Neuhausen-Nymphenburg: Quirlig in die Zukunft

Jugendliche und Ü-50-Eltern werden in 15 Jahren Neuhausen-Nymphenburg dominieren – und (hoffentlich) ein buntes Völkchen an Kreativen.
von  Irene Kleber / Lokales
Vor ihren Wohnungen sollen die Bewohner Musik machen und Tischtennis spielen dürfen . . .
Vor ihren Wohnungen sollen die Bewohner Musik machen und Tischtennis spielen dürfen . . . © Grafik: Teleinternetcafé/Treibhaus

Neuhausen - Gegensätzlicher geht es kaum: Die ausladenden Prachtvillen der Großkopferten auf der einen Seite (Nymphenburg) – und gleich nebendran ganze Straßenzüge voller Gewofag-Häuser (Neuhausen), in denen bis heute die Mieten erschwinglich sind, in Teilen sogar bemerkenswert günstig.

Wer sowohl diesseits als auch jenseits der Wendl-Dietrich-Straße wohnt, geht nicht so schnell wieder weg. Wer mag schon sein Jugendstilhaus samt großem Garten mitten in der Stadt aufgeben? Oder seine Schnäppchenwohnung?
Insofern: Gibt es eine sehr sesshafte Bewohnerschaft in Münchens neuntem Stadtbezirk. Arme und Reiche, sie treffen am Rotkreuzplatz aufeinander – und sie vertragen sich.

Und doch hat längst eine ganz neue Zukunft begonnen: Mit dem langen Riegel an Neubauten, die in den letzten Jahren entlang der Bahnlinie entstanden sind (wie die Siedlung „Am Hirschpark“) ist eine neue Mittelschicht aus jungen Familien ins Viertel gezogen.

Ganze Scharen an kleinen Kindern leben nun hier und balgen sich in den weiten Grünflächen zwischen den Neubau-Quadern.

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Das spannendste Projekt aber entwickelt sich gerade: Wo früher mal die Luitpold-Kaserne stand, zwischen Loth-, Schwere-Reiter-, Heß- und Dachauer Straße, entsteht auf einem 20 Hektar großen Gelände das „Kreativquartier“. Es wird in vier Teilfelder aufgeteilt, die „Plattform“, „Park“, „Labor“ und „Feld“ heißen. Mittendrin stehen die denkmalgeschützte Jutier- und die Tonhalle.

Die Idee ist die: Künstler, Theaterleute, Tüftler und Erfinder sollen dort Tür an Tür arbeiten und voneinander profitieren. Dazu sollen dort rund 900 neue Wohnungen entstehen – für junge und ältere Bewohner, die den Kreativen, wenn sie wollen, beim Arbeiten zuschauen können. Dazu kommen eine Grundschule, drei Häuser für Kinder, eine Erweiterung der Hochschule München und Geschäfte.

Die Neuhauser (die ab Juli bei der weiteren Planung mitdiskutieren dürfen) schauen mit Neugier auf die Pläne. „Hier freuen sich viele Bürger drauf“, sagt Anna Hanusch, die Architektin ist und Chefin des örtlichen Bezirksausschusses. „Ich bin ein großer Fan von diesem Projekt, weil es uns junge, urbane, gewitzte Menschen und viel neue Farbe ins Viertel bringen wird.“

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Das ist auch insofern interessant, weil Neuhausen zwar an Einwohnern wachsen, aber bis zum Jahr 2030 auch deutlich altern wird. Noch ein paar Jahre wird es jungen Zuzug geben, bis alle Neubauwohnungen (vor allem entlang der Bahnlinie) voll sind. Dann ist das Viertel erst einmal dicht.

In Kürze erwarten die Statistiker den 100 000. Viertel-Bewohner. In 15 Jahren sollen es 103 481 sein (plus 5,6 Prozent). Dann allerdings sind die jungen Eltern von heute Ü-50-Menschen und die heutigen Babys Jugendliche. „Für die müssen wir vorplanen“, sagt Hanusch. Man brauche dann nicht mehr so viele Spielplätze, sondern Platz für Teenager. „Ich hoffe, dass das Backstage seine Pläne umsetzt und feste Bandproberäume und Werkstätten baut. Das wäre ein Anfang.“

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