Neues Schulekonzept: So geht Schule heute

München - Christine Strobl hat erkennbar Spaß. Wie ein Grundschulmädel lümmelt Münchens dritte Bürgermeisterin (SPD) in dem braunen Sitzsack im Gruppenraum. Genau in der Mitte eines „Lernhaus-Clusters“ der nagelneuen Riemer Grundschule, die pünktlich zum neuen Schuljahr im September eröffnet, und die die Bürgermeisterin vorbesichtigen durfte: „Also mir gfällt’s da.“
Schule, aber nicht wie zur Zeit der Eltern
Cluster? Nun, so nennt man das heute. Eine Art kleines Schulhaus im großen Schulhaus. Die neue Grundschule am Ilse-von-Twardowski-Platz hat gleich zwei davon. Hier sind die Klassenzimmer nicht nebeneinander entlang eines langen Schulflurs angelegt, wie heutige Eltern das aus ihrer Schulzeit noch kennen.
Sondern das geht so: In der Mitte gibt es einen Gruppenraum. Von dem aus führen Türen und bodenhohe Fenster in alle Richtungen – zu jeweils vier Klassenzimmern (für die erste bis vierte Klasse) und zu Lehrerräumen und Toiletten. Das Besondere: Die schweren hölzernen Wände kann man auch wegschieben.
Das hat den Vorteil, erklärt Stadtschulrat Rainer Schweppe, dass sich täglich neu flexibel große Räume basteln lassen. Klein für den Unterricht, groß für Zeiten, in denen die Erst- bis Viertklässler auf dem Stockwerk in Freiarbeit gemeinsam Aufgaben lösen. Oder am Nachmittag (bei der Ganztagesbetreuung) auch spielen.
Umstrukturierung in ganz München - bei Schulneu- und Erweiterungsbauten
Ganz neu ist das Lernhauskonzept in München freilich nicht mehr: Das Gymnasium Trudering lehrt beispielsweise schon so, ebenso die Anne-Frank-Realschule, in der, sagt Schweppe, dank der modernen Lernmethoden dieses Jahr „kein Einziger durchgefallen ist“. Nun startet auch die erste Grundschule damit.
Künftig werden in München alle Schulneu- und Erweiterungsbauten nach dem Lernhauskonzept geplant – und das wird eine Mammutaufgabe:
4,5 Milliarden Euro investiert die Stadt, um bis 2030 genau 24 neue Grundschulen und eine Vielzahl neuer Mittel-, Förder-, Realschulen und Gymnasien zu bauen. Dazu werden 60 Schulen saniert und 70 Schulpavillonanlagen gebaut (AZ berichtete). Allein bis 2020 soll die Zahl der Münchner Schüler um rund 16 000 ansteigen.
In Riem starten im September erst mal 121 Grundschüler ins neue Schulleben, Platz ist für bis zu 230. Ob’s ihnen dann auch so gut gefällt wie ihrer Schul-Bürgermeisterin? Man wird’s sehen.