Neue Umfrage der Stadt: Corona hat viele Münchner arm gemacht

München - Der typische Münchner fährt Porsche und verbringt seine Wochenenden am Starnberger See. So stellen sich oft die Bewohner anderer Städte den Lebensstil hier vor. Komplett an den Haaren herbeigezogen ist das nicht. Denn Fakt ist: München ist reich. Das bestätigt auch die neueste Bevölkerungsbefragung der Stadt. Demnach liegt 2021 das mittlere Einkommen der Münchner bei 2.453 Euro netto im Monat. Fast jeder Zehnte verdient netto sogar mehr als doppelt so viel.
Für die Lebensqualität gibt's 8 von 10 Punkten
Zum Vergleich gibt die Studie nur Zahlen aus 2019 an: Da hatten die meisten Münchner 2.333 Euro zur Verfügung, das waren etwa 300 Euro mehr als in ganz Bayern und sogar 435 Euro mehr als in ganz Deutschland. Kein Wunder also, dass die meisten Münchner für die Lebensqualität acht von zehn Punkten vergeben. 96 Prozent leben laut der Studie gerne oder sehr gerne hier.
München ist teuerste Stadt Deutschlands
Alles bestens also? Die Befragung zeigt leider auch, dass der Reichtum ungleich verteilt ist. Corona hat diese Schere noch ein wenig größer werden lassen. Getroffen hat dies vor allem die Jungen und diejenigen, die schon vor der Pandemie gerade so über die Runden gekommen sind.
Denn zwar haben die Münchner theoretisch mehr Geld zur Verfügung als die Bewohner anderer deutscher Städte. Jedoch müssen sie auch wesentlich mehr ausgeben: Die monatliche Belastung für Mieter (und dazu zählen etwa 70 Prozent der Münchner) beträgt 17,16 Euro pro Quadratmeter. Das sind rund 15 Prozent (oder 2,20 Euro) mehr als noch vor fünf Jahren. München ist damit laut der Studie die teuerste Stadt Deutschlands.
Knapp 40 Prozent des Gehalts wird fürs Wohnen ausgegeben
Gut leisten können sich das längst nicht alle: Jeder fünfte Befragte gab an, etwa 40 Prozent seines Einkommens fürs Wohnen auszugeben. Laut den Verfassern der Studie ist das ein Wert, bei dem die Gefahr von Überschuldung groß ist. Außerdem hat Corona viele Münchner ärmer werden lassen. Besonders junge Menschen haben seit der Pandemie weniger Geld und seltener einen festen Job: Während 2016 von den 18- bis 29-Jährigen noch 56 Prozent erwerbstätig waren, sind es 2021 nur noch 49 Prozent. Elf Prozent dieser Altersgruppe gaben an, ihre Arbeit aufgrund von Corona verloren zu haben.
Aber auch in den verschiedenen Branchen gibt es große Unterschiede, wen die Corona-Pandemie finanziell besonders hart traf: Am häufigsten wurden Mitarbeiter aus der Tourismusbranche und dem Gastgewerbe in Kurzarbeit geschickt, fast zehn Prozent der Beschäftigten verloren ihren Job. Aber auch ungelernte Arbeiter und Mini-Jobber hatten besonders häufig mit Einbußen zu kämpfen.
Zahl der "armen" Haushalte gestiegen
Im Vergleich zu 2016 nahm die Gruppe der Haushalte, die in München als arm gelten, um drei Prozentpunkte zu. Dazu zählt, wer etwa 60 Prozent weniger hat als das Mittel. Das entspricht etwa 1471 Euro netto und weniger. In anderen Städten würde man das zwar sicher nicht arm nennen. Schließlich ist das mehr als dreimal so viel wie der momentane Hartz-IV-Satz. Entscheidend sei jedoch die "Bezugsgröße", so die Verfasser. Es kommt also darauf an, ob das Gehalt am Ende für ein Leben in dieser teuren Stadt reicht.
Risiko der Armut ist groß
Das Risiko arm zu werden, ist in München höher als anderswo in Deutschland. Es liegt hier bei 18 Prozent. Das größte Risiko arm zu werden haben demnach Alleinerziehende. Sie haben im Mittel ein Haushaltseinkommen von 1.808 Euro.

Auch Familien mit drei und mehr Kindern sind eher armutsgefährdet. Ihr mittleres Einkommen liegt bei 1.875 Euro. Zum Vergleich: Das sind fast 580 Euro weniger als der Median in München. Auch die Herkunft spielt eine Rolle: Über ein Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund in München fallen in die Kategorie "arm".
Urlaub ist nicht für alle drin
Im Alltag bedeutet das, dass sich diese Menschen vieles, was für andere selbstverständlich ist, nicht leisten können. 63 Prozent haben demnach kein Geld, ihre Wohnung zu renovieren. Auch einmal im Jahr einen Urlaub können sich 39 Prozent von ihnen nicht leisten. Aber auch bei dem Nötigsten müssen viele sparen. Zum Beispiel können sich 38 Prozent ihre Medikamente nicht leisten. Außerdem geriet jeder zehnte arme Haushalt in Zahlungsrückstände und konnte die Miete oder den Strom nicht mehr bezahlen.