Nicht nur Karstadt und Galeria: Immer mehr Warenhäuser in München geben auf

München - Über Jahrzehnte gehörten sie zum Stadtbild und waren nicht wegzudenken für die Münchner: große Warenhäuser, in denen es alles gab – von der besonders feinen Schokowaffel über Küchenutensilien und Haushaltsbedarf bis hin zum teuren Abendkleid oder Schmuck.
Der Karstadt an der Schützenstraße war einst das zweitgrößte Kaufhaus in Deutschland, einen noch größeren Konsumtempel gab es nur noch in Berlin, das berühmte KaDeWe.
Die Münchner liebten ihre Kaufhäuser: Doch Galeria und Karstadt sind Geschichte
Die Münchner sowie Einkaufsbummler aus ganz Südbayern und Touristen aus aller Welt schätzten die Kaufhäuser in der Landeshauptstadt – so sehr, dass am Stachus sogar zwei riesige Häuser vis à vis nebeneinander bestehen konnten.
Und dann gab es ja auch noch den legendären Hertie am Hauptbahnhof im denkmalgeschützten Hermann-Tietz-Haus. Vor 120 Jahren gebaut, gehörte das prächtige Kaufhaus zu den ersten ganz Großen in München, der Name Hertie leitete sich von Hermann Tietz ab.

Alles Geschichte. Der Galeria in dem großen Zechbauer-Gebäude an der Sonnen- Ecke Bayerstraße verschwand im Herbst 2022, ebenso der Karstadt am Nordbad.
Der Karstadt an der Schützenstraße wird gerade ausgeräumt und soll abgerissen werden und auch das Hermann-Tietz-Haus, das derzeit von René Benkos Signa saniert wird, soll kein Kaufhaus mehr werden.

Nicht nur im Zentrum: Die Zahl der Einkaufstempel in München schrumpft
Die Zahl der Konsumtempel und großen Spezialgeschäfte schrumpft stetig – eine Entwicklung, die sich nicht nur im Zentrum zeigt. Seit Corona, dem Krieg in der Ukraine und der Inflation hat sie noch mal rasant an Tempo zugelegt.
Viele Händler sehen für riesige Einzelhandelsflächen über mehrere Etagen keine Zukunft mehr. Immobilieneigentümer und Projektentwickler halten inzwischen Büroflächen für lukrativer und zukunftssicherer.

Büros statt Warenhäuser
Doch auch dieses Geschäftsmodell scheint keine sichere Bank mehr zu sein, da viele Firmen sich eher verkleinern wollen: viele Mitarbeiter möchten nach wie vor auch noch im Homeoffice arbeiten. Vor wenigen Tagen sagte die Unternehmensberatung McKinsey einen beträchtlichen Büro-Leerstand voraus. Nach den Berechnungen der Unternehmensberater droht München bis 2030 ein Büroleerstand von 20 Prozent.
Ob frei gewordene Verkaufsflächen also wirklich zu Büros umgewandelt werden sollten oder wie sie künftig sonst genutzt werden können, beschäftigt die Immobilienwelt und Investoren.
Zahlreiche große Geschäfte gaben in München auf
Welche großen Geschäfte in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind – die AZ zeigt eine Auswahl:
Bereits vor rund 30 Jahren hat das Kaufhaus Beck in der Fürstenrieder Straße in Laim zugesperrt. Der Ableger vom Beck am Rathauseck war zu groß, rechnete sich nicht. Nach dem Auszug stand die Immobilie 25 Jahre lang leer und verkam. Inzwischen sind dort ein großer Edeka und Büros.
2009 schloss der Hertie in Giesing, wurde zum Kulturzentrum Puerto Giesing. Das Traditionshaus Maendler, bekannt für noble Mode, verschwand 2012 nach 77 Jahren aus der Theatinerstraße. Der Vermieter wollte neu vermieten, wohl um mehr einzunehmen. Heute ist Mango drin.

Am Isartor residierte lange Rieger Pelze – einst eines der größten Pelzgeschäfte in Europa überhaupt. Doch dann wollten immer weniger Pelz tragen. Erst kam die Verkleinerung, dann die Insolvenz, schließlich war's ganz vorbei.
Insolvenzen bedeuteten auch für viele andere das Aus. 2006 verschwand Woolworth in der Kaufingerstraße – und zuletzt Jeans Kaltenbach in der Herzogspitalstraße sowie der Karstadt an der Schützenstraße.