Nockherberg: Deshalb strich der BR den KZ-Vergleich
MÜNCHEN - Der Bayerische Rundfunk (BR) hat die Kürzung der Nockherberg-Sendung verteidigt. „Es ist eine Entscheidung der Redaktion und hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun“, sagte der im Januar 2011 scheidende Intendant Thomas Gruber.
„In dem Fall ist der Begriff der Zensur völlig deplatziert“, so Gruber. Der Kabarettist und langjährige Stoiber-Imitator Michael Lerchenberg hatte in seiner Rede beim traditionellen Starkbieranstich in München mit einem KZ-Vergleich für einen Eklat gesorgt. In der Wiederholung der Sendung fehlte die umstrittene Passage, in der Lerchenberg Außenminister Guido Westerwelle (FDP) mit einem KZ-Organisator verglich.
In dem Redemanuskript, das jeder Nockherberg-Kabarettist dem BR vorlegen muss, seien diese Anspielung sowie satirische Bemerkungen über den gewaltsamen Tod Dominik Brunners am Münchner S-Bahnhof Solln nicht enthalten gewesen. „Solche Vorkommnisse sollten sich satirischer Betrachtung entziehen“, sagte Programmdirektor Gerhard Fuchs, der zuvor – ebenso wie BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb – vom Gremium in seinem Amt bestätigt worden war.
Die Sendung nachträglich zu bearbeiten sei eine redaktionelle Entscheidung gewesen – Fuchs stehe hinter diesem Entschluss. Allerdings solle sich die Paulaner-Brauerei, die die traditionsreiche Veranstaltung organisiert, sich in Zukunft besser aussuchen, mit wem sie zusammen arbeite. „Die Brauerei muss sich schon die Frage stellen, mit wem sie sich einlässt“, sagte Fuchs. Früher sei es auf dem Nockherberg „sehr viel entspannter und humoriger“ gewesen.
„Täuschung der Zuschauer“
Die Landtags-Fraktionen von Grünen und SPD hatten die Kürzung der BR-Sendung scharf kritisiert. Auch von „Zensur“ war die Rede, weil bei der Wiederholung nicht deutlich wurde, dass es sich um einen Zusammenschnitt handelte. Der Bayerische Journalisten-Verband hatte die Kürzung eine „Täuschung der Zuschauer“ genannt. Der Vorsitzende des Rundfunkrates, Bernd Lenze, sagte dagegen: „Es gibt einen Unterschied zwischen Zensur und kommunikativer Panne“.
Heide Langguth vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte, dass man durch die Schnitte vor allem eins nicht gesehen habe: Niemand im Saal – auch keiner der anwesenden, hochrangigen Politiker - habe sich an den umstrittenen Äußerungen Lerchenbergs gestoßen. „Da war deutlich, dass es niemanden gab, der aufgestanden ist oder auch nur eine Miene verzogen hat“, sagte sie. (dpa)