Neues Quartier am Nockherberg: Wohnen (fast nur) für Wohlhabende

Am Nockherberg entstehen weniger geförderte Wohnungen. Die Stadt will keine Flächen kaufen.
von  Sophie Anfang

München - Wo bis vor kurzem noch Paulaner gebraut hat, werden in den kommenden Jahren Wohnungen für bis zu 3500 Münchner entstehen – vor allem für solche, die fürs Wohnen viel Geld ausgeben können. Denn am Nockherberg wird weniger sozialer Wohnungsbau entstehen, als ursprünglich geplant.

Grund dafür ist ein geplatzter Deal zwischen der Bayerischen Hausbau (BHG) und der Stadt München. Die BHG hatte der Stadt das ehemalige Logistikgelände an der Regerstraße zum Kauf angeboten.

Etwa 160 öffentlich geförderte Wohnungen hätten dort entstehen können, heißt es. Der Kauf kam nicht zustande.

Vertane Chance: Lesen Sie hier den AZ-Kommentar zum geplatzten Nockherberg-Deal

„Wir haben stets unsere Bereitschaft signalisiert“, sagt eine Sprecherin der BHG. Man habe das Areal zu marktüblichen Preisen verkaufen wollen. Das bedeutet einen höheren zweistelligen Millionenbetrag, was der Stadt jedoch zu teuer war. Der 50-Millionen-Topf, mit dem Flächenaufkäufe realisiert werden, ist bereits ausgeschöpft. Die Stadt hätte anderweitig Geld locker machen müssen. Es gab lange Beratungen, sogar ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben. Doch unterm Strich konnten sich Stadt und BHG nicht einigen.

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, erklärt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Die bereits vom Stadtrat beschlossenen Pläne würden jetzt umgesetzt. „Ein Kauf weiterer Flächen ist vom Kaufpreis abhängig.“ Der war in diesem Fall zu teuer. Mit den gleichen finanziellen Mitteln könne die Stadt vielleicht an anderer Stelle mehr erreichen.

Öffentlich geförderte Wohnungen wird es trotzdem geben. Vertraglich ist die Bayerische Hausbau dazu verpflichtet, 30 Prozent des neu geschaffenen Wohnraums für einkommensschwächere Gruppen zu Verfügung zu stellen, also etwa 420 Wohnungen.

Nur mehr gibt’s jetzt eben nicht mehr.

 

Da ist auf dem Areal geplant

 

 

Neun Hektar messen die Areale in der Au insgesamt. Sie werden durch ein neues Rad- und Fußwegenetz miteinander verbunden. 1400 Wohnungen sind geplant, die Bayerische Hausbau spricht von einem Mix aus Wohnungen für Singles, Familien und Paare. Zwischen 3000 und 3500 Menschen können hier ein neues Zuhause finden.

Es wird Miet- und Eigentumswohnungen geben. Interessenten können sich ab dem 1. März 2017 bei der Bayerischen Hausbau melden. Dazu kommen vier Kindertageseinrichtungen, Spielplätze, Cafés und Arztpraxen. An der Falkenstraße ist auf 2000 Quadratmetern ein Supermarkt geplant. Zudem soll es Grünflächen zur Erholung geben.

Im Rahmen der von der Stadt vorgeschriebenen, sogenannten sozialgerechten Bodennutzung ist der Bauträger verpflichtet, dreißig Prozent der Geschossfläche, also etwa 420 Wohnungen, für den geförderten Wohnungsbau zu Verfügung zu stellen. Diese werden auf das gesamte Areal verteilt. So haben es sich die Bürger bei einem Beteiligungsworkshop gewünscht. Der Bebauungsplan für das neue Areal ist bereits genehmigt. Die Bayerische Hausbau kann also mit den Arbeiten beginnen. Im Herbst wird auf dem Areal Falkenstraße, Ohlmüllerstraße mit den Abrissarbeiten begonnen.

In die neuen Gebäude an der Falken- und Welfenstraße werden voraussichtlich 2019 die ersten Bewohner einziehen.

An der Regerstraße, dort, wo die meisten Wohnungen geplant sind, geht’s erst im Frühling 2017 los. Ein Teil der dortigen Gebäude soll 2020 bezugsfertig sein.

2023 sind dann nach derzeitigem Planungsstand alle Arbeiten abgeschlossen.

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