Neues Leben am Stachus: Der alte Galeria Kaufhof wird zur XXL-Zwischennutzung "Lovecraft"

München - Es sind sage und schreibe 20.000 Quadratmeter, die am Stachus im Herzen der Stadt aktuell brach liegen. Aber nicht mehr lange, wenn es nach Michi Kern geht: Der Münchner Zwischennutzungsguru schlechthin (er macht mit seinem Team unter vielem anderem bereits das Sugar Mountain in Sendling, das Utopia in Schwabing und wird bald auch den Gasteig mit-bespielen) hat den Zuschlag bekommen, um den ehemaligen Kaufhof zwischenzunutzen.

Kaufhof am Stachus wird zur XXL-Zwischennutzung "Lovecraft"
Seine Pläne für das riesige Gebäude sind groß, wie er der AZ bei einem Termin vor Ort gemeinsam mit Michael Zechbauer, Miteigentümer des Gebäudes, exklusiv verrät: "Lovecraft" wird die Zwischennutzung heißen, in Anlehnung an das "Lovelace", die ehemalige Zwischennutzung der Bayerischen Staatsbank in der Kardinal-Faulhaber-Straße. Kern ist noch in Verhandlungen mit vielen möglichen Partnern. Sicher im Boot sind bereits der Kunstveranstalter Raiko Schwalbe und der Location-Scout Horst Danninger.
Beim Termin vor Ort am Donnerstag steht noch alles leer, erst im Erdgeschoss wird eine Ecke für eine Ausstellung während der Handwerksmesse hergerichtet. Aber die Pläne für die einzelnen Stockwerke sind schon ausgereift.

"Lovecraft" am Stachus: Messen, Märkte, Bewegung und Begegnung
Das Erdgeschoss soll für Passanten einladend sein: Läden und eine Kaffeebar mit Sitzlandschaft stellt sich Kern vor, aber auch modulare und so veränderbare Einrichtungsgegenstände, damit man die Räume individuell gestalten kann. Die Schaufenster, wo vorher Waren und Angebote von Galeria Kaufhof zu sehen waren, sollen zu Ausstellungsflächen werden.
"Leben, Farbe und Charakter müssen hier rein", sagt Kern. Das will er und sein Team einerseits mit Messen, Märkten und Museen schaffen, das heißt "alles, was Ausstellung ist und auf Fläche geht". Der zweite große Block steht unter den Schlagworten: Bewegung, Begegnung, Erlebnis. Es soll Möglichkeiten geben, um Fußball zu spielen, einen Skatepark, Tischtennis und ein Stockwerk, wo sich Kinder und Jugendliche austoben können, "urbane Bewegungsflächen" nennt das Kern.
"Leben, Farbe und Charakter müssen hier rein" - Michi Kern
Was es nicht geben soll, in Abgrenzung zur anderen neuen Riesen-Zwischennutzung am Gasteig ("Fat Cat", wo Kern auch mitmischt), sind Konzerte, Partys und ähnliche Veranstaltungen.
"Lovecraft" am Stachus: Immersive Kunst im Erdgeschoss
Im ersten Untergeschoss soll es – so wie man es zum Beispiel von den Ausstellungen zu Van Gogh und Frida Kahlo im Utopia in der Heßstraße kennt – sogenannte "Immersive Art" zu sehen geben, also Ausstellungen, die den Besucher in die Kunstwelt eintauchen lassen. Der größte Teil der Angebote soll für alle offen und auch konsumfrei sein – lediglich die Ausstellungen sollen Eintritt kosten.

All das – und es ist Michi Kern wichtig, das an der Stelle zu betonen – sind lediglich die Pläne "unter dem Vorbehalt der Genehmigungsfähigkeit", wie Kern sagt. "Wir versuchen natürlich erstmal, über das Ziel hinauszuschießen. Weil wir wissen, es wird nicht alles klappen. Manche Sachen sind vielleicht nicht genehmigungsfähig oder kann man sich nicht leisten. Aber erstmal versuchen wir, die Stadt mit unserem Konzept zu überwältigen".
Die verschiedenen Angebote im Haus sollen durch ein künstlerisches Gestaltungskonzept verbunden werden, das sich über das ganze Haus erstreckt. Es geht Kern darum, dass "eine kulturelle Kommunikation stattfinden kann". Im besten Fall werde am Stachus ein neuer Identifikationsort für die Stadt entstehen.
Ein Ansinnen, dem auch Michael Zechbauer viel abgewinnen kann, dessen Name an der Fassade prangt. "Es ist vonnöten, an einem so prominenten Platz in München nicht einfach ein totes, leeres Loch stehen zu haben, wie wir es die letzten Monate hatten", sagt er zur AZ. Kern habe schon mehrmals bewiesen, dass er das auf die Beine stellen könne. Und: "Ich setze auch darauf, dass die Stadt sich darüber freut und möglicherweise mit anschiebt."
"Ich setze darauf, dass die Stadt sich freut" - Michael Zechbauer
Für Michi Kern hat das "Lovecraft" noch eine weitere Dimension. Deswegen würde er es auch lieber eine Pioniernutzung nennen, statt Zwischennutzung: "Wir verstehen uns als Pioniere. Vielleicht gibt das Lovecraft auch schon einen Ausblick darauf, was hier mit der Sonnenstraße passieren könnte. Wie das alles in Zukunft freundlicher sein könnte, optimistischer und mehr benutzbar."
Die vielfältigen und kreativen Pläne sind also da, um diesem leer stehenden Ort im Herzen der Stadt für vorerst zwei Jahre neues Leben einzuhauchen. Zunächst gibt es eine kleine frische Brise, wenn ab kommendem Dienstag im Erdgeschoss des ehemaligen Galeria Kaufhofs am Stachus zur Handwerksmesse eine kleine Ausstellung zu sehen sein wird. Darauf folgt dann Stück für Stück die Verwirklichung der vielen Pläne und Visionen von Michi Kern und seinem Team.