Neuer Immobilienbericht: "München hat immer Spitzenpreise"

Die Grundstückspreise steigen weiter, das lässt Immobilien in einigen Lagen unbezahlbar machen. Warum sich Kommunen schwer tun, Flächen auszuweisen.
von  Julia Kilian
In München kostet ein Quadratmeter Baufläche laut einem neuen Gutachten im Mittel rund 1600 Euro.
In München kostet ein Quadratmeter Baufläche laut einem neuen Gutachten im Mittel rund 1600 Euro. © Peter Kneffel/dpa

München - Für einen Zehner gibt's drei Bier beim Wirt oder sechs Packerl Butter im Laden. Im südöstlichen Thüringen könnte man mit der Summe laut einem Immobilienbericht sogar Landbesitzer werden - ein Quadratmeter Baufläche kostet dort im Mittel zehn Euro. Von München ist das meilenweit entfernt: Dort müssen Bauherren rund 1.600 Euro hinblättern. Dass Wohnraum in Großstädten knapp ist, merkt man nicht mehr nur an den Häuserpreisen.

Bauland habe sich weiter verteuert, sagt Anja Diers vom Arbeitskreis der Gutachterausschüsse. "München hat immer Spitzenpreise." Die Experten haben für ihren neuen Bericht Kaufverträge ausgewertet. Insgesamt wechselten 2016 Immobilien und Grundstücke für 237,5 Milliarden Euro die Besitzer. Der Trend: Vor allem Wohneigentum in Städten ist nochmals teurer geworden.

Für ein Grundstück im mittleren Preissegment mussten Bauherren im bundesweiten Mittel 108 Euro pro Quadratmeter zahlen - 16 Euro mehr als noch 2014. Noch stärker haben sich Grundstücke für Mehrfamilienhäuser verteuert.

Vor allem in Großstädten wird dieser Platz benötigt, um große Wohngebäude zu bauen. Die Preise stiegen im bundesweiten Mittel um fast 50 Prozent auf 155 Euro für mittlere Preislagen. In den Kommunen reichten das Angebot und die Ausweisung von Bauplätzen oft nicht aus, "da überrascht es kaum, dass die Baulandpreise weiter steigen", schreibt Peter Ache, Redaktionsleiter des Immobilienmarktberichts.

Die stagnierenden Grundstücksvergaben sind eines der Kernprobleme bei der Bewältigung der Wohnungsknappheit.

Warum werden nicht mehr Flächen ausgewiesen? "Viele Kommunen haben gar nicht mehr die Flächen. Denken Sie an München", sagt Matthias Waltersbacher vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Der Immobilienexperte Michael Voigtländer vom arbeitgebernahen Forschungsinstitut IW Köln sieht mehrere Aspekte. Die Kommunen täten sich schwer, Bauland auszuweisen, weil sie Umweltbeeinträchtigungen und Proteste von Bürgern fürchteten, schrieb Voigtländer in einem Gastbeitrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Dass Bauland so knapp sei, habe auch noch einen anderen "unangenehmen Nebeneffekt".

Denn die hohen Preise führten dazu, dass private Eigentümer ihre Grundstücke zurückhielten, schreibt Voigtländer. Wenn das Land so schnell im Preis steige, lohne das Warten. Außerdem gibt es aufgrund der Minizinsen ja auch einen Anlagenotstand. Sachwerte sind besonders gefragt.

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