Neue Leitstelle: Hier wird die Münchner S-Bahn pünktlich

München - Wenn sich die Kollegen zurücklehnen und Zeitung lesen, ist ein Chef normalerweise nicht zufrieden. Heiko Büttner schon. Der Chef der Münchner S-Bahn sagt, das sei in einer Leitstelle der beste Fall. Der aber fast nie vorkommt. Denn Zeitung lesen können seine Mitarbeiter in den Räumen am Ostbahnhof hoch oben über den S-Bahn-Gleisen nur dann, wenn es wirklich gar keine Störung im Betriebsablauf gibt.
Und das ist in "Europas am dichtesten befahrenen Netz", wie Büttner stolz sagt, fast nie der Fall. Klar, der Störungsfall ist ja fast schon der Normalfall, mag mancher S-Bahn-Pendler sagen. Doch Büttner und sein Leitstellen-Chef Andreas Hummel erklären, von den allermeisten Fällen bekämen die Fahrgäste gar nichts mit.
Zwei Millionen Euro hat die S-Bahn in dem Gebäude investiert
Welche S-Bahn wen überholen darf, welcher Lokführer zum Schichtende welchen Fahrer eines verspäteten Zugs wo ablösen kann - und wie er dort hin kommt, solche Entscheidungen werden hier oben gefällt.

Noch. Denn in wenigen Wochen zieht die Leitstelle in neue, deutlich modernere Räume gleich nebenan, im Neubau an der Orleansstraße 56.
Noch ist hier Baustelle, noch ist es staubig und es hämmert und bohrt deutlich hörbar. Doch Bildschirme und Tastaturen sind schon zu sehen - und der ganze Stolz in Büttners und Hummels Gesichtern.
"Die modernste Leitstelle Deutschlands" versprechen sie hier, für die Münchner S-Bahn ein Quantensprung. 370 Quadratmeter groß wird sie sein, bislang hatte man gerade einmal 100. Zwei Millionen Euro hat die S-Bahn in dem Gebäude, indem auch andere Abteilungen sitzen, investiert.
Man ist schon vorbereitet auf die Zeit mit zwei Stammstrecken
Auf einem viele Meter langen Bildschirm werden die Mitarbeiter hier alle S-Bahnen, die gerade im Netz unterwegs sind, verfolgen können, man ist schon vorbereitet auf die Zeit mit zwei Stammstrecken.
Neben deutlich modernerer Technik als bisher der größte Vorteil: Verschiedene Mitarbeiter, die bei Störungen relevant sind, sitzen nun in einem Großraumbüro beisammen, etwa auch die verantwortlichen Sicherheitsmitarbeiter oder jene Kollegen, die für die Fahrgastinformation in den Zügen, auf den Bahnsteigen und in der App verantwortlich sind.
Umzug zu Pfingsten vorgesehen
So soll künftig alles schneller gehen - und damit zu einer höheren Pünktlichkeit beitragen. Auf dem Flur werden die Kollegen auch den S-Bahn-Fahrern begegnen, denn auch eine Cafeteria und Pausenräume für sie soll es in dem Neubau geben.
Schon in wenigen Tagen startet hier der Probebetrieb. Wochenlang soll die Technik im Test parallel zu der alten Leitstelle laufen. Bis zum Umzug an Pfingsten will man sich ganz sicher sein, dass alles reibungslos funktioniert.
Hummel: "Der Fahrgast wird nichts merken"
Leitstellen-Chef Andreas Hummel gibt sich beim Besuch der AZ auf jeden Fall komplett überzeugt: "Der Fahrgast wird nichts merken, keinerlei negative Erfahrungen machen."
Und wer weiß, vielleicht läuft es ja sogar so reibungslos, dass die zufriedenen Chefs ihre Mitarbeiter häufiger als bisher beim Zeitunglesen erwischen können.