Neuer Hauptbahnhof und Denkmalschutz: "München 21"

Das Denkmalnetz Bayern facht mit einem Gegenentwurf zum Neubau des Hauptbahnhofs die Debatte wieder an. Vize-Chefredakteur Thomas Müller über Abriss, Stadtgestalt und Denkmalschutz.
von  Thomas Müller
So sieht der Entwurf des Architekturbüros Auer Weber aus. AZ-Vize-Chefredakteur zur Hauptbahnhof-Debatte.
So sieht der Entwurf des Architekturbüros Auer Weber aus. AZ-Vize-Chefredakteur zur Hauptbahnhof-Debatte. © Auer Weber/AZ

München – Eigentlich war der neue Hauptbahnhof schon beschlossene Sache. Der Entwurf vom Architekturbüro Auer Weber kam vergangenen April im Stadtrat sehr gut an – inklusive des geplanten Büroturms. Jetzt kommt allerdings noch einmal Bewegung in die Bahnhofs-Debatte.

Das Denkmalnetz Bayern würde die Pläne gerne kippen (hier geht's zum Bericht) und kritisiert "Maßlosigkeit" der Bahn, "Verschandelung" des Altstadtbilds und Missachtung von Denkmalschutz.

 

AZ-Vize-Chefredakteur Thomas Müller zur Debatte:

 

München und sein Hauptbahnhof – das ist eine über 150-jährige, in weiten Teilen oft leidvolle Baugeschichte. Und so wie’s gerade ausschaut, kommt nun ein weiteres leidvolles Kapitel dazu: Die Zeichen stehen auf Totalabriss, auf tabula rasa. Wie so oft in München – die Tierklinik lässt grüßen.

Die Frage ist: Wollen wir das? Und: Muss das so sein? Könnte man nicht wenigstens die Bauteile erhalten, die stadtbildprägend sind? Das charakteristische Vordach im Nierentisch-Stil, die Mittelfassade mit Geiger-Relief und Bahnhofsuhr, die zwei überkommenen Kopfbauten in der Arnulf- und Bayerstraße oder den neolassizistischen Starnberger Flügelbahnhof?

Letzterer soll ja, obwohl denkmalgeschützt, einem Büroturm weichen, über den Bayerns oberster Denkmalschützer gesagt hat: „Ein belangloser Klotz aus Glas und Stahl. “ Eine Einschätzung, der nichts hinzuzufügen wäre. Außer vielleicht dem Hinweis, dass die Stadt diesem Turm ihren Segen längst erteilt hat – mit dem Hinweis, dadurch würde der Hauptbahnhof im Stadtbild sichtbarer und erfahrbarer werden. Wie Reisende den so gesehen unsichtbaren Bahnhof in den letzten 150 Jahren überhaupt gefunden haben, bleibt an der Stelle freilich rätselhaft.

Wenn sich heute die Stadtgestaltungskommission mit dem Bahnhofsnaubau befasst, geht’s wohl nur noch um ein paar Details. Um das große Ganze, um die Frage, ob die Münchner diesen Komplett-Abriss überhaupt wollen, leider nicht. Doch genau die Diskussion müsste geführt werden. Zur Not bei einem Bürgerentscheid. München 21? Klingt doch gar nicht so schlecht.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.