Neue Preise: Das kostet das Wohnen in München

Die neuen Mietpreise für alle Viertel, die Statistik zur Preisentwicklung – und was Münchner Makler zum seit einem Monat gültigen Bestellerprinzip sagen
Christian Pfaffinger |
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Der Arnulfpark wird immer dichter, die Flächen werden rar. Die Preise für Bauland haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das steigert auch die Mieten.
az Der Arnulfpark wird immer dichter, die Flächen werden rar. Die Preise für Bauland haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Das steigert auch die Mieten.

München - Der Vermieter: der Chef. Diese Kombination wünscht sich Stephan Kippes wieder häufiger. „Wenn Münchner Unternehmen gute Arbeitskräfte anlocken wollen, sollten sie das auch mit Werkswohnungen tun“, sagt der Leiter des Marktforschungsinstituts des IVD Süd. „Die Firmen können nicht nur auf die Stadt und den Freistaat deuten, wenn es darum geht, Wohnraum zu schaffen.“ Denn der wird immer knapper – und damit teurer.

In den letzten sechs Monaten sind die Mieten in München wieder gestiegen. Bei Altbauwohnungen (Baujahr vor 1950) werden nun bei Neuvermietung durchschnittlich 15,90 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Die Mieten für Wohnungen aus dem Bestand (Baujahr nach 1950) liegen bei 14,50 Euro pro Quadratmeter, für Neubauwohnungen bei 16,60 Euro pro Quadratmeter. Günstige Mieten sind rar. Selbst im Hasenbergl zahlt man durchschnittlich schon 11,10 Euro pro Quadratmeter. Am höchsten ist die Miete im Bezirk Altstadt-Lehel: 17,80 Euro werden hier durchschnittlich für den Quadratmeter hingelegt. Den Durchschnittspreis für Ihr Viertel lesen Sie in der Bilderstrecke.

Selten in der Stadt und deshalb besonders teuer: Reihenmittelhäuser zur Miete. Bei Objekten im Bestand werden durchschnittlich 1880 Euro Miete fällig, im Neubau sind es 2100 Euro. Bei Doppelhaushälften kostet es 2100 Euro im Bestand sowie 2230 Euro im Neubau.

Den größten Preisanstieg im Vergleich zum Herbst gab es mit jeweils 1,4 Prozent bei Bestandswohnungen, Reihenmittelhausneubauten sowie Doppelhaushälften im Bestand. Danach folgen Altbauwohnungen mit 1,3 Prozent sowie Neubauwohnungen mit 1,2 Prozent.

„Die Mieten steigen weiter, aber langsamer als in den letzten Jahren“, sagt IVD-Experte Stephan Kippes. In den vergangenen zehn Jahren sind die Münchner Mieten für Altbauwohnungen um 51,4 Prozent, für Bestandswohnungen um 45 Prozent und für Neubauwohnungen um 50,9 Prozent angewachsen.

Die Kaufpreise steigen aber seit Jahren stärker als die Mieten. „Die Schere geht immer weiter auseinander“, sagt Stephan Kippes vom IVD dazu. „Das macht den Mietwohnungsbau für Investoren immer unattraktiver.“

Die Mieten steigen stärker als das Einkommen

Nun sind die Mietpreise im Verhältnis zwar weniger stark gestiegen als die Kaufpreise, aber deutlich mehr als das durchschnittlich verfügbare Einkommen. Im Jahr 1995 hatte jeder Münchner im Schnitt umgerechnet 18 319 Euro verfügbares Einkommen pro Jahr, die Münchner Durchschnittsmiete lag bei 9,1 Euro pro Quadratmeter. Aktuell liegt das verfügbare Einkommen im Schnitt bei 27 140 Euro, die Miete bei 14,50 Euro pro Quadratmeter. Das verfügbare Einkommen ist damit um 48 Prozent gestiegen, die Mieten um 59 Prozent. Die Münchner müssen also einen immer größeren Anteil ihres Geldes fürs Wohnen ausgeben. Im Schnitt sind es 27,2 Prozent des Haushaltseinkommens.

Immerhin fällt für Neumieter nun meist die Provision weg – weil die jetzt vom Auftraggeber des Maklers, also meist vom Vermieter, bezahlt werden muss. Das seit Juni geltende Bestellerprinzip nutze den Mietern aber nicht, sagt der Starnberger Makler Thomas Blasig: „Wer zahlt, schafft an.“ Und Vermieter würden meist gerne oder nur an geldige Alleinstehende vermieten.

Früher hätten Makler das besser ausgleichen können und nicht nur nach dem Kriterium Geld entschieden. Jetzt würden sozial Schwächere in den guten Lagen gar nichts mehr bekommen. „Das Bestellerprinzip führt zu einer Ghettoisierung“, meint Blasig. Für ihn als Makler bedeute das Gesetz aber keine Nachteile.

Jetzt zahlen die Vermieter Provision – und feilschen

Die Maklerin Eva Miller sagt aber: „Gerade junge Kollegen, die noch keinen großen Kundenstamm haben, haben jetzt auf dem Mietmarkt keine Chance mehr. Das sind viele Schicksale.“ Und auch die Erfahrenen hätten Einbußen: „Die Vermieter zahlen nicht so selbstverständlich wie früher die Mieter, sie verhandeln bei der Provision. Zwei volle Monatsmieten sind da eher selten.“

Einig sind sich die beiden Experten, dass sich als Makler mit Verkäufen ohnehin mehr verdienen lässt als auf dem Mietmarkt.

 

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