Neuer Jugendamts-Chef: SPD-Kandidat scheitert

München - Aus Rathaus-Sicht ist es ein Problem-Posten: die Leitung des Jugendamts. Seit Herbst 2014 ist der Posten mehr oder weniger vakant. Chefin Maria Kurz-Adam war erst zeitweise, dann dauerhaft krank (hielt aber Vorträge und schrieb ein Buch, was später für Ärger sorgte). Die vorgesetzte Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) stolperte über liegengebliebene Anträge im Jugendamt. Jetzt wird seit Herbst endlich ein Nachfolger für Kurz-Adam gesucht. Und nun ist Favorit Christian Müller im Bewerbungsverfahren durchgefallen, bevor er sich überhaupt im Stadtrat vorstellen durfte.
In der CSU- wie der SPD-Fraktion war man davon ausgegangen, dass der erfahrene Sozialpolitiker Müller den Posten übernehmen würde. Der SPD-Stadtrat aus Pasing ist jugend- und sozialpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Seit 2002 sitzt der 50-Jährige im Stadtrat, einst war er Vorsitzender des Kreisjugendrings.
Ein idealer Mann für das Jugendamt – und einer der ganz wenigen, die ernsthaft Interesse hatten. Einzig, dass Müller keine Universität besucht hat – er studierte Sozialarbeit an einer Fachhochschule – schien ein Problem zu sein.
Lesen Sie auch: Pfusch im Jugendamt - GroKo nickt Verträge ab
Doch daran ist Müller nicht gescheitert. Zum Bewerbungsverfahren in der Stadtverwaltung wird nur eingeladen, wer die formalen Voraussetzungen erfüllt. Müller durfte sich vorstellen – konnte Personalreferent Alexander Dietrich (CSU) aber nach AZ-Informationen fachlich überhaupt nicht überzeugen. Dietrich lehnte ihn ab. Und auch Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) entschied sich in der Vorschlagskommission gegen den Parteifreund.
Müller ist raus – wie mehrere andere Bewerber auch. Dietrich wird dem Stadtrat nur einen einzigen Kandidaten präsentieren. Das wiederum sorgt für Ärger bei den Grünen, die einen Brief an OB Dieter Reiter (SPD) geschrieben haben, dass das Verfahren nicht nachvollziehbar sei. Nun kann der Stadtrat den Kandidaten wählen – oder entscheiden, dass noch mal neue Bewerber eingeladen werden. Dann würde die Suche nach einem Chef auf dem Problem-Posten sich weiter hinziehen.