Ende des Notfall-Busfahrplans nicht absehbar: So reagiert die MVG auf die Personalnöte

München - Im Oktober vergangenen Jahres war der Notfall-Fahrplan für die Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) entstanden, weil es wegen Erkrankungen plötzlich zu wenige Busfahrer gab. Der Fahrplan wurde dann bis Februar verlängert, sollte eigentlich bis Sommer gelten – und hat jetzt sogar bis in den Oktober hinein Bestand. Was ist da los, dass nun tatsächlich ein Jahr lang zehn Münchner Buslinien seltener fahren? Die AZ hat bei der MVG nachgefragt.
MVG-Sprecher: "Müssen mit Blick auf die Verkehrswende neues Personal aufbauen"
Dabei bestätigt MVG-Sprecher Maximilian Kaltner, dass der reduzierte Fahrplan vorerst bis zum Ende der Wiesn läuft, kann aber selbst mit Blick auf den kommenden Herbst keine Entwarnung geben: "Wir beobachten die Situation laufend und werden dann entscheiden, ob er weiter verlängert werden muss."
Die Ursachen für diesen Missstand seien vielfältig, erklärt der MVG-Sprecher. Zum einen spiele der noch immer hohe Krankenstand im Fahrdienst eine Rolle, zum anderen müsse das Unternehmen viele Beschäftigte in den Ruhestand verabschieden: "Diese müssen wir nicht nur ersetzen, sondern mit Blick auf die Verkehrswende neues Personal aufbauen, um den Ausbau umsetzen zu können."
Der MVG fehlen derzeit 50 Busfahrer "für einen stabilen Betrieb"
Das Problem betrifft demnach nicht nur die MVG als Verkehrsunternehmen und nicht nur München: Unter dem Fachkräftemangel leiden viele Branchen bundesweit.
Kaltner: "Hinzu kommt, dass wir für Ersatzverkehre während der anstehenden Baumaßnahmen bei der Tram mehr Personal benötigen als für den Regelverkehr. Für einen stabilen Betrieb fehlen uns derzeit rund 50 Fahrerinnen und Fahrer." Eine belastbare Prognose für die kommenden Jahre sei in seinen Augen schwierig, sie hänge stark von den noch zu beschließenden Leistungserweiterungen und Ersatzverkehren ab.
Stand heute rechnet man bei der MVG mit einem Bedarf von etwa 100 zusätzlichen Fahrern und setzt sich intensiv mit dem Problem auseinander: Das Unternehmen intensiviert nach eigenen Angaben das Personalmarketing und das Recruiting "massiv", setzt aber auch sehr stark auf die Ausbildung.

"Auf der einen Seite weisen wir auf den sicheren Job und das sichere Gehalt mit deutlichen Verbesserungen nach der Tarifeinigung sowie Gestaltungsmöglichkeiten beim Dienstplan hin. Auf der anderen Seite suchen wir mit niederschwelligen und breiten Angeboten Bewerberinnen und Bewerber", betont Kaltner.
Für die Zukunft wappnet sich das Unternehmen, indem es im kommenden Jahr Busfahrer im europäischen Ausland ausbilden und die Ausbildung in München zusätzlich in Teilzeit anbieten will: "Außerdem prüfen wir darüber hinaus die Anwerbung von Fahrerinnen und Fahrern für Tram und U-Bahn in Drittstaaten." Auch Quereinsteiger nimmt die MVG verstärkt ins Visier.
MVG-Sprecher: "Zur Wiesn werden wir betroffene Linien verstärken"
Weitere Tools bei der Rekrutierung von Personal sind laut Kaltner das gerade gestartete Angebot von Sprachkursen vor Ausbildungsbeginn sowie die Kooperation mit einer externen Fahrschule sowie die Fortsetzung des Migrationsprojekts im Herbst.
Dabei kooperiert die MVG unter anderem mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Jobcenter und den berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz). Insbesondere während der Zeiten, in denen es Ersatzverkehr gibt, werden vermehrt Leihfahrer eingesetzt, die bei guter Eignung übernommen werden.
Ob die MVG unter diesen Umständen den immensen Aufwand während des Oktoberfests (16. September bis 3. Oktober) bewältigen kann, steht in den Sternen. MVG-Sprecher Kaltner: "Zur Wiesn werden wir betroffene Linien verstärken, der Umfang ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht klar."
Manuel Pretzl, Vorsitzender der Stadtratsfraktion der CSU und Freien Wähler, beantragte bereits einen runden Tisch zum Thema: In seinen Augen dürfe man sich an den Notfall-Fahrplan nicht gewöhnen. "Wir müssen jetzt alle Optionen prüfen. Ziel muss sein, zur Wiesn wieder den normalen Fahrplan zu gewährleisten", sagte er dem "Münchner Merkur".
Der derzeit geltende Notfall-Fahrplan der MVG-Busse
- Expressbus X30: fährt Montag bis Freitag alle 10 statt 6-7 Minuten. Im Abschnitt Harras – Tegernseer Landstraße verkehren parallel die Linien 54 und 153
- Expressbus X35: fährt alle 20 statt 10 Minuten. Zwischen OEZ und Alte Heide fährt parallel der Expressbus X36 alle 20 Minuten.
- Bus 55: Montag bis Freitag in den Hauptverkehrszeiten alle 6-7 statt 5 Minuten.
- Bus 58/68: Montag bis Freitag von 9-15 Uhr alle 10 statt 5 Minuten zwischen Hauptbahnhof und Silberhornstraße.
- Bus 62: Montag bis Freitag von 9-15 Uhr alle 10 statt 6-7 Minuten.
- Bus 100: Montag bis Freitag von 9-15 Uhr und am Wochenende alle 20 statt 10 Min. Abschnittsweise parallel fahren die Linien U4/U5, 54, 58/68.
- Bus 145: sonntags alle 20 statt 10 Minuten (z. T. mit größeren Bussen).
- Bus 155: samstags alle 20 statt 10 Minuten (z. T. mit größeren Bussen).
- Bus 168: Montag bis Freitag von 9-15 Uhr und am Wochenende alle 20 statt 10 Minuten (z.T. mit größeren Bussen).
- Bus 177: Montag bis Freitag von 9-15 Uhr alle 20 statt 10 Minuten.
Alle Änderungen kommuniziert die MVG auch an den Haltestellen per Aushang und in der App.