Neue Mordermittlungen gegen Demjanjuk
MÜNCHEN - Die Münchner Staatsanwaltschaft übernimmt: 1974 soll der vor Gericht stehende John Demjanjuk einen Juden absichtlich totgefahren haben. Die Akten aus Ulm werden nun in München überprüft.
Die Münchner Staatsanwaltschaft hat aus Ulm Mordermittlungen gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk wegen eines 1947 bei einem Unfall getöteten Juden übernommen. „Die Akten sind da“, sagte der Münchner Staatsanwalt Thomas Steinkraus- Koch der Deutschen Presse-Agentur. „Der Vorgang wird jetzt bei uns im Haus geprüft.“ Der 89-jährige Demjanjuk steht zurzeit in München wegen Beihilfe zum Mord an 27 900 Juden im Jahr 1943 im Vernichtungslager Sobibor vor Gericht.
Nach den bisher in Ulm behandelten Vorwürfen soll der gebürtige Ukrainer nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Ulm absichtlich einen Juden totgefahren haben. Demjanjuk soll damals unter anderem als Fahrer für die Alliierten gearbeitet haben. Die Ulmer Ermittler hatten in diesem Zusammenhang auch Akten von der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg erhalten, die ebenfalls nach München geschickt wurden.
Die Ermittlungen in Ulm waren durch private Recherchen angestoßen worden. Zuletzt hatte die Staatsanwaltschaft einen Enkel des damals in der Nähe von Ulm gestorbenen Mannes in den USA gefunden. Dieser hatte die Sterbeurkunde seines toten Großvaters geschickt. Damit ist nach Angaben der Ulmer Anklagebehörde klar, dass der Getötete jüdischen Glaubens war. Angaben zum Unfallhergang hatte der Mann aber nicht machen können.
dpa
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