Noch keine Regeln für Club-Öffnungen in Bayern: "Geringschätzung der Szene"

Ab dem 1. Oktober sollen die Clubs in Bayern wieder öffnen dürfen. Jedoch wird erst am Vortag über die weiteren Auflagen und Maßnahmen zur Öffnung entschieden. Die Betreiber der Clubs sprechen von "Geringschätzung der Szene".
Michael Schleicher |
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Ein Bild vom vergangenen November: "236 days closed" steht auf einem Schild vor dem Pacha in München.
Ein Bild vom vergangenen November: "236 days closed" steht auf einem Schild vor dem Pacha in München. © imago/ZUMA Wire

München - Vor etwas mehr als drei Wochen, am 31. August, stellte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in Aussicht, dass Clubs und Diskotheken in Bayern ab dem 1. Oktober nach monatelangem Lockdown wieder öffnen dürfen. Die Wiederbelebung des Nachtlebens, sie wurde von Söder als "sicherlich mutigste Entscheidung" beim weiteren Vorgehen im Kampf gegen die Pandemie bezeichnet.

Bisher gibt es keine genauen Vorgaben für die Clubs

Konkrete Auflagen für die Öffnung folgten bislang allerdings nicht – für die Betreiber eine schwierige Situation. Denn auch weiterhin, acht Tage vor der angedachten Öffnung, wissen sie nicht hundertprozentig, welche Maßnahmen befolgt, welche Auflagen eingehalten werden müssen.

Der Grund: In der aktualisierten Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, die bis zum 1. Oktober gilt, sind noch keine Regelungen für Clubs und Diskotheken enthalten. Über neue Corona-Maßnahmen wird erst am kommenden Donnerstag (30. September) entschieden, wie Söder auf der Pressekonferenz nach der Ministerratssitzung am vergangenen Dienstag erklärte.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei der Pressekonferenz am vergangenen Dienstag.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei der Pressekonferenz am vergangenen Dienstag. © Sven Hoppe/dpa

Dann wird das Kabinett auch die neue Verordnung beschließen. Streng gesehen bekommen die Betreiber also erst einen Tag vor der geplanten Öffnung Bescheid, unter welchen Auflagen sie nun wirklich öffnen dürfen.

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"Das Zögern wird auch als Geringschätzung empfunden"

Ob die Clubs nun ein Wochenende früher oder später öffnen dürfen, ändere für die meisten Betreiber nichts, erklärt David Süß, Vorsitzender des Verbands der Münchener Kulturveranstalter (VDMK), auf AZ-Nachfrage. Jedoch gebe es allgemein eine Ungeduld, "das Zögern der Politik in Bayern wird deshalb auch als Geringschätzung der Szene empfunden".

Dass die Clubs ab Oktober wieder öffnen dürfen, sei sicher, stellte Söder am Dienstag nochmal klar. "Es bleibt dabei, wir werden die Öffnung von Clubs und Diskotheken zum Oktober erlauben. (...) Gerade werden die Hygieneleitfäden zwischen dem Gesundheitsministerium und dem zuständigen Haus erarbeitet", sagte der Ministerpräsident auf der Pressekonferenz. Bezüglich der Auflagen würden "derzeit Gespräche stattfinden".

David Süß, Vorsitzender des VDMK.
David Süß, Vorsitzender des VDMK. © Sven Hoppe/dpa

Clubs: nur ohne Abstand und Maske öffnen!

Durch das Vorgehen der Staatsregierung fehlt den Betreibern die Planungssicherheit. "Ohne zu wissen, welche Regeln für Öffnungen gelten werden, ist es nicht möglich die Öffnungen so zu planen, dass diese wirklich schon am ersten Wochenende im Oktober möglich sind", sagt Süß dazu.

Ob die Betreiber innerhalb von nur einem Tag die Öffnung planen und organisieren können? Unklar. "Die Clubs sind bereit, es ist nun an der Politik endlich zu veröffentlichen, unter welchen Regelungen die Clubs wieder den so lange vermissten Beitrag zu einer bunten, vielfältigen Nachtkultur beitragen können."

Die Diskotheken haben für ihre Öffnung klare Vorstellungen: So werde es diese nur geben, "wenn die Clubs unter Vollauslastung, ohne Abstandsregelungen und ohne Maskenpflicht betrieben werden dürfen" wie Süß klarstellt.

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Das sagt das Gesundheitsministerium

Doch warum werden die neuen Regeln für die Club-Öffnungen erst einen Tag vorher kommuniziert? Eine konkrete Antwort vom Bayerischen Gesundheitsministerium gibt es dazu nicht. "Die genauen Regelungen dazu sind noch in Arbeit. Maßgaben und Vorgaben werden unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Entwicklungen auch im Dialog mit Verbandsvertretern erarbeitet. In der nächsten Kabinettssitzung wird es einen Beschluss zur Öffnung von Clubs und Diskotheken geben", antwortete eine Ministeriumssprecherin auf AZ-Nachfrage.

Doch nicht nur die Kurzfristigkeit macht den Betreibern derzeit zu schaffen, das fehlende Personal wiegt für die Nachtgastronomie fast noch schwerer. Vor allem in München arbeiten viele Studenten abends und nachts in Clubs und Bars, um sich ihr Leben in der Stadt finanzieren zu können. Durch die monatelange Schließung aufgrund der Pandemie sind die Aushilfen mittlerweile in anderen Jobs untergekommen. "Es ist nicht ohne weiteres möglich, dieses Personal ohne einer eindeutigen Perspektive zurückzubekommen", sagt Süß.

Und auch wenn die Unsicherheiten noch groß sind, eine Nachricht dürfte Münchens Nachtleben-Szene freuen: Der Bullit Club kommt zurück. Auf Facebook lädt das Bullit bereits ein – Eröffnung in einer "secret location" soll am 1. Oktober sein.

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2 Kommentare
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  • MaxvonBayern am 24.09.2021 11:42 Uhr / Bewertung:

    Söder wartet die Wahl ab. Und wenn er verliert wird er sich rächen.
    Dann dürfen die Clubs nur mit 2G, Maske und Abstandsregelung ( so 1 Person pro 20qm) öffnen - und dann können sie genausogut gleich zubleiben.

  • Antisöder am 24.09.2021 07:11 Uhr / Bewertung:

    Söder spricht von der "mutigsten Entscheidung".
    Der Chef der Rentnerpartei CSU sollte mal über den bayerischen Tellerrand schauen.
    Nachtleben ist in vielen deutschen Bundesländern schon lange möglich.
    Wenn Söders "Team Vorsicht" wenigstens Erfolge durch bessere Zahlen vorweisen könnte.
    Leider sprechen die Zahlen deutlich gegen Söders Strategie. Die Umfragen zur Wahl übrigens auch.

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