Noch immer kein Spur: Tödlicher Radlrambo-Unfall aus der Hochstraße jährt sich

Vor einem Jahr brachte ein Radfahrer Fabio D. in der Hochstraße zu Fall, der Vater zweier Kinder starb. Die Polizei hat noch immer keine Spur zu dem Mann.
Ralph Hub
Ralph Hub,
Lukas Schauer |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
15  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Hochstraße: Hier hat sich der Unfall ereignet.
Die Hochstraße: Hier hat sich der Unfall ereignet. © Sigi Müller

München - Ein Jahr ist es jetzt genau her, dass ein 37-jähriger Radler in der Hochstraße ums Leben kam. Ein Unbekannter auf einem Mountainbike hatte Fabio D. bei einer zufälligen Begegnung zu Fall gebracht. Der Täter ist noch immer nicht identifiziert. Das Unfallkommando der Polizei fahndet, bisher aber ohne Erfolg. Sämtliche verfolgten Spuren verliefen im Sand.

Fabio D. hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder. Die Buben müssen ohne ihren Vater aufwachsen. "Die beiden Zwillinge sind als Halbwaisen auf die Welt gekommen", schrieb Fabios Schwager Ugur C. vor Monaten auf Instagram. "Die Person die meinem Schwager aus dem Leben gerissen hat und meine Schwägerin zur Witwe und meine Neffen zu Halbwaisen gemacht hat - ist immer noch nicht gefasst", schreibt Ugur C. voller Trauer.

Familie von Fabio D. bittet immer noch um Hinweise

Die Familie bittet eindringlich all diejenigen, die den gesuchten Radler auf dem Foto zu kennen glauben, sich bei der Polizei zu melden – notfalls auch anonym.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Die Frau von Fabio D. wandte sich via Internet sogar direkt an den Unfallverursacher und bat: "Wenn du das liest, dann bitte stell dich. Bitte tu es für seine Kinder!"

Fabio D. war am 17. Mai 2020, einem Sonntag, mit Freunden aus Ottobrunn zu einem Ausflug aufgebrochen. Auf der Rückfahrt passierte der Unfall. "Mein Mann musste sterben wegen sowas", schrieb die Witwe in einem Chat. "Er hatte einfach einen schönen Tag an der Isar. Jetzt kommt er nie wieder zurück."

Münchner Polizei hat keine heiße Spur

Doch bisher hat sich der gesuchte Radler seiner Verantwortung nicht gestellt. Die Polizei erhielt in den vergangenen Monaten rund 100 Hinweise auf den Täter. "Aktuell werden die letzten bei uns eingegangenen Hinweise abgearbeitet", sagt Polizeisprecher Gordon Winkel. Trotz intensiver Bemühungen habe der geflüchtete Radfahrer aber noch nicht identifiziert werden können.

"Eine heiße Spur wird derzeit nicht verfolgt. Die Ermittlungen werden aber fortgesetzt", betonte Oberstaatsanwältin Anne Leiding auf Anfrage der AZ. Der gesuchte Mountainbiker fährt also vermutlich weiterhin unbehelligt durch München.

Angehörige von Fabio D. haben eine Belohnung von 10.000 Euro für den entscheidenden Hinweis auf den Täter ausgesetzt. Die Familie des Opfers hofft, dass so Zeugen oder auch Bekannte des Mannes animiert werden, sich bei der Polizei zu melden. Das Präsidium selbst hat auch eine Belohnung von 2.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen.

Radfahrer wurde gefilmt - und ist immer noch unbekannt

Der gesuchte Radler wurde kurz vor dem Unfall in der Hochstraße am 17. Mai 2020 zufällig von einer automatischen Überwachungskamera gefilmt. Der Tatverdächtige soll etwa 45 bis 50 Jahre alt sein, zwischen 1,80 und 1,95 Meter groß und stämmig. Er hatte den Zeugenaussagen zufolge starke Waden, kurze, grau melierte Haare und ein breites Gesicht ohne Bart.

Am fraglichen Tag trug er ein schwarzes Oberteil mit blauen Streifen an den Ärmeln und eine blaue Hose, aber keinen Fahrradhelm. Er soll Deutsch ohne Dialekt oder Akzent gesprochen haben.

Lesen Sie auch

Der Mann auf dem dunklen Mountainbike war bereits vor der Hochstraße wegen seiner aggressiven und schnellen Fahrweise aufgefallen. Zeugen berichteten damals, der Mann habe sich an anderen Radlern rücksichtslos vorbeigedrängelt und geklingelt, um freie Bahn zu bekommen.

Der tödliche Unfall ereignete sich gegen 18.30 Uhr. Fabio D. und der Unbekannte fuhren zunächst von der Rosenheimer Straße kommend in Richtung Rablstraße. Die Radler kamen sich in die Quere. Als Fabio D. den Mountainbiker ansprach, kam es zu einem kurzen Wortwechsel. Der Unbekannte fuhr laut Polizei dem 37-Jährigen nach und überholte ihn rechts. Fabio D. stürzte dabei nach links auf die Fahrbahn. Zeugen hatten damals berichtet, dass sie gesehen hätten, wie der Unbekannte Fabio D. einen Stoß versetzt habe.

Fabio D. starb an seinen schweren Verletzungen

Der Unbekannte fiel ebenfalls hin, stand aber wieder auf und flüchtete stadtauswärts. Fabio D., der mit einem Pedelec alleine von einer Radltour auf dem Heimweg zu seiner Frau war, verlor bei dem Sturz das Bewusstsein. Er erlag später in einer Münchner Klinik seinen schweren Verletzungen. 

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Angaben zur Identität des gesuchten Radl-Rowdys nimmt weiterhin das Unfallkommando des Präsidiums unter 089 6216-3322 entgegen oder jede andere Polizeidienststelle. Juristisch geht es um den Vorwurf einer Körperverletzung mit Todesfolge, zudem um das unerlaubte Entfernen vom Unfallort.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
15 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Livin' la vida low carb am 17.05.2021 15:30 Uhr / Bewertung:

    Ich verstehe nicht, wieso dieser Mensch niemandem bekannt vorkommt. Wurde deutschlandweit nach ihm gefahndet?

  • Voorentief am 17.05.2021 13:25 Uhr / Bewertung:

    Es wurde schon am Anfang der Ermittlungen die Vermutung von offizieller Seite geäußert, dass im Falle einer Festnahme die Beweislage sehr schwierig und eine Verurteilung mehr als fraglich sein würde.

  • Dugi am 17.05.2021 12:45 Uhr / Bewertung:

    Ich hoffe zwar auch noch, dass dieser Typ gefunden wird, aber wenn man ehrlich ist, ändert das nicht sehr viel.
    Vor allem könnte Verurteilung des Täters das Geschehene und die Situation für die Hinterbliebenen nicht ungeschehen machen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.