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Noch mehr Verdächtige: Drogenskandal bei der Münchner Polizei weitet sich aus

Staatsanwaltschaft und LKA ermitteln gegen 30 Beamte, 26 davon aus dem Polizeipräsidium München. Etliche sollen Drogen konsumiert oder weitergegeben haben.
von  Ralph Hub
Das Münchner Polizeipräsidium in der Ettstraße.
Das Münchner Polizeipräsidium in der Ettstraße. © imago/imagebroker

München - Der Drogen-Skandal bei der Münchner Polizei zieht immer größere Kreise: Mittlerweile stehen 30 Beamte unter Verdacht, bislang war bei den Ermittlungen von 21 beschuldigten Polizisten die Rede gewesen.

Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt nach Angaben der Staatsanwaltschaft München und des LKA weiterhin im Bereich Drogenmissbrauch. Etliche der beschuldigten Polizisten sollen Kokain genommen oder weitergegeben haben. Daneben wird gegen einzelne Beamte auch wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt sowie der Verfolgung Unschuldiger ermittelt.

Auf mindestens drei Handys sind Hakenkreuze zu sehen

Neu hinzugekommen ist, wie die Ermittler am Dienstag mitteilten, der Vorwurf der Körperverletzung im Amt sowie das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Auf mindestens drei Handys wurden nach AZ-Informationen Fotos gefunden, auf denen Hakenkreuze zu sehen sind oder Leute, die den Hitlergruß zeigen. Die Inhalte bezögen sich auf drei Beamte, die sich jeweils in Einzelchats ausgetauscht hätten, so das LKA.

Weitere Details können aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht mitgeteilt werden, sagte Oberstaatsanwältin Anne Leiding auf Nachfrage der AZ. Man sei noch lange nicht am Ende der Ermittlungen angelangt, heißt es aus der "Soko Nightlife", niemand werde "mit Samthandschuhen angefasst".

26 der beschuldigten Beamten sind beim Polizeipräsidium beschäftigt

"Die individuellen Tatbeteiligungen der beschuldigten Beamten sind weiterhin noch offen und Gegenstand der Ermittlungen", betont Ludwig Waldinger, Sprecher des LKA. 15 der verdächtigten Beamten sind bereits vorübergehend vom Dienst suspendiert. Bislang wurde nach Angaben des Präsidiums München gegen 19 Beamte ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Bei sieben Polizisten sei noch nicht entschieden, ob es nach Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen ein Disziplinarverfahren geben werde.

26 der beschuldigten Beamten sind derzeit beim Polizeipräsidium München, vier weitere waren früher dort beschäftigt. Zwei von ihnen sind inzwischen bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei, je ein Tatverdächtiger ist Angehöriger des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt sowie des Polizeipräsidiums Schwaben Nord in Augsburg.

Nach früheren Erkenntnissen sollen die Beschuldigten mindestens seit 2018 in die Drogenszene verwickelt gewesen sein. Die Vorwürfe kamen nur ans Licht, weil ein mutmaßlicher Drogendealer über seine mutmaßlichen Kunden in Uniform auspackte. Die Polizisten sollen die Rechtsverstöße überwiegend in ihrer Freizeit beim Feiern begangen haben.

Polizeipräsident Hampel kündigt Konsequenzen an

Die "Soko Nightlife", die zur Aufklärung des Skandals eingerichtet wurde, umfasst insgesamt 20 Beamte. Bislang werteten die Ermittler mehr als 3,5 Mio Chatnachrichten aus, mehr als drei Millionen Bilder und mehr als 75.000 Videodateien. Die Größe der sichergestellten Datenspeicher umfasst nach Angaben des LKA mehr als 6,5 Terabyte.

Nach früheren Erkenntnissen sollen die beschuldigten Polizisten mindestens seit 2018 in die Münchner Drogenszene verwickelt gewesen sein. Viele von ihnen arbeiteten in der Polizeiinspektion 11 in der Altstadt, es seinen aber auch etliche andere Münchner Dienststellen ebenfalls betroffen, heißt es.

Thomas Hampel war Präsident des neuen Bayerischen Asyl-Landesamts, seit November ist er Polizeichef in München.
Thomas Hampel war Präsident des neuen Bayerischen Asyl-Landesamts, seit November ist er Polizeichef in München. © Präsidium

Der Kokain-Skandal kam nur ans Licht, weil ein mutmaßlicher Drogendealer in einem Verfahren auch über seine mutmaßlichen Kunden in Uniform ausgepackt hatte. Die Polizisten sollen die Rechtsverstöße überwiegend in ihrer Freizeit beim Feiern begangen haben.

"Die im Raum stehenden Vorwürfe sind mit unserem Selbstverständnis und auch mit der berechtigten Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger an ihre Polizei absolut unvereinbar", sagte Münchens neuer Polizeichef Thomas Hampel. Im Anschluss an die strafrechtliche Aufarbeitung werde das Polizeipräsidium mit aller Konsequenz geeignete Disziplinarmaßnahmen durchführen.

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