Nix Public Viewing: Viele Münchner schauen das Finale dahoam
Wohl auch angesichts des Wetters decken sich Münchner in den Bayern-Fanshops für ein Fest in den eigenen vier Wänden ein.
München Die Stadt ist rot getupft. Überall in der Innenstadt blitzen sie auf, die Plastiktüten. Die Münchner tragen sie aus den FC Bayern-Fanshops, denn dort statten sich die Fans jetzt für das Champions-League-Finale am Samstag aus. Der Andrang in den Läden ist riesig.
„Es gibt einen Mords-Ansturm auf das neue Trikot, zwei Größen sind hier bei uns gerade ausverkauft“, sagt Dagmar Probstmeier. Sie ist Chefin der zwei FC Bayern-Fanshops am Hauptbahnhof und am Stachus. Ihr Sortiment stellt sie gerade um: „Wir holen die Wollmützen und Handschuhe wieder raus, die Badelatschen können wir nach hinten packen.“
Die Wetteraussichten für das Public Viewing sind mies, kalt wird’s und wohl auch nass. Trotzdem: Regenjacken und Schirme gehen im Fanshop noch nicht so gut, sagt Dagmar Probstmeier. „Diese Schlechtwetter-Artikel sind dann eher Spontankäufe am Samstag.“ Wenn überhaupt.
Denn bis jetzt sieht es so aus, als würden sich die meisten Fans auf ein Finale dahoam einstellen. Statt Public Viewing ist bei vielen eine Privat-Party drinnen angesagt. „Partyartikel fürs Feiern daheim sind bei uns im Laden bereits ausverkauft“, sagt Dagmar Probstmeier. „Servietten, Girlanden, Pappteller und Plastikbecher – das ging in den letzten Tagen rasend schnell weg.“
Die Münchner rüsten ihre Wohnzimmer finaltauglich auf. Sitzecke statt Fanmeile. Beim Blick auf die Wettervorhersage ist vielen die Lust auf Public Viewing vergangen.
So wie Valentin und seiner Freundin Leonie. Die beiden Münchner kaufen sich im Bayern-Fanshop am Stachus gerade einen Schal für zwei. „Wir sind zwar sehr euphorisch“, sagt Leonie, „aber zum Public Viewing werden wir wohl nicht gehen.“ Eigentlich wollen sie zum Chinesischen Turm. Da müsse man aber so früh da sein, und das bei dem greisligen Wetter. „Nein danke! Wir schauen das Spiel jetzt lieber gemütlich bei Freunden.“
Kurz darauf steht die Münchner Studentin Sopida Pongsawat an der Kasse und deckt sich mit Fan-Kleidung ein. Zum Public Viewing will sie nicht. „Ich schaue bei Bekannten im Wohnzimmer – draußen macht es doch keinen Spaß bei diesem Wetter.“
Die Bayern-Fans schauen, dass sie am Samstag im Warmen sitzen. Auch wer in größeren Gruppen schaut, sieht zu, dass er ein Dach über dem Kopf hat. „Im Freien ist es bei dem Wetter ein Schmarrn“, meint Markus Böhme, der sich gerade eine große FCB-Flagge kauft. Er schaut sich das Spiel mit seinen Kumpels von der Freiwilligen Feuerwehr an. Die Männer treffen sich in ihrem Vereinsheim in einer Gemeinde am Ammersee. Die Flagge wird draußen an einem hohen Masten gehisst, die Feuerwehrler sitzen drinnen.
Der Drang ins Freie ist klein, die Kauflust trotzdem groß. Fanshop-Chefin Dagmar Probstmeier freut das, auch wenn sie überrascht ist: „Wir hätten nicht gedacht, dass es nach dem Finale dahoam im letzten Jahr nochmal so ein gutes Geschäft geben wird“. Tatsächlich sei der Andrang in diesem Jahr mindestens genauso groß. „Jedes Jahr haben wir neue Verkaufsrekorde, der Hype ist Wahnsinn, die Fußballbegeisterung riesig.“
Ganz groß ist die Begeisterung bei den Kleinen. Die zwei Buben Fabian und Max aus Poing haben sich von ihrem Taschengeld gerade Torwarthandschuhe und Stutzen gekauft. Auch sie schauen das Finale daheim auf dem Sofa. Freilich in voller Spielermontur.
Am anderen Ende des Ladens schaut sich ein Mann gerade einen FCB-Regenschirm an. Zweimal dreht er ihn in der Hand. Dann legt er ihn zurück und kauft ein T-Shirt.