Neues Konzept in München soll S-Bahnen endlich pünktlich machen

Die Bahn führt das sogenannte Flexfahren ein. So soll die Kapazität auf der Stammstrecke effizienter genutzt werden. Das Pilotprojekt ist bislang einmalig in Deutschland. Wie es funktioniert und was es für die Fahrgäste bringt.
von  AZ
Auf der Stammstrecke fahren die S-Bahnen eng getaktet, kommt eine zu spät, entsteht eine Kettenreaktion.
Auf der Stammstrecke fahren die S-Bahnen eng getaktet, kommt eine zu spät, entsteht eine Kettenreaktion. © Nicolas Armer/dpa

München - Mancher S-Bahn-Fahrgast hat es vielleicht schon entdeckt. An den Abfahrtsanzeigen an den Bahnsteigen der Stammstrecke ist ein neues Symbol aufgetaucht. Statt der Minuten bis zur Abfahrt erscheint eine kleine Stoppuhr. Die Deutsche Bahn (DB), zu der ja die S-Bahn gehört, hat gestern in einer Mitteilung erklärt, was es damit auf sich hat. Die S-Bahn-Stammstrecke ist das Nadelöhr im Münchner Nahverkehr. Daran wird sich - zweiter Tunnel hin oder her - auch so schnell nichts ändern. Die Bahn versucht sich deshalb immer wieder daran, die Abläufe auf der Stammstrecke zu optimieren. Der neueste Versuch heißt Flexibles Fahren oder kurz, Flexfahren.

Dabei sollen die S-Bahnen freie Slots nutzen und so pünktlicher unterwegs sein. "Innerhalb eines zweiminütigen Zeitfensters können die Züge nun flexibel abfahren und so die Kapazität der Stammstrecke effizienter nutzen", erklärt die Bahn in einer Mitteilung. Man habe das Flexfahren vorher getestet, die Ergebnisse hätten überzeugt, so S-Bahn-Chef Heiko Büttner. "Deswegen führen wir es nun bis auf Weiteres als neuen Standard ein und erhoffen uns davon einen positiven Effekt für pünktlichere Züge und ein stabileres S-Bahn-System." Das Flexfahren gilt seit dieser Woche, das Ganze ist ein Pilotprojekt, das in München nun bundesweit erstmalig umgesetzt wird.

Mit dem Flexfahren wird der Fahrplan flexibler, dafür wird die Pünktlichkeit verbessert, hofft die Bahn.
Mit dem Flexfahren wird der Fahrplan flexibler, dafür wird die Pünktlichkeit verbessert, hofft die Bahn. © Sven Hoppe/dpa

Wie Flexibles Fahren die Pünktlichkeit der S-Bahn-Züge in München verbessert

Zur Erklärung: Auf der enorm dichtbefahrenen Stammstrecke ist für jede Fahrt ein Zeitfenster im Fahrplan vorgesehen. Schon eine kleine Verzögerung sorgt für einen Rückstau. Nutzt ein verspäteter Zug seinen planmäßigen Slot nicht, entsteht eine Lücke, in denen keine Bahn fährt. Währenddessen füllen sich die Bahnsteige mit Wartenden, dadurch verlängern sich die Ein- und Ausstiegszeiten. Eine Kettenreaktion...

Wie die DB erklärt, soll das Flexfahren genau hier ansetzen. Es nutzt einen vorhandenen Zeitpuffer im Fahrplan. Denn in Richtung Innenstadt ist an der ersten Stammstreckenstation eine mehrminütige Haltezeit vorgesehen, die oft ungenutzt bleibt, so die Bahn. Dank Flexfahren können S-Bahnen diese Fenster nun nutzen, Motto: "First come, first serve". Dies ermöglichen die Fahrdienstleiter, die den laufenden Verkehr beobachten und Weichen und Signale stellen. So soll der Stammstreckenverkehr flüssiger, flexibler und pünktlicher werden.

Und wie wissen nun die Fahrgäste, wann ihre Bahn fährt? Damit niemand seinen Zug verpasst, wurden die Abfahrtszeiten an den Stationen der Stammstrecke im Fahrplan um zwei Minuten auf die jeweils frühestmögliche Abfahrtszeit vorverlegt, so die Bahn. An den Anzeigen am Bahnsteig werden die Minuten bis zur Abfahrt nun nicht mehr bis null hinuntergezählt, sondern es gibt ein neues Symbol, das aussieht wie eine Stoppuhr. Es zeigt an, dass die S-Bahn binnen der nächsten Minuten abfährt.

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