Noch immer kein Spur: Tödlicher Radlrambo-Unfall aus der Hochstraße jährt sich

München - Ein Jahr ist es jetzt genau her, dass ein 37-jähriger Radler in der Hochstraße ums Leben kam. Ein Unbekannter auf einem Mountainbike hatte Fabio D. bei einer zufälligen Begegnung zu Fall gebracht. Der Täter ist noch immer nicht identifiziert. Das Unfallkommando der Polizei fahndet, bisher aber ohne Erfolg. Sämtliche verfolgten Spuren verliefen im Sand.
Fabio D. hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder. Die Buben müssen ohne ihren Vater aufwachsen. "Die beiden Zwillinge sind als Halbwaisen auf die Welt gekommen", schrieb Fabios Schwager Ugur C. vor Monaten auf Instagram. "Die Person die meinem Schwager aus dem Leben gerissen hat und meine Schwägerin zur Witwe und meine Neffen zu Halbwaisen gemacht hat - ist immer noch nicht gefasst", schreibt Ugur C. voller Trauer.
Familie von Fabio D. bittet immer noch um Hinweise
Die Familie bittet eindringlich all diejenigen, die den gesuchten Radler auf dem Foto zu kennen glauben, sich bei der Polizei zu melden – notfalls auch anonym.
Die Frau von Fabio D. wandte sich via Internet sogar direkt an den Unfallverursacher und bat: "Wenn du das liest, dann bitte stell dich. Bitte tu es für seine Kinder!"
Fabio D. war am 17. Mai 2020, einem Sonntag, mit Freunden aus Ottobrunn zu einem Ausflug aufgebrochen. Auf der Rückfahrt passierte der Unfall. "Mein Mann musste sterben wegen sowas", schrieb die Witwe in einem Chat. "Er hatte einfach einen schönen Tag an der Isar. Jetzt kommt er nie wieder zurück."
Münchner Polizei hat keine heiße Spur
Doch bisher hat sich der gesuchte Radler seiner Verantwortung nicht gestellt. Die Polizei erhielt in den vergangenen Monaten rund 100 Hinweise auf den Täter. "Aktuell werden die letzten bei uns eingegangenen Hinweise abgearbeitet", sagt Polizeisprecher Gordon Winkel. Trotz intensiver Bemühungen habe der geflüchtete Radfahrer aber noch nicht identifiziert werden können.
"Eine heiße Spur wird derzeit nicht verfolgt. Die Ermittlungen werden aber fortgesetzt", betonte Oberstaatsanwältin Anne Leiding auf Anfrage der AZ. Der gesuchte Mountainbiker fährt also vermutlich weiterhin unbehelligt durch München.
Angehörige von Fabio D. haben eine Belohnung von 10.000 Euro für den entscheidenden Hinweis auf den Täter ausgesetzt. Die Familie des Opfers hofft, dass so Zeugen oder auch Bekannte des Mannes animiert werden, sich bei der Polizei zu melden. Das Präsidium selbst hat auch eine Belohnung von 2.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen.
Radfahrer wurde gefilmt - und ist immer noch unbekannt
Der gesuchte Radler wurde kurz vor dem Unfall in der Hochstraße am 17. Mai 2020 zufällig von einer automatischen Überwachungskamera gefilmt. Der Tatverdächtige soll etwa 45 bis 50 Jahre alt sein, zwischen 1,80 und 1,95 Meter groß und stämmig. Er hatte den Zeugenaussagen zufolge starke Waden, kurze, grau melierte Haare und ein breites Gesicht ohne Bart.
Am fraglichen Tag trug er ein schwarzes Oberteil mit blauen Streifen an den Ärmeln und eine blaue Hose, aber keinen Fahrradhelm. Er soll Deutsch ohne Dialekt oder Akzent gesprochen haben.
Der Mann auf dem dunklen Mountainbike war bereits vor der Hochstraße wegen seiner aggressiven und schnellen Fahrweise aufgefallen. Zeugen berichteten damals, der Mann habe sich an anderen Radlern rücksichtslos vorbeigedrängelt und geklingelt, um freie Bahn zu bekommen.
Der tödliche Unfall ereignete sich gegen 18.30 Uhr. Fabio D. und der Unbekannte fuhren zunächst von der Rosenheimer Straße kommend in Richtung Rablstraße. Die Radler kamen sich in die Quere. Als Fabio D. den Mountainbiker ansprach, kam es zu einem kurzen Wortwechsel. Der Unbekannte fuhr laut Polizei dem 37-Jährigen nach und überholte ihn rechts. Fabio D. stürzte dabei nach links auf die Fahrbahn. Zeugen hatten damals berichtet, dass sie gesehen hätten, wie der Unbekannte Fabio D. einen Stoß versetzt habe.
Fabio D. starb an seinen schweren Verletzungen
Der Unbekannte fiel ebenfalls hin, stand aber wieder auf und flüchtete stadtauswärts. Fabio D., der mit einem Pedelec alleine von einer Radltour auf dem Heimweg zu seiner Frau war, verlor bei dem Sturz das Bewusstsein. Er erlag später in einer Münchner Klinik seinen schweren Verletzungen.
Angaben zur Identität des gesuchten Radl-Rowdys nimmt weiterhin das Unfallkommando des Präsidiums unter 089 6216-3322 entgegen oder jede andere Polizeidienststelle. Juristisch geht es um den Vorwurf einer Körperverletzung mit Todesfolge, zudem um das unerlaubte Entfernen vom Unfallort.