Nichts wird's mit dem Löwen-Stadion

Die Pläne für ein eigenes Löwen-Stadion in München sind endgültig gescheitert. Die Stadt lehnt den Neubau des Grünwalder Stadions ab. Was es kosten sollte, woran es scheiterte, was die Betroffenen sagen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Grünwalder Stadtion.
Martha Schlüter Das Grünwalder Stadtion.

MÜNCHEN - Die Pläne für ein eigenes Löwen-Stadion in München sind endgültig gescheitert. Die Stadt lehnt den Neubau des Grünwalder Stadions ab. Was es kosten sollte, woran es scheiterte, was die Betroffenen sagen.

„Ich hatte zehn Prozent Hoffnung“, gestand Löwen-Vizepräsident Franz Maget. Doch nach zwei Stunden Verhandlung mit der Stadt stand gestern fest: Der TSV 1860 kann und darf das Grünwalder Stadion nicht umbauen und muss in der Arena bleiben. Maget: „Wir sind enttäuscht. Es war ein Traum, es wird immer ein Traum bleiben, aber es gibt Realitäten.“

Der Traum stand als weißes Modell auf dem Verhandlungstisch im Rathaus: Eine Arena anstelle des Grünwalder Stadions. Mit einem Rang (wie im neuen Augsburger Stadion) und 50 Millionen Euro teuer. Aber dafür hatten die Löwen bis gestern kein Geld.

Die Stadt hatte schwerwiegende Argumente dagegen. Für den Neubau hätten die Sechzger eine Bürgschaft der Stadt über 35 Millionen Euro gebraucht. Die lehnte Kämmerer Ernst Wolowicz ab: EU-Recht und Kommunalrechtlich würden das verbieten. Umweltreferent Joachim Lorenz bemerkte, dass der Lärmschutz nicht eingehalten werden kann. Schließlich das letzte K.O-Argument vom Chef der Lokalbaukommission, Cornelius Mager: Die Pläne sind ein Neubau, und der kann nach den neuen Baugesetze dort nicht mehr genehmigt werden. Schließlich sei der Preis von 50 Millionen Euro geschönt gewesen, weil die Sechzger vier bis 20 Meter breite Zuschauerbrücken nicht einkalkuliert hätten. Preis: Ein zweistelliger Millionenbetrag. Also mehr als 60 Millionen alles zusammen.

Aus dem Vertrag mit der Allianz Arena könnten die Blauen „grundsätzlich“ rausgehen, so der FC Bayern zu Ude. Doch es habe dazu keine Gespräche gegeben. Damit haben die Sechzger keine Hürde genommen. Ude: „Bei aller Anerkennung für das Engagement sehe ich dafür keine Möglichkeit.“ Dabei hätten die vorgelegten Planungen für das Stadion selbst mit zum Teil faszinierenden Lösungen durchaus Anklang gefunden.

„Jetzt wird die Hoffnung vieler Fans begraben“, sagte Löwen-Präsident Rainer Beeck. Die Stadt wird jetzt den Ratsbeschluss durchziehen und das Grünwalder Stadion für 12,3 Millionen Euro drittligatauglich sanieren.„Wir werden die Partnerschaft mit den Bayern nicht aufgeben“, meinte Beeck. Doch erstmal sehen sich die Clubs heute vor Gericht, weil der TSV im Catering-Streit weniger zahlen will.

Die offizielle Stellungnahme der Stadt

Nach einem zweistündigen Gespräch mit Vertretern des TSV 1860 im Rathaus, an dem von Seiten der Stadt auch der dritte Bürgermeister, der Stadtkämmerer, der Wirtschaftsreferent, der Gesundheitsreferent, der Leiter der Lokalbaukommission und der Stadtdirektor des Schulreferats teilgenommen haben, ist laut Oberbürgermeister Christian Ude deutlich geworden, dass der Verein mit großem Engagement Planungen für ein bundesligataugliches Stadion erarbeitet habe, die aber die bekannten drei Hürden nicht nehmen können:

1. Eine Entlassung aus dem Vertrag mit der Allianz Arena sei zwar, wie auch der FC Bayern bestätigt, grundsätzlich möglich, eine schriftliche Vereinbarung über Zeitpunkt und Konditionen eines Auszugs liegt aber nicht vor.

2. Für die Finanzierung des nach Vereinsangaben rund 50 Millionen Euro netto teuren Projekts sowie der zusätzlichen Aufwendungen in zweistelliger Millionenhöhe für Brückenbauwerke konnte keine Investorenzusage vorgelegt werden. Eine öffentliche Bürgschaft seitens der Stadt ist, wie Stadtkämmerer Dr. Ernst Wolowicz darlegte, schon rein rechtlich nicht möglich.

3. Die vorgelegten Planungen für das Stadion selbst mit zum Teil faszinierenden Lösungen hätten durchaus Anklang gefunden. Allerdings, darauf wiesen sowohl Cornelius Mager als Leiter der Lokalbaukommission wie auch Gesundheitsreferent Joachim Lorenz hin, seien diese Planungen keinesfalls als Umbauten im Bestand zu realisieren, sondern müssten eindeutig als Neubau bewertet werden. Die damit verbundenen planungs- und lärmschutzrechtlichen Vorschriften könne das Projekt aber keinesfalls einhalten.

Deshalb stellte der OB abschließend fest: „Die Münchner Stadtverwaltung sieht keinen Anlass, den einstimmigen Stadtratsbeschluss vom Dezember 2009, der eine drittligataugliche Sanierung des städtischen Stadions an der Grünwalder Straße vorsieht und auch von den beiden betroffenen Bezirksausschüssen einmütig mitgetragen wird, jetzt nicht zu vollziehen.“

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD): "Bei aller Anerkennung des Engagements sehen wir für diese Planungen keine Möglichkeit."

Katerstimmung bei den Löwen

Katerstimmung bei Löwen-Präsident Rainer Beeck. Lesen Sie hier die Stellungnahme des TSV 1860 im Wortlaut

Willi Bock

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.