Nockherberg 2016: Selbstbewusst am Grat

Freilich: Der Nockherberg ist eine gekaufte Veranstaltung. Dass da keine Skandalaufführung rauskommt, ist gewiss. Trotzdem gelingt dem Singspiel der Spagat zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit. Ein Kommentar von AZ-Redakteur Christian Pfaffinger.
von  Von Christian Pfaffinger
AZ-Reporter Christian Pfaffinger über das Singspiel von Marcus H. Rosenmüller am Nockherberg 2016.
AZ-Reporter Christian Pfaffinger über das Singspiel von Marcus H. Rosenmüller am Nockherberg 2016. © BR/AZ

Gaudi im Graus, Lachen im Leiden – wie geht das bloß? Die Frage, wie man in Zeiten der Flüchtlingsdebatte überhaupt ein lustiges Singspiel zusammenbringen soll, ist schwierig.

Bilder, Interviews, Hintergründe: Alles zum Nockherberg 2016

Menschliche Katastrophen, Hetze, Angst – das alles ist nicht lustig. Und trotzdem hat das Team um Autor Thomas Lienenlüke und Regisseur Marcus Rosenmüller einen Weg gefunden: fokussiert, verantwortungsbewusst und trotzdem künstlerisch.

Mit der Wetter-Allegorie können sie das Unvermeidbare der Flucht aufgreifen, ohne das Leid im Einzelnen thematisieren zu müssen. Das Stück ist insgesamt selbstbewusst am Grat zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit entlang inszeniert und gespielt. Es trifft den richtigen Ton.

Den Konfllikt gut gelöst

Natürlich muss man auch beachten: Das Stück ist gekauft. Es ist – neben Tradition und Gaudi – auch eine Werbeveranstaltung für Paulaner und das Bayerische Fernsehen. Das Stück wird vorher von den Auftraggebern abgenommen. Dass da keine Skandalaufführung rauskommt, ist gewiss.

Der AZ-Liveticker vom Nockherberg zum Nachlesen

Gerade deswegen ist es aber bemerkenswert, dass im Konflikt der Interessen – die einen wollen eine schöne Veranstaltung, die anderen mit ihrem Stück eine Botschaft aussenden – ein klares, selbstbewusstes und tiefsinniges Stück herausgekommen ist, das auch noch Spaß macht.

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