Nockherberg 2016: Selbstbewusst am Grat

Gaudi im Graus, Lachen im Leiden – wie geht das bloß? Die Frage, wie man in Zeiten der Flüchtlingsdebatte überhaupt ein lustiges Singspiel zusammenbringen soll, ist schwierig.
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Menschliche Katastrophen, Hetze, Angst – das alles ist nicht lustig. Und trotzdem hat das Team um Autor Thomas Lienenlüke und Regisseur Marcus Rosenmüller einen Weg gefunden: fokussiert, verantwortungsbewusst und trotzdem künstlerisch.
Mit der Wetter-Allegorie können sie das Unvermeidbare der Flucht aufgreifen, ohne das Leid im Einzelnen thematisieren zu müssen. Das Stück ist insgesamt selbstbewusst am Grat zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit entlang inszeniert und gespielt. Es trifft den richtigen Ton.
Den Konfllikt gut gelöst
Natürlich muss man auch beachten: Das Stück ist gekauft. Es ist – neben Tradition und Gaudi – auch eine Werbeveranstaltung für Paulaner und das Bayerische Fernsehen. Das Stück wird vorher von den Auftraggebern abgenommen. Dass da keine Skandalaufführung rauskommt, ist gewiss.
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Gerade deswegen ist es aber bemerkenswert, dass im Konflikt der Interessen – die einen wollen eine schöne Veranstaltung, die anderen mit ihrem Stück eine Botschaft aussenden – ein klares, selbstbewusstes und tiefsinniges Stück herausgekommen ist, das auch noch Spaß macht.