Noch keine Funde in Ludwigsfeld: Das sagen die Bewohner zu den KZ-Grabungen
München - Seit Anfang des Jahres führt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege Grabungen in Ludwigsfeld durch um zu klären, ob es dort Massengräber ehemaliger KZ-Häftlinge gibt. Stadtteilhistoriker gehen davon aus, Kinder aus der Siedlung Ludwigsfeld haben beim Spielen auch schon menschliche Knochen oder Totenschädel gefunden.
Die Untersuchung des südlichen Teils des ehemaligen KZ-Außenlagers Dachau-Allach, das sich dort befand, ist nun abgeschlossen. Gefunden wurde auf dem Grundstück an der heutigen Granatstraße 12 jedoch nichts, hat das NS-Dokumentationszentrum jüngst mitgeteilt.
Trotzdem geht die Suche weiter, denn bislang sind erst vier der sieben vermuteten Grabstellen untersucht worden. Der nördliche Teil des Geländes soll bis zum Frühsommer ebenfalls von Experten begutachtet werden. Wie gehen die Bewohner mit der vermeintlichen Vorbelastung ihres Heimatbodens um?
Reportage zur Siedlung Ludwigsfeld: Wo das reine Menschsein zählt
Das sagen die Ludwigsfelder zu den KZ-Grabungen in ihrem Viertel
(Foto: evs)
Schneiderin Napsu Genslein (61):„Diese Siedlung ist meine Heimat. Wir sind hier kunterbunt. Als Kinder haben wir Schimpfworte in vielen Sprachen gekonnt. Dass die Geschichte des Lagers jetzt aufgedeckt wird, ist gut. Es ist ja unsere Geschichte.“
(Foto: evs)
Tschavachet Krmadjian (58):„Es kann schon sein, dass es den Wert der Wohnungen mindert, wenn die Ludwigsfelder Geschichte endlich aufgearbeitet wird. Wer neu herzieht, hat auch das Recht zu erfahren, wo er hinzieht!"
(Foto: evs)
Erzieher Roman Kulig (33): „Mir gefallen die Atmosphäre und die Menschen. Es ist wie in einem kleinen Dorf. Die archäologischen Grabungen zu den KZ-Spuren spielen für mich keine große Rolle. Was unter der Erde ist, interessiert mich nicht.“
(Foto: evs)
Schwester Bertholda (76): „Für Intellektuelle ist die Siedlung natürlich ein durch das frühere KZ belasteter Ort. Aber man soll nicht zu sehr in der Vergangenheit wühlen. Sorgen machen mir die Mieterhöhungen. Immer mehr müssen abwandern.“
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