Neues Leihrad-System in München: Zuerst parken, dann radeln

München - Früher hätte man das Ganze wahrscheinlich S-Bahn-Radl genannt und dafür Großmutters altes Fahrrad aus dem Keller geholt. Heute heißt es "Park&Bike": Man leiht das Rad nicht mehr von der Oma, sondern von einem städtischen Unternehmen.
Radl statt U-Bahn
Doch es läuft auf das Gleiche hinaus: Um den Weg in die Innenstadt zu verkürzen, bietet die P+R Park&Ride GmbH künftig Leihräder an. Gegen eine Kaution von 75 Euro kann man sie mehrere Monate lang mieten.
Wo die Nutzer mit dem Rad überall umher fahren, kann das Unternehmen natürlich nicht überprüfen. Die Idee dahinter ist jedoch, dass man sie auf einem Park&Ride Parkplatz abstellt und sich dann - statt in die U-Bahn zu steigen - auf das Leihrad schwingt.
Leere Parkplätze waren die Inspiration
Auf die Idee kam Wolfgang Großmann, der Geschäftsführer der P+R Park&Ride GmbH, weil auch sein Unternehmen die Folgen von Corona spürt: Denn seit immer mehr Menschen von zu Hause arbeiten und immer seltener in eine U-Bahn steigen, stehen seine Parkplätze an den meisten Tagen halb leer. Während auf dem Park&Ride Parkplatz in Fürstenried West früher etwa 350 Autos parkten, sind es jetzt nur noch 160 am Tag, sagt Großmann.
Leihrad-Angebot könnte noch erweitert werden
Anlass für ein kleines Experiment: Großmann beauftragte Jugendliche im Rahmen eines Sozialprojekts damit, 20 Räder, die Münchner irgendwann achtlos am Straßenrand abgestellt und nicht mehr abgeholt hatten, wieder herzurichten.
15 Jugendliche, die zum Teil schon seit Jahren nicht mehr in die Schule gehen, denen eine Perspektive fehlte, waren mit der Reparatur beschäftigt, sagte Friederike Schulz, die Leiterin des Projekts "Pikassio".

Wer nun ein solches Rad ausleihen möchte, muss sich über www.parkundride.de anmelden. Dann erhält der Nutzer den Leihvertrag. Zeit und Ort für die Übergabe des Fahrrads macht das Unternehmen mit seinen Kunden individuell aus. Möglich ist das an den P&R-Anlagen Michaelibad, Westfriedhof, Studentenstadt, Lochhausen Nord und Sauerlach. Je nachdem, wie gut das Angebot angenommen wird, soll es laut Großmann erweitert werden.
Leihräder in München: Diese Anbieter gibt es
Um Ansteckung zu vermeiden, steigen immer mehr Münchner aufs Rad um. Gleichzeitig gibt es immer mehr Leihradl-Anbieter: 4.000 Leihräder kann man zum Beispiel bei der Münchner Verkehrsgesellschaft mieten. Zum Ausleihen braucht man die App "MVG more" auf dem Smartphone. Die Kosten betragen fünf Cent pro Minute.
Auf ein anderes Modell setzt Swapfiets. Das Unternehmen verleiht seine Räder für einen festen monatlichen Betrag. In München gibt es das Angebot seit etwa zwei Jahren. Die Bahntochter "Call a Bike" verleiht hingegen schon seit 1998.