Neue Pannen in den Kliniken

Arzt in Schwabing tobte und fotografierte das schmutzige OP-Besteck. Neue Web-Adresse für Patienten: klinik-beschwerden.de.
von  Abendzeitung
Bleibt im Blickpunkt: Operationsbesteck, das nur allzu oft nicht den hygienischen Anforderungen entspricht
Bleibt im Blickpunkt: Operationsbesteck, das nur allzu oft nicht den hygienischen Anforderungen entspricht © dpa

Arzt in Schwabing tobte und fotografierte das schmutzige OP-Besteck. Neue Web-Adresse für Patienten: klinik-beschwerden.de.

MÜNCHEN Vier Wochen nach dem Aufdecken des Hygiene-Skandals und ein Jahr nach den ersten Beschwerden von Chefärzten läuft an den städtischen Kliniken noch längst nicht alles rund. Die CSU kritisiert: „Die Managementfehler und das Organisationsversagen sind noch nicht abgeschlossen. Das Risikomanagement habe bisher „katastrophal versagt“. „Wären wir in einem Parlament, hätte ich längst einen Untersuchungsausschuss beantragt“, so CSU-Fraktionschef Josef Schmid. Die Rathaus-CSU präsentiert drei neue Fälle:

Bei einer Hüft-OP im Schwabinger sei vorige Woche ein verunreinigter Meißel geliefert worden. Während der OP wurde das entdeckt und das Gerät nicht eingesetzt. Der wütende Arzt soll den Ekel-Meißel mit seinem Handy fotografiert und dem Klinikchef vorhalten haben. Der soll die Verantwortlichen „rundgemacht“ haben.

Ein 80-jähriger Verwandter von CSU-Stadtrat Robert Brannekämper sollte sich in Bogenhausen einer OP unterziehen. Am 5. August kam er in die Klinik, wurde auf die OP am nächsten Tag vorbereitet. Brannekämper: „15 Minuten vor der OP wurde ihm gesagt: Wir haben kein steriles OP-Besteck mehr. Sie können hierbleiben oder am Montag wieder kommen.“ Inzwischen ist der Schwiegervater seiner Schwester operiert.

Nummer drei soll ein Patient sein, dessen OP eine Woche lang verschoben wurde.

Die Stadt hat, wie berichtet, drei der vier Geschäftsführer der Klinikum GmbH gefeuert. Inzwischen wurde eine Interimsgeschäftsführung bestellt, zu der auch Birgitta Köbach gehört, vorher Klinikdirektorin in Neuperlach. Welche Schuld hat sie aus dem alten Amt zu tragen? Denn nach der internen Hygieneverordnung tragen die Klinikdirektoren für ihr Häuser die Gesamtverantwortung. Und in Neuperlach soll es am schlimmsten gewesen sein. Sie hatte sich zwar damals beim obersten Klinikchef beschwert. Aber das blieb folgenlos.

Einen umfangreichen Fragenkatalog legt die CSU zum Blutspendedienst vor (AZ berichtete ausführlich): Warum ist der Blutspendedienst aus den mangelhaften Räumen in der Dachauer Straße noch nicht ausgezogen? Gibt es Probleme beim Verkauf von Blutplasma und erhebliche Einnahmeausfälle? Für Beschwerden hat die CSU eine Internetadresse eingerichtet: www.klinik-beschwerden.de

Und: Die Kliniken Bogenhausen und Neuperlach haben für drei Millionen Euro neues OP-Besteck gekauft. Willi Bock

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