Neue Umwelt-Daten: Wie öko ist München?

Wie viele Münchner fahren heute Zug? Wer kauft E-Autos? Wie entwickeln sich die Feinstaubwerte – und werfen wir eigentlich weniger Müll weg? Das Statistische Amt hat die Zahlen ausgewertet.
von  Irene Kleber
Nicht nur die Zahl der Fahrgäste ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen, sondern auch die Zahl derer, die mit Zeitkarten (also regelmäßig) öffentlich fahren.
Nicht nur die Zahl der Fahrgäste ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen, sondern auch die Zahl derer, die mit Zeitkarten (also regelmäßig) öffentlich fahren. © Statistisches Amt München

München - Nachhaltigkeit, saubere Luft, Plastik sparen und Müll vermeiden – große Themen in München, die den Grünen bei der letzten Kommunalwahl viele Wählerstimmen beschert haben. Aber wie öko ist die Stadt eigentlich inzwischen? Das Statistische Amt hat zu Verkehr, Luftverschmutzung und Müll die Zahlen von 2008 bis 2018 ausgewertet. Die zeigen: Es geht zwar langsam, aber in die richtige Richtung.

Mehr Gäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln

Nicht nur die Zahl der Fahrgäste ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen, sondern auch die Zahl derer, die mit Zeitkarten (also regelmäßig) öffentlich fahren.
Nicht nur die Zahl der Fahrgäste ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen, sondern auch die Zahl derer, die mit Zeitkarten (also regelmäßig) öffentlich fahren. © Statistisches Amt München

Im Stau stehen, Benzin verbrauchen, die Luft verpesten – das ist für viele Münchner im letzten Jahrzehnt immer weniger attraktiv geworden. Der MVV hat nachgezählt, dass im Jahr 2018 104. 635.885 mehr Münchner Fahrgäste in Busse, Trams, U- und S-Bahnen gestiegen sind als noch zehn Jahre zuvor. Ein dickes Plus von 16,8 Prozent (auch wenn man das Bevölkerungswachstum mitbedenkt; Gesamtzahl 2018: 722.311.263 Gäste). Vor allem die Zahl der Dauerfahrer mit Zeitkarten hat sich erfreulich gesteigert. 2018 hat die MVG mit einer Streckenlänge von 688 Kilometern 60 Kilometer mehr öffentlichen Nahverkehr geboten (vor allem mit mehr Stadtbus- und Tramstrecken). Noch ein Hinweis darauf, dass die Münchner sich umweltfreundlicher fortbewegen wollen: Der Radverkehr an den Messstellen ist laut Statistik um 10,8 Prozent gestiegen.

Dicke Luft in München wird sauberer

Die Feinstaubwerte an diesen drei Messstellen sinken erkennbar.
Die Feinstaubwerte an diesen drei Messstellen sinken erkennbar. © Statistisches Amt München

Fenster öffnen an einer Hauptverkehrsstraße? So richtig Spaß macht das nicht. Nicht nur Lärm, auch viel Feinstaub zieht dann nämlich in die Wohnung und schlimmer noch: in die Lunge. Verursacht ist das vor allem vom Straßenverkehr (aus Abgasen, Reifen- und Bremsabrieb). Positiv immerhin: Die Lage bessert sich, die Jahresmittelwerte, die in den vergangenen zehn Jahren gemessen wurden, sinken. Das fällt vor allem an der stark befahrenen Landshuter Allee auf (-32,4 Prozent), gefolgt vom Stachus (-24,1) und der Messstation Johanneskirchen (-20). Sind denn weniger Autos unterwegs? Nein. Seit 2008 sind im Schnitt auf 100 Hauptwohnsitz-Münchner 40 Privat-Pkw gemeldet. Aber die Autos sind sauberer geworden: 2008 hatten noch 40 Prozent der Pkw die "schmutzigen" Emissionsklassen Euro1 und 2. Heute sind 80 Prozent mit den "saubereren" Klassen Euro 5 und 6 unterwegs.

Münchner werfen weniger weg

Weniger Restmüll und weniger Altpapier: Jeder Münchner produziert 364,6 Kilo Hausmüll im Jahr.
Weniger Restmüll und weniger Altpapier: Jeder Münchner produziert 364,6 Kilo Hausmüll im Jahr. © Statistisches Amt München

Eine Zahl, die man sich merken kann: 364,6 – so viele Kilo Haushaltsmüll hat jeder einzelne Münchner im Schnitt 2018 produziert. Ziemlich genau jeden Tag ein Kilo. Das hört sich nach viel an, ist aber deutlich weniger als noch vor zehn Jahren, da waren es nämlich 421,8 Kilo im Jahr. Konkret wirft heute jeder 24,8 Kilo weniger Restmüll in die Tonne und 20,5 Kilo weniger Altpapier weg – sicher auch deshalb, weil weniger Zeitung in Papierform gelesen wird. Noch ein paar Zahlen: Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) sammelt mit 359 Fahrzeugen, darunter 188 Müllautos, den Unrat der Stadt ein. 2018 waren das 562.296 Tonnen (14.432 weniger als 2008 – trotz Bevölkerungswachstums). Recyclingquote: 54,5 Prozent. Das größte Minus gab’s bei den Problemabfällen (-30,9 Prozent), beim Bauschutt (-26,9) und Grüngut (-24,5).

Stickoxide: Weniger Wolke

Die Luft wird sauberer – der Grenzwert von 40 Mikrogramm/m3 wird aber noch nicht erreicht.
Die Luft wird sauberer – der Grenzwert von 40 Mikrogramm/m3 wird aber noch nicht erreicht. © Statistisches Amt München

Stickoxide, die durch die Verbrennung beim Autofahren entstehen und die laut Umweltbundesamt vor allem von Dieselmotoren verursacht werden, machen das Atmen schwerer, schädigen Pflanzen und lassen Böden und Gewässer versauern. Das bayerische Landesamt für Umwelt hat die Entwicklung an verschiedenen Messstellen beobachtet – wie etwa an der Landshuter Allee, am Stachus (verkehrsbezogen) und in Johanneskirchen (flächenbezogen). Klar in der Grafik zu sehen ist: An allen drei Messstationen ist die Stickstoffdioxidmenge zwischen 2008 und 2018 gesunken. Am Stachus war der Trend am stärksten zu beobachten: 2018 wurde dort 35,1 Prozent weniger Stickstoffdioxid in der Luft gemessen als noch 2008. Der zum Gesundheitsschutz festgelegte Grenzwert von 40 Mikrogramm/m³ ist aber noch nicht erreicht.

Alternative Antriebe kaum verbreitet

Benziner sind doppelt so beliebt wie Diesel – E-Autos oder Hybride führen (noch) ein Schattendasein.
Benziner sind doppelt so beliebt wie Diesel – E-Autos oder Hybride führen (noch) ein Schattendasein. © Statistisches Amt München

Genau 358.206 Autos mit Benzinmotor waren Ende 2018 in München gemeldet – mehr als doppelt so viele wie Diesel-Fahrzeuge (156.071).

Alternative Antriebe? Führen noch immer ein Schattendasein. Nur 1,8 Prozent (9.188 Autos) des privaten Fahrzeugbestands sind keine Benziner oder Diesel. 2008 lag der Anteil bei 0,4 Prozent (2.003 Autos). Alternative Antriebe kommen – aber langsam.

Auf den Münchner Straßen waren 2018 unterwegs:

  • 926 E-Autos (2008: 14)
  • 848 mit Erdgas (2008: 313)
  • 2.611 mit Flüssiggas (2008: 1.316)
  • 4.798 Hybride (2008: 360)

Es ist eine positive Entwicklung zu erkennen – aber es geht nur langsam voran.

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