News zum GDL-Streik: Der S-Bahn-Plan für Donnerstag

Seit 14 Uhr haben die Lokührer der GDL ihre Arbeit niedergelegt. Auch die S-Bahnen sind betroffen. 60-Minuten-Takt bei S-Bahn und Notfall-Fahrplan im Fernverkehr laufen. So soll es nach Streikende weitergehen.
von  dpa/mbu/mag
Volle Bahnsteige zur Mittagszeit.
Volle Bahnsteige zur Mittagszeit. © rah

München - Nix geht mehr bei der Bahn. Seit 14 Uhr lassen die Lokführer der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihre Arbeit bundesweit ruhen. Bereits seit Mitternacht gilt ein eingeschränkter Fahrplan im Fernverkehr - zahlreiche Züge fallen aus.

Der Streik der GDL soll bis 4.00 Uhr am Donnerstagmorgen dauern.

Die Entwicklungen des Bahn-Streiks im Newsblog:

+++ Bahn bemüht sich: Plan für Donnerstag +++

Die Bahn hat soeben den Plan für den Donnerstag bekanntgegeben. Um 4 Uhr endet der GDL-Streik. Man rechnet, dass es ca. drei Stunden dauert, bis die Münchner S-Bahn wieder zum Regelbetrieb übergegangen sein wird. Die Meldung im Wortlaut:

Bis 4 Uhr morgens gilt ein eingeschränktes Angebot: Es wird versucht, die Linie S 8 zwischen München-Pasing und dem Flughafen München im 20-Minuten-Takt verkehren zu lassen. Auf allen anderen Linien wird versucht, sukzessive zusätzliche S-Bahnen auf den Linien einzusetzen, um den 60-Minuten-Takt zu verdichten.

Ab 4 Uhr bis 7 Uhr morgens ist die sukzessive Rückkehr zum Regelfahrplan geplant. Es ist geplant, soweit als möglich den Regelverkehr aufzunehmen und nach Verfügbarkeit auch die 10–Minuten-Takte anlaufen zu lassen. Die Taktdichte wird ab 4 Uhr morgens sukzessive und spürbar zunehmen.

Ab 7 Uhr gilt der Regelfahrplan Wir gehen nach aktuellem Kenntnisstand davon aus, dass wir ab 7 Uhr wieder eine stabile Betriebslage erreicht haben und im Regelfahrplan fahren.

+++ Streik-Versammlung um 16 Uhr +++

Unser AZ-Reporter meldet: Bis 16 Uhr werden rund 70 Lokführer am Café Hölzl am Gleis 11 erwartet. Die S-Bahn-Lokführer sollen dann gemeinsam mit GDL-Bayern-Chef Uwe Böhm dazustoßen. Ob's dann ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gibt, bleibt abzuwarten. Bisher sieht die Demo eher aus wie ein Kaffeekränzchen.

+++ Lokführer am Hauptbahnhof versammeln sich am Holzkirchner Bahnhof +++

Während die Pendler schimpfen, versammeln sich rund 30 Lokführer des Fernverkehrs und der DB-Regio am Holzkirchner Bahnhof. Am Gleis 11 haben sie ein Streik-Banner aufgehängt. Es geht gemütlich zu, bei Kaffee und Zigarette. Zu den Lokführern gesellen sich auch Zugbegleiterinnen. Denn "ohne Kutscher geht halt nix", sagt eine Zugbegleiterin. Ein Railjet der ÖBB, der selbstverständlich nicht vom Streik betroffen ist, fährt planmäßig ab.

Derweil scheint der Notfallplan der Bahn gut zu funktionieren, wie unser AZ-Reporter berichtet. Große Menschenansammlungen am Hauptbahnhof - Fehlanzeige.

+++ 14 Uhr - der Streik beginnt! +++

Obwohl bereits seit Mittwochmorgen immer wieder Züger der Deutschen Bahn ausfallen, hat um 14 Uhr die offizielle Streikfrist begonnen. Der erste Eindruck des AZ-Reporters am Münchner Hauptbahnhof: Es ist wenig los. Die Fernzüge fahren auch nach 14 Uhr noch in der Bahnhofshalle aus und ein, Reisende steigen zu und aus. Es gilt ein Notfall-Fahrplan für augewählte Verbindungen.

Derweil am Ostbahnhof: Rund 20 Lokführer der Münchner S-Bahn versammeln sich zum Streik - später am Orleansplatz sollen es mehr werden. Der Chef der GDL-Bayern zur AZ: "Auch wenn gestreikt wird, kein Fahrgast der S-Bahn muss befürchten, irgendwo auf der Strecke liegen zu bleiben." Das heißt: Jeder Zug fährt einen Bahnhof an und stellt erst dann seinen Motor ab.

+++ S-Bahnen verkehren, wenn überhaupt, nur im 60-Minuten-Takt +++

Der Lokführer-Streik trifft auch die S-Bahn in München. Am Mittag gab die Bahn über ihren Streckenagenten einen Notfall-Fahrplan für die S-Bahn bekannt: Es wird versucht, wenigsten einen 60-Minuten-Takt aufrechtzuerhalten. Die S 8 zum Flughafen soll im 20-Minuten-Takt verkehren. Die S 1 verkehrt nur noch nach Freising. Ein Schienenersatzverkehr mit Bus zwischen Flughafen und Neufahrn ist eingerichtet. Im Laufe des Tages soll der 60-Minuten-Takt auf allen Linien nach und nach verdichtet werden. Hier geht's direkt zum DB-Streckenagent

+++ Keine Mietautos mehr am Hauptbahnhof +++

Wer wegen des Streiks auf einen Mietwagen umsteigen will, hat zumindest am Münchner Hauptbahnhof schlechte Karten. Wie eine Mitarbeiterin der dortige Mietautozentrale dem AZ-Reporter erklärte, sind bereits zur Mittagszeit alle Mietautos weg. Ganze 200 Stück.

"Ohne Reservierung geht bei uns gar nicht mehr", sagte ein Mitarbeiter der dortigen Sixt-Filiale. Wäre der Streik am Mittwoch früher angekündigt worden, hätte man mehr Autos am Bahnhof bereithalten können. Auch bei Hertz werden die Mietwagen am Bahnhof knapp. "Ich weiß selbst nicht, wie ich heute Abend nach Hause kommen soll", sagte ein Mitarbeiter.

+++ Zwei Drittel der Fernzüge fallen bundesweit aus +++

Jetzt herrscht Gewissheit: Wegen des Lokführerstreiks fallen am Mittwoch bei der Bahn zwei Drittel der Fernzüge aus. Das berichtete ein Bahnsprecher in Berlin. Die Bahn plane ihr weiteres Vorgehen so, dass zu Beginn des 14-stündigen Streiks nicht überall Züge an Bahnsteigen stehen, die dann nachts nicht gewartet werden können. "Ziel ist, morgen zu Betriebsbeginn überall planmäßig zu fahren", sagte der Sprecher.

+++ Züge von Privatunternehmen sind rappelvoll +++

Die einen steigen aufs Auto um, die anderen auf Züge, deren Lokführer nicht streiken. Die Züge der privaten Bahnunternehmen agilis, alex, Bayerischer Oberlandbahn (BOB), Meridian oder Vogtlandbahn sind vom Streik nicht betroffen - und deshalb rappelvoll mit Reisenden und Pendlern. Ein AZ-Redakteur berichtet von einem Meridian in Holzkirchen, der "bis unters Dach" mit Fahrgästen gefüllt war. An einem normalen Mittwoch käme er lediglich halbvoll aus Rosenheim an.

+++ Blechlawine in München - aber nicht mehr Unfälle +++

Auch die Münchner Polizei registriert den erhöhten Autoverkehr. Nicht nur die Innenstadt ist verstopf, auch auf den äußeren Zubringer-Autobahnen geht's nur sehr zähflüssig voran. Allerdings: Wie die Polizei der AZ berichtet, kam es trotz der streikbedingten Blechlawine (noch) nicht zu mehr Unfällen als üblich. Wenigstens etwas.

+++ Wie reagiert die Bahn auf den GDL-Streik? +++

Zunächst mit einer Pressekonferenz am Mittwochmorgen um 10 Uhr. Im Bahntower in Berlin will ein Konzernsprecher ein Statement zu den verkehrlichen Auswirkungen des Streiks abgeben. Danach wissen wir hoffentlich mehr, wie es mit dem Verkehrschaos weitergeht.

+++ "Dreist und unverschämt" - Bahn-Personalchef sauer auf GDL +++

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hat keinerlei Verständnis für den Streikaufruf der Lokführer-Gewerkschaft. Er habe sich mit GDL-Chef Claus Weselsky verabredet, um am Mittwoch und Donnerstag Lösungen für den Konflikt zu suchen, sagte Weber im ZDF-Morgenmagazin. "Und dass Stunden, bevor diese Gespräche überhaupt erst beginnen, die GDL zum Streik aufruft - das ist schon eine Dreistigkeit und Unverschämtheit", ärgerte sich der Bahn-Personalchef.

+++ In München füllen sich die Straßen - besser gesagt: sie verstopfen! +++

AZ-Mitarbeiter auf dem Weg in die Redaktion berichten von dichtem Verkehrsaufkommen in der Stadt. Weil ein Bahn-Chaos droht, steigen viele Pendler auf ihr Auto um, was wiederum zu Staus und Verzögerungen auf den Straßen führt.

+++ Was ist mit der S-Bahn in München? +++

Da die Münchner S-Bahnen von der Deutschen Bahn betrieben werden, wird auch hier der Streik zu spüren sein. Einen Wehrmutstropfen gibt es allerdings! Die Bahn schreibt auf ihrer Homepage: "In der morgendlichen Hauptverkehrszeit wird es bei der S-Bahn München zu keinen Einschränkungen kommen." Lediglich nach 9 Uhr sei es möglich, dass es zu einzelnen Zugausfällen kommt, so die Bahn.

+++ Wo bekomme ich Infos, ob mein Zug ausfällt? +++

Da die Lokführer-Gewerkschaft keine Informationen über bestreikte Züge zur Verfügung stellt, kann die Bahn erst nach Streikbeginn um 14 Uhr Auskunft darüber geben, welche Züge ausfallen. Ob Ihre Haltestelle von einem Zugausfall betroffen ist, erfahren Sie auf der Info-Website der Bahn: www.bahn.de

+++ Auch nach dem Ende des Streiks dürfte es Zugausfälle und Verspätungen geben +++

"Wir werden Donnerstagmorgen so schnell wie möglich versuchen, wieder den Normalbetrieb aufzunehmen", sagte ein Bahnsprecher. Pendler sollten am Donnerstagmorgen aber mehr Zeit einplanen, um rechtzeitig an den Arbeitsplatz zu kommen. Auch der Güterverkehr ist von dem Ausstand betroffen.

 

Der Kampf GDL gegen Bahn

 

Ob weitere Streiks eventuell am Wochenende drohen, wollte GDL-Chef Claus Weselsky nicht sagen. "Wir kündigen jede Arbeitskampfmaßnahme rechtzeitig an", sagte Weselsky dem "Tagesspiegel" (Mittwoch). Er vertrat zudem die Ansicht, die GDL habe die Fahrgäste der Bahn rechtzeitig vor den Streiks. "Am Vorabend 18 Uhr ist rechtzeitig, wenn die Streiks um 14 Uhr beginnen", sagte er.

Die Bahn kritisierte den Streik als völlig unverständlich. Die GDL will das Unternehmen damit im laufenden Tarifkonflikt zu Zugeständnissen zwingen. Sie betonte, ihrerseits zu Kompromissen bereit zu sein. Die GDL verlangt die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Sie will zudem auch für das übrige Zugpersonal verhandeln.

Nach zwei Warnstreiks hatten die Lokführer in der Nacht zum vergangenen Mittwoch für neun Stunden zum ersten Mal in dieser Tarifrunde regulär gestreikt - bewirkt hat es nichts. Zwischen Unternehmen und Gewerkschaft herrscht Funkstille. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, Verhandlungen zu behindern.

Die Bahn will verhindern, dass die Lokführergewerkschaft auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten verhandelt und so in Konkurrenz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft tritt. Das Unternehmen fürchtet konkurrierende Tarifverträge. Es verweist darauf, dass es schon mehrere Angebote gemacht habe.

Infos zur Verkehrslage bei der Bahn gibt's hier

Weselsky wirft der Bahn jedoch vor, inhaltliche Tarifverhandlungen zu verweigern. "Die DB verlangt von uns tatsächlich, dass wir die Füße stillhalten, bis wir gesetzlich abgeschafft werden", sagte Weselsky, der ein Gesetz zur Tarifeinheit fürchtet, das die Bundesregierung plant. "Wir haben keine andere Möglichkeit, als mit Arbeitskampfmaßnahmen Druck zu machen", sagte er.

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