Neuer Radweg auf der Elisenstraße: Krach im Münchner Rathaus
München - Ursprünglich, im Sommer 2020, war es ein Versuch mit gelber Farbe: Die Stadt markierte Münchens ersten Pop-up-Radweg in der Elisenstraße. Autos hatten ab da bloß noch auf je einer Spur in jede Richtung Platz. Aus dem Gelb ist vergangenen Sommer weiß geworden – und damit aus dem Verkehrsversuch eine Dauerlösung, wenn auch eine, die die Stadt mit wenig Aufwand wieder übermalen könnte.
Das soll sich ändern. Das Mobilitätsreferat schlägt vor, in der Elisenstraße einen richtigen Radweg zu bauen. Radler müssten dann nicht mehr auf der Straße fahren und hätten noch mehr Sicherheit. Allerdings entfallen dafür (zumindest in der Lieblingsvariante des Mobilitätsreferats) alle Parkplätze in der Straße. Der Stadtrat entscheidet am Mittwoch über den Vorschlag. Und schon jetzt zeichnet sich darüber Streit ab.
Den Radweg in der Elisenstraße umzubauen, kostet bis zu 13,8 Millionen Euro
Die Maßnahme kostet laut der Beschlussvorlage aus dem Mobilitätsreferat bis zu 13,8 Millionen Euro. Bei der Lösung, die das Mobilitätsreferat bevorzugt, entstehen in der Elisenstraße Radwege, die sich als Radschnellweg eignen. Denn sie sind überall mindestens drei Meter breit.
Auf einem Abschnitt zwischen Ottostraße und Sophienstraße könnte nach Vorstellungen aus dem Mobilitätsreferat sogar ein 5,75 Meter breiter Radweg plus 0,75 Sicherheitstrennstreifen entstehen.
Der Radweg soll Teil eines Schnellradwegs in München sein – und deswegen besonders breit
Tatsächlich ist die Elisenstraße ein Teil der Radschnellwegstrecke Richtung Fürstenfeldbruck. Allerdings hat die Stadt diesen erst einmal zurückgestellt. Wann mit dem Bau begonnen wird, ist unklar. Auf jeden Fall nicht in den nächsten zehn Jahren.

Also entstünde in der Elisenstraße zwar ein sehr breiter, aber mit ein paar Hundert Metern nur ein recht kurzer Radschnellweg. Der Aufwand, diesen zu bauen, ist hoch: Mittelinseln zwischen Ottostraße und den Tramgleisen müssten verlegt werden.
Auch Schächte für die Telekommunikation müssten umgebaut werden. Und alle 75 Parkplätze in der Elisenstraße kommen in dieser Variante weg. Für Krankentransporte und für Menschen mit einem Behindertenausweis werden allerdings zehn Parkplätze in der Luitpoldstraße geschaffen.
Grünen-Politiker: Keine Autos mehr auf dem Bahnhofsvorplatz
Paul Bickelbacher, Verkehrsexperte bei den Grünen, gefallen die Pläne. Besonders, dass das Mobilitätsreferat östlich der Ottostraße auch eine neue Fuß- und Radquerung über den Lenbachplatz vorschlägt, findet er gut.
Für verzichtbar hält er die Linksabbiegerspur von der Elisenstraße Richtung Hauptbahnhof. Schließlich sollen auf dem Bahnhofsvorplatz, wenn er einmal fertig ist, ohnehin keine Autos mehr fahren, meint Bickelbacher. Und dann könnte noch mehr Platz für Fußgänger geschaffen werden.
Die SPD findet: Der Radweg an der Elisenstraße ist zu teuer
Der SPD sind die Vorschläge aus dem Mobilitätsreferat zu teuer. "Wir haben in der Elisenstraße einen weiß markierten Radweg hergestellt, der heute schon mehr Sicherheit schafft", sagt der Verkehrsexperte in der SPD-Stadtratsfraktion, Nikolaus Gradl.
Er fordert, dass das Mobilitätsreferat eine kostensparendere Variante verfolgt, bei der auch 30 Parkplätze vor dem Justizpalast erhalten bleiben.
Bei einer günstigeren Variante könnten auch die Parkplätze erhalten bleiben
Auch bei dieser Variante käme es zu einem Umbau – aber zu keinem so aufwendigen. Bordsteinelemente könnten Radweg und Autospur trennen, dann müsste im Untergrund nicht so viel umgebaut werden. Dafür wäre der Radweg mit einer Breite von 2,30 Metern schmaler. Er entspricht dann nicht mehr den Anforderungen für einen Radschnellweg.
Es wird also spannend, wie sich der Stadtrat am Ende einigt. Begeistert von den Plänen dürfte die CSU allerdings auch nicht sein. Schließlich war die Fraktion schon damals, als aus dem gelb- ein weißmarkierter Radweg werden sollte, kritisch. CSU-Chef Manuel Pretzl sprach damals von "methodischem Dilettantismus".