Neues Mobilitätsreferat: Es ist viel zu tun

Das neue Referat soll die Verkehrswende umsetzen und wird dabei von Gegnern wie Befürwortern kritisch beäugt - die Aufgaben sind riesig.
von  Myriam Siegert
Georg Dunkel (l.) und Katrin Habenschaden.
Georg Dunkel (l.) und Katrin Habenschaden. © Sigi Müller

München - Tram- und U-Bahnausbau, Busbeschleunigung, neue Radwege, Parkgebühren, Baustellen und, und, und - die Liste der Zuständigkeiten des neuen Mobilitätsreferats der Stadt ist eine sehr, sehr lange. Die Themen sind die, welche viele Bürger umtreiben. "Die meisten Anfragen von Bürgern kommen zu Verkehrsthemen", sagt Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne).

Mehr Mobilität für München gegen den Verkehrskollaps

"Die Mobilität in dieser Stadt ist der entscheidende Faktor, dass München eine lebenswerte Stadt bleibt", fasst es Habenschaden beim offiziellen Vorstellungstermin zusammen. Durch die Schaffung des neuen Referats trage die Stadt der Wichtigkeit des Themas Rechnung. In Großstädten weltweit, so auch in München, "erleben wir gerade einen Paradigmenwechsel", so Habenschaden, der auf dem Wunsch vieler Bürger nach einer Veränderung hin zu einer menschen- und klimafreundlichen Mobilität beruhe. Dieser neue Ansatz von Mobilität habe aber, betont die Bürgermeisterin, nichts mit Ideologie zu tun. Es gehe schlicht darum, den Verkehrskollaps zu verhindern, der der Stadt sonst bis 2030 drohe, und darum, die Pariser Klimaziele für München zu erreichen.

So hat sich die Stadt schon in den vergangenen Jahren einiges vorgenommen, was das neue Referat jetzt umsetzen soll. Die Veränderung des Modal Split etwa, also die Verteilung auf die verschiedenen Verkehrsmittel. Der Münchner Stadtrat hat sich dazu verpflichtet, diesen so zu verändern, dass bis zum Jahr 2030 80 Prozent des Verkehrs durch den Umweltverbund abgewickelt werden - also mit dem ÖPNV, Rad oder zu Fuß. "Das sei aber nur durch eine gut gemachte Verkehrswende zu erreichen", sagt Habenschaden. Sprich: mit entsprechenden Angeboten.

Es wird viel passieren: Diese Grafik zeigt nur eine Auswahl der Verkehrsprojekte in der Stadt für 2021.
Es wird viel passieren: Diese Grafik zeigt nur eine Auswahl der Verkehrsprojekte in der Stadt für 2021. © Grafik: Mobilitätsreferat/Bearb.: AZ

München in 2021: Sieben neue Tramstrecken und Pop-up-Radwege

Daher arbeitet das Referat an einer neuen Gesamtstrategie für die Mobilität in München. Die Grundzüge sollen noch vor der Sommerpause dem Stadtrat vorgestellt werden, erklärt Referatschef Georg Dunkel (parteilos). Darüber hinaus steht 2021 viel an, was sich bald umsetzen lässt: Einige ehemalige Pop-up-Radwege sollen zeitnah reguläre Radwege werden, weitere Abschnitte des Altstadt-Radlrings werden umgesetzt, die Planungen für sieben neue Tramstrecken weiter vorangetrieben. Neue Sommerstraßen werden geplant und rund zehn Großbaustellen im Stadtgebiet müssen gemanagt werden, um nur einiges zu nennen.

Münchner nutzen viele verschiedene Verkehrsmittel

Im April will man dem Stadtrat außerdem ein weiteres Maßnahmenpaket zur Busbeschleunigung vorlegen. Beschlussvorlagen zur autofreien Altstadt, der Umgestaltung des Max-Joseph-Platzes, für Radschnellverbindungen und zum Parkraummanagement - unter anderem - sollen folgen. "Die Aufgaben sind sehr breit", so Dunkel. Dass Verkehrsthemen im Stadtrat teils recht aggressiv diskutiert würden, findet Habenschaden "wahnsinnig schade". Was sie "besonders nervt" sei die "Einteilung in verschiedene Lager".

"Wir müssen aufhören, Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen." Realität sei, dass die meisten Münchner alle oder mehrere verschiedene Verkehrsmittel nutzen. Dazu gehöre auch, dass viele Münchner nicht auf das Auto verzichten wollen - oder können. "Das müssen wir respektieren und bei der Verkehrswende mitdenken", sagt Habenschaden. So sieht es auch Georg Dunkel. "Die Aggressivität gehört aus der Diskussion raus", sagt er. "Wir müssen sachlich informieren, mit breiter Beteiligung".

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