Neues Pilotprojekt in München: Im autonomen Shuttle auf die Wiesn

Zum Oktoberfest kommt man heuer mit einem Bus ohne Fahrer. Die AZ kennt die Route und die große Vision.
von  Christina Hertel
Schaut aus wie ein stinknormaler VW-Bus, fährt aber von alleine: Das ist Edgar, der autonome Bus, den die TU München entwickelt hat. Zur Wiesn ist er wieder im Einsatz.
Schaut aus wie ein stinknormaler VW-Bus, fährt aber von alleine: Das ist Edgar, der autonome Bus, den die TU München entwickelt hat. Zur Wiesn ist er wieder im Einsatz. © TU München/MCube

München – Wer heuer nach dem Wiesn-Besuch in einen Bus steigt, aber niemanden lenken, schalten oder bremsen sieht, hat womöglich gar nicht zu tief ins Glas geschaut – sondern sitzt im autonom fahrenden Wiesn-Shuttle.

Ab 25. September fährt der Bus drei Tage lang zwischen Hauptbahnhof und Theresienwiese im öffentlichen Straßenverkehr. Eine Sicherheitsperson ist mit dabei, sodass sich niemand Sorgen machen muss. Das Ganze ist ein Projekt von "MCube". Das ist ein Netzwerk, das von der Technische Universität München geleitet wird, in dem aber nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Wirtschaftsvertreter und die Verwaltung an Lösungen für die Mobilität von morgen arbeiten. 


Der Stadtrat hat am Mittwoch im Mobilitätsausschuss beschlossen, das Netzwerk mit 4,34 Millionen bis zum Jahr 2027 weiterhin zu bezuschussen. Davon sind rund 2,6 Millionen Fördergelder des Bundes. Das Wiesn-Shuttle jedoch gehört zu den Projekten, an denen MCube schon länger arbeitet. Die Forscher haben dafür einen handelsüblichen VW T7 Multivan für den autonomen Betrieb umgebaut.

Der Name lautet Edgar

Der weiß-blaue Bus – er trägt übrigens den Namen Edgar – wurde schon getestet: In Oberammergau bei einem Aktionstag des Deutschen Alpenvereins fuhren Bürgermeister, Landtagsabgeordnete und Bergsportler mit. Ihr Interesse an der neuen Technik sei riesig gewesen, sagt der Chef von MCube Oliver May-Beckmann. "Das Fahrzeug stand nicht einmal still."

So soll es auch während der Wiesn werden. Interessierte dürfen kostenlos einsteigen – aber immer nur drei auf einmal, schildert Beckmann. Schließlich sei es ein Forschungsfahrzeug. Die geplante Route startet in der Nähe der Paulskirche und führt durch die Hermann-Lingg-Straße, Bayerstraße, Paul-Heyse-Straße, Landwehrstraße und dann zum St.-Pauls-Platz.

Bei dem Ganzen geht es darum, die Bürger über den Stand der Technik zu informieren. Aber auch die Wissenschaftler erhoffen sich, zu lernen, wie Menschen solche Angebote annehmen. Denn die Vision ist eigentlich größer: Eines Tages sollen Münchnerinnen und Münchner autonom fahrende Busse wie ein Taxi bestellen können. Der Bus wiederum soll die Fahrgäste nacheinander einsammeln.

Wenn Firmen mitmachen, sei es realistisch in den nächsten fünf bis zehn Jahren in München so ein "On-Demand-Shuttle-Bus-System" umzusetzen, sagt Markus Lienkamp, Professor am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TUM. Vorreiter sei Hamburg: Dort kann man schon einen Shuttle-Bus per App bestellen, allerdings steuert da noch ein Mensch das Fahrzeug.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.