Neue T-Shirts und Fernsehen: So wollten sie alles vertuschen

Laut einem Mitschüler zogen sich Mike B., Ivan Z. und Benji D. nach ihrer Gewalttour in der Jugendherberge um und sahen sich seelenruhig einen Film an. Mikes Anwalt will einen Entschuldigungsbrief an die Opfer schreiben.
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MÜNCHEN - Laut einem Mitschüler zogen sich Mike B., Ivan Z. und Benji D. nach ihrer Gewalttour in der Jugendherberge um und sahen sich seelenruhig einen Film an. Mikes Anwalt will einen Entschuldigungsbrief an die Opfer schreiben.

Saufen, Menschen halbtot prügeln, umziehen, Fernsehen: Nach ihrer Prügelorgie durch München wollten Mike B., Ivan Z. und Benji D. ihre Taten vertuschen.

Am Dienstagabend hatten die drei 16-Jährigen mit zwei Klassenkameraden Tequila und Wodka-Red Bull im Nußbaumpark getrunken. Im Vollrausch schlugen sie erst drei 60-Jährige im Park und prügelten am Sendlinger-Tor-Platz den Versicherungskaufmann Wolfgang O. (46) aus Ratingen krankenhausreif: Mit Faustschlägen brachten sie ihn zu Boden und traten ihm mehrere Male ins Gesicht. Danach attackierten sie einen 27-jährigen bulgarischen Studenten (AZ berichtete).

In „Blick am Sonntag“ erzählt Mitschüler Stefan, was danach in der Jugendherberge „CVJM“ in der Landwehrstraße passierte: „Ihre T-Shirts waren blutverschmiert. Zurück in der Jugendherberge, zogen sie sie sofort aus und versteckten sie in ihren Koffern.“ Die Mitschüler aus Küsnacht bei Zürich bemerkten nichts: „Die drei wirkten gelassen und setzten sich im Aufenthaltsraum vor den Fernseher. Sie zogen sich einen Film rein.“

Einer aber blieb aggressiv - die fünf Opfer reichten ihm nicht: „Er forderte mehrfach Kollegen auf, nach Zürich zu gehen, um dort Leute zu verhauen“, berichtet Stefan. Als der Abspann des Films läuft, stürmt die Polizei den Aufenthaltsraum und nimmt Mike, Ivan und Benji fest.

Seit Mittwoch sitzen sie in U-Haft in Stadelheim. Mike B. hat bis heute erst einmal mit seinem Anwalt Florian Schneider gesprochen. Der hat ihm geraten, ein Entschuldigungsbrief an die Opfer zu schreiben. „Ich denke, dass wäre die richtige Vorgehensweise“, sagt Schneider. „Ich glaube auch, dass sein Vater hinter dieser Idee steht.“ Die Familie von Mike B. hat ihren Sohn noch nicht besucht. „Sie können ihn von Montag bis Donnerstag und jeden ersten und Samstag im Monat sehen“, sagt Florian Schneider. „Ich denke, sie kommen bald – sie haben einiges zu besprechen.“

Schneider habe Mike als „sehr sympathischen und netten Jugendlichen“ kennen gelernt. „Einer, dem man das gar nicht zutraut.“ Trotzdem: Die Idee mit dem Brief stammt nicht vom vorbestraften Schüler – seine Reue scheint sich in Grenzen zu halten.

Was Mike B. ihm über den Abend berichtete, sagt Florian Schneider nicht. „Alkohol hat eine große Rolle gespielt – ich weiß aber nicht, ob es die entscheidende war.“ Mitschüler Stefan sagt, dass Mike, Ivan und Benji viel getrunken und gekifft hatten – aber zurechnungsfähig waren: „Sie waren noch voll da.“

Stefans Bericht lässt vermuten, dass es noch mehr Opfer gab: Als Mike bemerkte, dass sein Geldbeutel fehlte, „ging er zu einer Gruppe Punks und beschuldigte sie, es geklaut zu haben.“ Die verneinten und boten ihm an, ihre Taschen zu durchsuchen. „Das interessierte ihn nicht. Er knallte dem Punk die Faust mitten ins Gesicht.“ Der Punk sei benommen auf eine Parkbank gefallen – da schlugen sie ihn zu zweit weiter: „Auch Ivan schlug ihn, kickte gegen seinen Kopf“, sagt Stefan. Die Polizei bittet noch immer alle übrigen Opfer, sich zu melden: Tel.21 90 - 0.

Thomas Gautier

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