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Nicht nur der Park: Olympische Spuren in München

Der Olympiapark ist ein recht bekannter Ort zum Flanieren - doch auch abseits des großen Grün gibt es noch Spuren von Olympia 1972 zu entdecken. Die AZ zeigt Münchens olympische Plätze.
von  Paul Nöllke
Das Olympia Gelände, aufgenommen im Jahr 2013. Architektur und Wegführung sind geschwungen, verspielt und rund.
Das Olympia Gelände, aufgenommen im Jahr 2013. Architektur und Wegführung sind geschwungen, verspielt und rund. © Peter Kneffel/dpa

München - Einmal dort stehen, wo die Olympischen Helden von einst wandelten: München hat einige besondere Olympiaorte zu bieten, die nicht jedem bekannt sind.

Eine gute Tour bieten die Stelen, die das Stadtmuseum zum 50. Jubiläum der Olympischen Spiele aufgestellt hat (AZ berichtete). Sie bieten spannende Informationen zur Zeit rund um Olympia 1972, liegen für einen einzigen Spaziergang aber zu weit auseinander.

Die AZ hat für Sie daher mehrere kleinere Olympia-Orte zusammengestellt - die Wege sind recht kurz und die Startpunkte gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Informationen zu der interaktiven Ausstellung des Stadtmuseums sowie zu den einzelnen Stelen und Orten finden Sie auf der Webseite www.muenchner-stadtmuseum.de oder direkt im Museum am Sankt-Jakobs-Platz. Dort gibt es auch einen kostenlosen Führer über die einzelnen Stationen.

Am Schloss

Auch in Nymphenburg wurden Wettkämpfe ausgetragen. Heute ist man hier um einiges strenger: Dort, wo 1972 der gesamte Schlosspark umgestaltet wurde, darf heute nicht einmal eine Stele des Stadtmuseums stehen. Im Nymphenburger Schlosspark wurde 1972 tatsächlich das Dressurreiten ausgetragen. Direkt vor dem Schloss wurde ein Reitplatz aufgeschüttet, aus dem Schloss filmten Kameras die Siegerehrung.

Hostessen warten am Schloss auf die Siegerehrung.
Hostessen warten am Schloss auf die Siegerehrung. © imago

Heute sieht man davon allerdings nicht mehr viel. Nach den Olympischen Spielen, so das Stadtmuseum, wurden sämtliche Aufbauten und auch der eigens für die Pferde aufgeschüttete Bodenbelag aus Sand und Sägespan aus dem Park wieder vollständig entfernt. Ein Besuch lohnt sich natürlich trotzdem!

Im Zentrum des Dorfes

Eigentlich sollte man sich im Olympischen Dorf treiben lassen - und zum Beispiel einfach mal den bunten Streben folgen, die sich durch das ganze Viertel ziehen und den Sportlern damals helfen sollten, sich zu orientieren.

Wer dem Helene-Mayer-Ring folgt, kommt zum damaligen Zentrum des Olympischen Dorfs.
Wer dem Helene-Mayer-Ring folgt, kommt zum damaligen Zentrum des Olympischen Dorfs. © imago sportfotodienst

Doch es gibt einen kurzen Rundgang, der einem auf der Tour durch das Dorf eine erste Orientierung gibt: So ist es empfehlenswert, an der U-Bahnhaltestelle "Olympiazentrum" den Spaziergang zu beginnen. Von hier begeben wir uns zum "Helene-Mayer-Ring", wo uns eine Rampe direkt ins Herz des Olympischen Dorfs führt. Hier befanden sich früher einmal die Verwaltung, die Mensa und verschiedene Restaurants. Unter dem großen Hochhaus rechts (in dem damals Angestellte von Kempinski lebten) war früher die "Mall", wo Sportler Kleidung, Pins und Andenken an Olympia tauschten. Direkt vor dem Hochhaus ist das Amphitheater. Hier spielte sich das soziale Leben ab.

Von hier aus gehen wir einfach geradeaus zum Nadisee, an dem wir links vorbeigehen und durch die Connollystraße zurück ins Zentrum des Dorfs laufen. Wir kommen nun an der Gedenkstelle für die israelischen Athleten vorbei (Hausnummer 13). Heute befindet sich hier ein Gästehaus mit einer Gedenktafel.

Die Welt zu Gast in Bayern

So viel ,BAYERN' auf einem Haufen hat es noch nie gegeben", schrieb die Abendzeitung, als parallel zu Olympia 1972 eine Ausstellung zum Freistaat eröffnete: eine gigantische Ausstellung des Freistaates Bayern und der Landeshauptstadt München, veranstaltet von den Münchner staatlichen und städtischen Museen, dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte und dem BR. Die Welt sollte den Freistaat von seiner sympathischen Seite kennenlernen.

Im Haus der Kunst gab es eine besondere Schau zu Kunst und Kultur, und direkt vor dem Stadtmuseum wurde werbewirksam ein imposanter Holzstadel errichtet. Auch heute lohnt es sich noch, einen Abstecher ins Stadtmuseum zu machen - dort geht es zwar nicht nur um Bayern (der große Stadel ist abgebaut und ein historischer Teil des Stadtmuseums dort wiederaufgebaut). Es geht um die Zeit Olympia 1972 und die Gesellschaft in der Stadt. Dort gibt's auch den Führer zu Olympia-Orten.

In der Innenstadt

Direkt vor dem Rathaus steht die hellblaue Stele - und erinnert an Zeiten, als hier wagemutige Entscheidungen getroffen wurden, die München nachhaltig veränderten.

Der damalige SPD-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel hatte zwar erst Zweifel, ob sich München bewerben sollte - die Zeit des Nationalsozialismus war nicht lange her, wie man mit der DDR bei den Spielen verfahren sollte, noch komplett unklar. Dennoch lernen wir hier, war Vogel rasch klar, dass die Stadt durch die Spiele "eigentlich nur gewinnen konnte". Zudem könne man endlich das Bild der Nazi-Zeit abstreifen. So beschloss er, am 30. Dezember 1965 die Münchner Bewerbung beim IOC einzureichen.

Weiter geht es in die Fußgängerzone, ebenfalls eine Errungenschaft der Olympischen Spiele - und durchaus umstritten, wie wir an der Stele am Karlstor am Stachus erfahren.

10. Januar 1972: Mit einer Dackelparade wird die nagelneue Fußgängerzone eingeweiht - am 16.2.1968 hatte der Stadtrat grünes Licht zum Bau gegeben
10. Januar 1972: Mit einer Dackelparade wird die nagelneue Fußgängerzone eingeweiht - am 16.2.1968 hatte der Stadtrat grünes Licht zum Bau gegeben © imago images/Heinz Gebhardt

Davor machen wir aber einen Abstecher in die Ettstraße. Dort, direkt am Zaun beim Polizeipräsidium beleuchtet eine Stele das Thema "Sicherheit" bei den Olympischen Spielen. Hier lernen wir, wie die Polizei sich auf den Einsatz vorbereitete. Eine schwierige Aufgabe, denn die Olympischen Spiele von München 1972 sollten unbedingt ein "heiterer und friedlicher Gegenentwurf zu den Spielen von Berlin 1936" sein. Ein Plan, der im Angesicht des Terroranschlags am 5. September jäh zerplatzen sollte.

Vergessene Orte

Wissen Sie, wo 1972 die große Judo-Halle stand? Mitten auf der Theresienhöhe! Genau genommen standen hier sogar vier Wettkampfstätten: eine Gewichtheberhalle für 3.297 Zuschauer, eine Ringer-Judo-Halle mit 5.750 und zwei Fechthallen mit 3.198 bzw. 978 Zuschauerplätzen.

1972 fechten in der Fechthalle auf dem alten Messegelände unter anderen Peter Marot (Ungarn) gegen Michele Maffei (Italien)...
1972 fechten in der Fechthalle auf dem alten Messegelände unter anderen Peter Marot (Ungarn) gegen Michele Maffei (Italien)... © imago sportfotodienst

Nach den Spielen wurden diese Hallen einfach der Münchner Messe zugeschlagen, wo dann bis zum Umzug nach Riem 1998 noch Messen und Veranstaltungen stattfanden. Heute ist in den drei einzig übrig gebliebenen, denkmalgeschützten Messehallen das Verkehrsmuseum untergebracht. Die alten olympischen Hallen wurden allesamt abgerissen, heute befinden sich hier Wohnhäuser.

...heute schaut's an fast derselben Stelle auf der Theresienhöhe so aus.
...heute schaut's an fast derselben Stelle auf der Theresienhöhe so aus. © imago/allOver

Es gibt in München einige Orte wie diesen. Ein weiteres prominentes Beispiel: der stillgelegte S-Bahnhof "Olympiastadion". Die Haltestelle war laut Stadtmuseum für die Spiele 1972 auf einer ehemaligen Güterbahntrasse errichtet worden und diente als zusätzlicher Anreiseweg zum Stadion. Sie sollte das übrige U- und S-Bahnnetz entlasten und helfen, den Besucheransturm zu bewältigen.

Ein "Lost Place" - der alte Olympiabahnhof.
Ein "Lost Place" - der alte Olympiabahnhof. © Sigi Müller

Nach den Spielen war die Station nicht mehr in das S-Bahn-Netz eingebunden und wurde nur noch für Fußballspiele im Olympiastadion angefahren. Der Bahnhof und der dazugehörige Schienenabschnitt wurden 1988 endgültig stillgelegt.

Als Teil des Ensembles Olympiapark steht die Anlage heute unter Denkmalschutz. Vor ein paar Jahren wurde die Trasse allerdings wieder prominent: Der Transrapid sollte hier durchfahren - die Anwohner leisteten heftigen Widerstand. Nun soll hier ein Park entstehen.

Ein Ort mitten im Grünen

Bei den Spielen hat München der Welt gezeigt, wie schön es hier ist - und manche Wettbewerbe einfach zu touristischen Highlights verlegt. Wie den Bogenschießwettbewerb auf der Werneckwiese im Englischen Garten. Das war sicher ein super Spektakel!

10.9.1972: Marjory Saunders (Kanada) beim Olympischen Bogenschieß-Wettbewerb.
10.9.1972: Marjory Saunders (Kanada) beim Olympischen Bogenschieß-Wettbewerb. © imago

Orte außerhalb der Stadt

Im Norden Münchens stehen noch zwei sehr bedeutende Relikte der 72er Spiele: die Ruderregatta-Anlage (gehört größtenteils zu Feldmoching, zu einem kleinen Teil zu Oberschleißheim). Wettkampfbecken, riesige Tribüne und Kartenhäuschen haben sich hier erhalten. Und in Garching-Hochbrück ist die ehemalige Olympiaschießanlage zu bewundern - heute die größte zivil genutzte Schießanlage weltweit, die seit Ende der Olympischen Spiele 1972 dem Bayerischen Sportschützenbund e. V. (BSSB) gehört.

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