Neues Jaguar-Logo erntet Shitstorm: Experte aus München erklärt Unterschied zu BMW und Co

Der Autohersteller Jaguar hat sein Firmenzeichen erneuert – und dafür eine Menge Kritik geerntet. Ein Münchner Professor erklärt, warum die Änderung auf Widerstand stößt, bei BMW und Audi hingegen nicht.
von  Maximilian Neumair
Das neue Logo - mit neuer Schriftart, aber ohne Tiersymbol (l.). Das Symbol wurde vom Markengründer William Lyons erdacht.
Das neue Logo - mit neuer Schriftart, aber ohne Tiersymbol (l.). Das Symbol wurde vom Markengründer William Lyons erdacht. © imago/Jaguar

Birmingham/München – Eine Großkatze in glänzendem Silber, die von rechts nach links springt – auch ohne Schriftzug ist den meisten klar, dass es sich dabei um die Marke des britischen Luxusautobauers Jaguar handelt. Seit 1982 ziert das springende Tier das Logo des Unternehmens.

Bis vergangene Woche zumindest: Das neue Logo besteht nur aus dem Wort "jaguar", kleingeschrieben und mit gleichgroßen Abständen zwischen den Buchstaben. Ein Sturm der Entrüstung folgte in den Sozialen Medien.

Neuer Logo-Trend: Je schlichter, umso besser

Dabei folgt Jaguar mit seinem neuen Design einem Trend, der bei vielen Konzernen in den letzten Jahren aufkam: 2D statt 3D, weniger Details - kurzum: so schlicht wie möglich.

Auch die bayerischen Autobauer BMW und Audi haben 2020 und 2022 ihre Logos in diesem Sinne angepasst. "Durch die Zweidimensionalität wirken die Ringe deutlich moderner und grafischer", begründet Audi die Änderung. Dadurch sei das Logo gedruckt, digital und auf dem Auto immer einheitlich.

Das neue BMW-Logo hat einen transparenten Rand.
Das neue BMW-Logo hat einen transparenten Rand. © BMW Group
Das Vorgängerlogo von BMW mit einem schwarzen Rand.
Das Vorgängerlogo von BMW mit einem schwarzen Rand. © imago

Aus denselbem Grund habe auch BMW sein Logo angepasst, teilt das Unternehmen mit. Außerdem strahle es so "Offenheit und Klarheit" aus.

Marko Sarstedt, Professor für Marketing an der Ludwig-Maximilians-Universität München, erklärt diesen Logo-Trend mit den Worten: "Einfachheit schlägt alles."

Marketing-Experte: "Das neue Logo ist total austauschbar"

Aber warum ist die Aufregung um die Logoänderung ausgerechnet bei Jaguar so groß? Dazu sagt Sarstedt der AZ: "Das neue Logo ist beliebig, total austauschbar. Es ist nichts mehr von dem alten Charme übrig geblieben."

Logos werden zwar laut Sarstedt ständig einem "Facelift" unterzogen und an aktuelle Trends angepasst, Farben werden etwa leicht geändert und Schriftarten abgerundet. Das ist demnach auch bei dem altbackenen Logo von Jaguar nötig gewesen. Aber Jaguars Schritt gehe weit darüber hinaus: Die Firma habe sich als Marke "in jeder Hinsicht massiv neupositioniert".

Spott in den Sozialen Medien: zu bunt, zu woke

Denn parallel zur neuen Logoverkündung veröffentlichte der britische Autobauer eine Werbekampagne - ganz ohne Autos. Stattdessen sind Models in grellen pinken, gelben und roten Outfits zu sehen, die einer High-Fashion-Modeshow entsprungen sein könnten. Der Spott in den Sozialen Medien: zu bunt, zu woke.

"Jaguar positioniert sich als politische Marke in einem Markt, wo den Leuten das egal ist", sagt der Marketing-Experte. Die Zielgruppe sei eine andere: "Die Marke ist für Männer mittleren, höheren Alters mit viel Geld und einer Affinität zu Motorsport und Schaltwagen."

Jaguar wolle sich verjüngen, aber die Jungen können sich die teuren Autos überhaupt nicht leisten.

Jaguar-Chef: "Wir wollten uns von den traditionellen Automobilklischees entfernen"

"Wir wollten uns von den traditionellen Automobilklischees entfernen", rechtfertigt sich der Jaguar-Chef im Interview mit der "Financial Times". So will der Konzern etwa sein erstes "Concept-Car" unter der neuen Marke nicht wie üblich auf einer Automobilmesse präsentieren, sondern auf der Miami Art Week, die am Montag beginnt.

Der Marketing-Profi sieht diese Strategie kritisch: "Nur Aufmerksamkeit um jeden Preis hat selten geholfen."

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