Neue Studie in München: Wer ist in der reichen Stadt am meisten von Armut betroffen?

Seit der Corona-Pandemie haben die Armuts-Probleme in München sich noch verschärft.
von  Jan Krattiger
Alleinerziehende sind besonders von Armut betroffen: Das zeigt eine neue Befragung der Stadt, die am Dienstag vorgestellt wurde.
Alleinerziehende sind besonders von Armut betroffen: Das zeigt eine neue Befragung der Stadt, die am Dienstag vorgestellt wurde. © dpa/Peter Kneffel

München - Es ist erst der Auftakt zum noch viel größer angelegten Armutsbericht, den die Stadt in zwei Jahren veröffentlichen will. Trotzdem sind die Resultate dieser Befragung zur sozialen Lage der Münchnerinnen und Münchner aufschlussreich, die am Dienstag auch im Stadtrat diskutiert wurden.

Die Pandemiejahre hätten viele Münchner stark belastet und sie seien noch sehr davon geprägt, stellte SPD-Fraktionschef Christian Köning fest. "Da gibt es noch viele offene Fragen".

Alleinerziehende in München: So viele leben in Armut

Insbesondere die Alleinerziehenden haben in München zu kämpfen: 37 Prozent von ihnen leben nämlich unterhalb der Armutsgrenze. Ebenfalls überproportional armutsbetroffen sind Menschen mit Behinderung (39 Prozent) und Ausländer (30 Prozent).

Die Hälfte der befragten Münchner sagt zwar, sie hätten durch die Corona-Pandemie "keine gravierenden Nachteile" erlebt. Demgegenüber stehen allerdings 38 Prozent, die wegen der Pandemie "stark belastet" waren. Frauen waren dabei durchgehend stärker betroffen. Erschreckend auch diese Zahl: Jeder Zehnte hat im familiären oder freundschaftlichen Umfeld Coronatote zu beklagen.

Hälfte der Münchner will keine Geflüchteten mehr aufnehmen

Bei einigen Fragen spiegeln sich auch bundesweit kontrovers geführte politische Debatten wider: So findet fast die Hälfte der befragten Münchner (49 Prozent), die Stadt könne die Aufnahme weiterer Geflüchteter nicht verkraften. Über zwei Drittel der Befragten möchten außerdem keine Unterkunft für Geflüchtete in ihrer Nachbarschaft haben.

Trotzdem sehen 72 Prozent Migranten als Bereicherung für die Stadt und sogar 78 Prozent befürworten eine Vielfalt unterschiedlicher Religionen.

Auch die Debatte um Bürgergeld und Hartz IV ist in München sichtbar: 55 Prozent der Münchner sind der Ansicht, wer hier keine Arbeit findet, sei selber schuld. Und in etwa der gleiche Anteil (54 Prozent) befürwortet bei Arbeitslosen Leistungskürzungen nach fünf Jahren. Diese Zahlen sind bei denjenigen Befragten arbeitslosenfreundlicher, die selber in den letzten Jahren einmal auf Arbeitsuche waren.

Trotz all dieser kritischen Punkte sticht aber auch eine positive Zahl heraus: 93 Prozent sagen, sie fühlen sich in München "sehr" oder "eher" wohl.

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