Noch eine Filiale in München dicht: So will die Post den Service trotzdem halten

Immer mehr Post-Filialen in München schließen. Das Unternehmen beschwichtigt: Das Angebot sei sogar größer geworden. Doch nicht unbedingt einfacher.
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Die Filiale im Alten Hof schließt.
Die Filiale im Alten Hof schließt. © abz

München - Dass man mit Füller auf hübschem Papier einen Brief verfasst und dann eine Marke aufs Kuvert klebt, dürfte bei vielen schon lange her sein. Trotzdem nervt es die meisten, wenn wieder eine Postfiliale schließt. 2021 machten in München vier Filialen zu - darunter auch bekannte wie die an der Fraunhoferstraße im Glockenbachviertel.

Post will weitere Filialen in München schließen

Weitere fünf folgen dieses Jahr: Schon ab April kann man keine Briefe mehr im Alten Hof in der Altstadt und auch keine mehr an der Theresienstraße aufgeben. Einen Ersatz gibt es allerdings für beide Stadtorte noch nicht.

Drei weitere Postfilialen machen Ende September dicht: die an der Korbinianstraße in Milbertshofen, die am Romanplatz und die an der Hofmannstraße in Obersendling. Für die Letzte gibt es schon Ersatz: Anfang Oktober hat eine Post an der Aidenbachstraße 139 eröffnet. Außerdem kommt Ende März noch eine in der Fallstraße dazu. Am Romanplatz ist die Post noch auf der Suche. Und in Milbertshofen wird die Post bei Schreibwaren Hausleiter an der Illungshofstraße 19 erweitert.

Unterschriften-Aktion gegen Filialschließung an der Bergmannstraße

All das führte Helmut Muhr von der Deutschen Post am Donnerstag bei einer Info-Veranstaltung aus. Das Wirtschaftsreferat hatte diese organisiert, weil Bürger und Stadträte so aufgebracht reagieren, wenn die Post ums Eck zumacht.

Über 4.000 Unterschriften sammelte der Bezirksausschuss zum Beispiel an der Schwanthalerhöhe, als die Filiale an der Bergmannstraße schließen sollte. Gebracht hat das laut der BA-Chefin Sybille Stöhr (Grüne) nichts: Die Post ist weg und nun sollen dort voraussichtlich teure Wohnungen entstehen. Eine Antwort auf ihre Sammelaktion habe sie allerdings von der Post nie bekommen, sagt Stöhr.

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Muhr wurde von der Post geschickt, um zu beschwichtigen. Er arbeitet seit über 40 Jahren für die Post und hat ihren Wandel seit der Privatisierung in den 90ern erlebt. Heute lautet sein offizieller Job-Titel: "Regionaler Politikbeauftragter Bayern". Muhr stellt klar: Postämter, in denen Beamte hinter Schaltern in einem eigenen Gebäude sitzen, gibt es bloß noch zweimal in ganz Deutschland: in Berlin und in Bonn.

Wenn eine Postfiliale schließt, entscheidet das meist eine Bank

Ansonsten arbeitet die Post überall mit Partnern zusammen. Zwischen 2006 und 2009 wurden die Post-Filialen in Top-Lagen (zum Beispiel auch die an der Fraunhoferstraße oder im Alten Hof in der Altstadt) an die Postbank übertragen.

Die Postbank wiederum hat - anders als es der Name vermuten ließe - mit der Post nichts mehr zu tun. Das Unternehmen wurde an die Deutsche Bank verkauft. Das heißt: Postfilialen zu schließen, ist meist eine Entscheidung der Bank. Und die dünnt ihr Netz gerade gewaltig aus: Aus etwa 750 Filialen in Deutschland sollen bis Ende 2023 550 werden.

Mehr Packstationen und Partnerfilialen in München

Trotzdem sei der Service der Post in München nicht schlechter geworden: Das bemühte sich Helmut Muhr von der Post zu erklären. Denn das Unternehmen arbeitet nicht nur mit der Deutschen Bank zusammen, sondern auch mit Supermärkten, Tankstellen, Schreibwarenläden und Baumärkten. In München gibt es deshalb heute laut der Post 127 Filialen. 1994 waren es nur 70. Die Zahl der Packstationen, wo man selbst sein Päckchen einlegen kann, hat sich sogar mehr als verfünffacht - auf 166. Die Post würde diese Anzahl gern noch mehr erhöhen, sagt Muhr. Aber die Standortsuche sei schwierig.

Aus seiner Sicht habe sich das System der Post mit Partnern zusammenzuarbeiten, bewährt. Er ist sich sicher: So mancher kleine Laden hätte längst zugemacht, wenn die Post nicht die Kunden anziehen würde. Gleichzeitig ist der Wechsel groß. Denn immer wenn ein Partner doch schließt, muss sich die Post neu umschauen. Die Zeiten, in denen jeder aus dem Stegreif wusste, wo das nächste Postamt liegt, sind also vorbei.


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7 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 05.02.2022 15:58 Uhr / Bewertung:

    Im Prinzip ist das ein ganz einfaches Outsourcing, was die Post da betreibt.
    Eigene Kosten reduzieren und Verantwortung an Dritte delegieren.

  • DON Carlo am 04.02.2022 15:55 Uhr / Bewertung:

    Diese Aussage ist schlicht gelogen: "Trotzdem sei der Service der Post in München nicht schlechter geworden: Das bemühte sich Helmut Muhr von der Post zu erklären. Denn das Unternehmen arbeitet nicht nur mit der Deutschen Bank zusammen, sondern auch mit Supermärkten, Tankstellen, Schreibwarenläden und Baumärkten"
    Mitte Januar wurde von heute auf morgen ohne Ankündigung eine Service-Stelle bei tabac und co. in der Cosimastr. im neu fertig gestellten Riesenviertel Prinz-Eugen-Park mit ca. 1800 Wohneinheit und Neuzuzügen geschlossen. Begründung: Diese Agentur nimmt dem Hauptpostamt - gemeint ist wohl die meist überlastete Filiale in der Meistersingerstr. - den Umsatz weg. Keine U-Bahn hier, keine Post mehr. Danke Pooooo st!

  • koeju am 04.02.2022 11:59 Uhr / Bewertung:

    Es gibt auch immer weniger Briefkästen. Jetzt wurde mein nächstgelegener im Zuge der Vorbereitungen zum U-Bahn weiterbau in der Gotthardstr. abgebaut und ich möchte wetten, dass der nach Ende der Bauzeit nicht zurück kommt. Jetzt kann ich entweder bis zur noch existierenden Postfiliale in die Fürstenrieder Str. oder zum Willibaldplatz gehen. Da bin ich jedes mal mindestens 20 Min. unterwegs, nur um einen Brief einzuwerfen. Aber Bewegung soll ja gesund sein.

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