfalls um Halbsätze. Lerchenberg: „Das ist wie mit einem Intendanten, der im Theater das letzte Wort hat.“ Paulaner ist die Veranstaltung jedes Jahr eine sechsstellige Summe wert, der BR zahlt nur die Übertragung und einen Anteil der Schauspieler-Gagen.

Jetzt werden neue Autoren und ein Regisseur gesucht: „Das ist eine Herausforderung, aber letztlich kein Problem“, ist Taubenberger überzeugt. Uli Bauer sagt: „Trotz allem wäre ich bereit, als Ude-Darsteller mitzuwirken. Wenn die Brauerei es wünscht.“

Katharina Rieger

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