Neuer Personalausweis: Chip, Chip, hurra?

MÜNCHEN - Nur noch bis Freitag können Münchner einen Personalausweis in seiner bisherigen Form beantragen. Dann kommt der neue, kleine, teure. Die AZ hat sich im KVR umgeschaut.
Wie genau sein Ausweis in die Waschmaschine geraten ist, weiß Michael Augustin auch nicht so genau. Auf jeden Fall war er nicht mehr zu gebrauchen. Deshalb hat der 18-Jährige vor drei Wochen einen neuen Ausweis beantragt. Am Schalter bekommt er nun das hellgrüne Plastikkärtchen im vertrauten Format unter der Trennscheibe hindurch geschoben.
Seit 1987 hat dieser Ausweis den Deutschen gute Dienste geleistet. Trotzdem wird er zum 1. November abgeschafft. Der neue Ausweis (siehe Text unten) ist fast viermal so teurer. Deshalb wurden viele Bürgerbüros in Deutschland von einer Antragsflut überschwemmt. Auch in München gibt es aktuell mehr Menschen als sonst, die einen neuen, alten Ausweis wollen. „Insgesamt wurden in diesem Jahr mehr Personalausweise beantragt als letztes Jahr", sagt Daniela Schlegel, die Pressesprecherin des Kreisverwaltungsreferats (KVR). Man dürfe mutmaßen, dass dies mit dem neuen Personalausweis zu tun habe. Das Plastikteil ist schließlich nicht unumstritten. Nicht jeder will es haben. Im Durchschnitt wurden im vergangenen Jahr jeden Tag 543 neue Ausweise beantragt. In diesem Jahr waren es 16 Prozent mehr.
Die Wartezonen im KVR sind an diesem Morgen gut besucht, aber es gibt noch freie Plätze. Hier hat man auch schon mal länger gewartet.
„Alles ging sehr schnell“, sagt etwa Rentnerin Doris Lhotak. Nach 20 Minuten hatte sie ihren Ausweis beantragt. Nicht so viel Glück hatte Susanne Buchner: „Ich sitze hier seit anderthalb Stunden. Sonst dauert es nur halb so lang.“ Die 50-Jährige hat ihren Ausweis verloren. Sie sagt: „Darüber, dass ich jetzt nochmal den alten Personalausweis bekomme, bin ich sehr froh. Der hohe Preis des neuen wäre mir egal. Aber ich habe gehört, dass man viele Daten preisgeben muss.“
Beim Warten ist Zeit, die Informationsbroschüre des Innenministeriums nachzulesen. In der steht, dass jeder Bürger selbst entscheiden kann, ob sein Fingerabdruck auf dem Chip gespeichert werden soll und ob er elektronische Ausweisfunktionen (siehe unten) nutzen will. Ein bürokratischer Mehraufwand, der Zeit kosten wird. Wie viel – das ist noch unklar. Bisher gab es keine Tests. „Aber unsere Mitarbeiter werden natürlich entsprechend geschult“, sagt KVR-Pressesprecherin Schlegel. „Das ist ein großer organisatorischer Aufwand für uns. Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.“
Michael Augustin ist inzwischen jedenfalls sehr froh, dass er seinen Ausweis mitgewaschen hat. „Der neue Ausweis ist Schmarrn“, findet der 18-jährige Einzelhandelskaufmann. „Die Zusatzfunktionen sind Schnickschnack.“
Aber ab 2016 muss auch er sich daran gewöhnen. Dann wird sein altvertrauter Grüner nämlich ungültig. Anne Lehwald
Alles Wichtige rund um den neuen Perso
Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum neuen Ausweis und seinen Funktionen.
Wer ab dem 1. November 2010 in Deutschland einen neuen Personalausweis beantragt (im KVR oder im Bürgerbüro), bekommt nach drei bis vier Wochen Wartezeit den neuen Personalausweis im Scheckkartenformat.
Der Ausweis kostet den Antragsteller bis zur Vollendung Ihres 24. Lebensjahres 22,80 Euro. Danach werden 28,80 Euro fällig, fast viermal so viel wie jetzt (acht Euro
An der Gültigkeitsdauer ändert sich nichts: Ab dem 24. Lebensjahr gilt der Ausweis zehn Jahre lang, vorher muss er nach sechs Jahren neu beantragt werden.
Für den neuen Personalausweis brauchen Sie ein biometrisches Passbild - wie für Ihren Reisepass. Der neue Ausweis enthält einen Chip auf dem verschiedene Daten (z.B. Fingerabdruck und Foto) gespeichert sind. Welche Daten das sind, entscheidet der Antragsteller.
Der neue Ausweis soll den Menschen viele Vorteile bringen. Mit der (freiwilligen) elektronischen Ausweisfunktion („eID-Funktion“) können Behördengänge, Bankgeschäfte und Einkäufe online erledigt werden. Man kann online Verträge unterzeichnen und sich an Automaten ausweisen. Diese Online-Ausweisfunktion kann sich jeder beim Erhalt seines neuen Ausweises freischalten lassen und dann mit seiner selbstgewählten sechsstelligen PIN nutzen.
Um diese elektronische Identifizierungsfunktion nutzen zu können, benötigen Sie zu Hause ein spezielles Kartenlesegerät. Laut Bundesinnenministerium ist die Datensicherheit gewährt.
Noch ist so ein Lesegerät mit eigener Tastatur nicht am Markt. Es soll drei Kategorien geben: So genannte Basiskartenleser, die zwischen 20 und 40 Euro kosten, Standardkartenleser, die um die 50 Euro kosten werden und Komfortkartenleser (ab 70 Euro), die für die Unterschriftsfunktion notwendig sind.
Ein alter Personalausweis behält nun seine Gültigkeit bis zum Ende seines Ablaufdatums. Eine Umtauschpflicht vor dem Ablauf des alten Ausweises besteht nicht.