Neue Kontogebühren: Die Münchner Stadtsparkasse wandelt auf einem schmalen Grat

München - Der Markenkern der Stadtsparkasse ist es, verlässlich, seriös, münchnerisch zu sein – und überall in der Stadt präsent. Das gilt für das trotz vieler Schließungen noch relativ beachtliche Filialnetz, mit dem man derzeit auf Plakaten wirbt.
Es gilt aber natürlich auch und vor allem für die Geldautomaten. Sich fast immer und überall schnell ums Eck Bargeld holen zu können – das dürfte gerade auch für viele jüngere Neu-Münchner der Grund sein, sich überhaupt für die Stadtsparkasse zu entscheiden.
Neue Gebühren der Münchner Stadtsparkasse machen "zeitgemäßes Zahlen" unattraktiver
Nun wird das für deutlich mehr Kunden oft Geld kosten – ebenso das Zahlen mit der Karte, das etwa auch beim Bäcker immer üblicher wird. Wenn die Brezn aber plötzlich nicht mehr 90 Cent kostet, sondern 1,25 Euro – weil noch 35 Cent Gebühr an die Stadtsparkasse dazukommen – dann wird das zeitgemäße Zahlen mit Karte wieder unattraktiver. Wie absurd.
Die neuen Stadtsparkasse-Preis-Tabellen sind ein schmaler Grat. Weil es die Stadtsparkasse, die sich doch an alle wenden soll, ihren Kunden sehr kompliziert macht. Viele Münchner dürften sich grübelnd über die Tabellen bücken und sich fragen, wie oft sie wirklich zum Automaten müssen und ob und wann Kartenzahlung nötig ist. Am Ende werden sich der Einfachheit halber viele für das teuerste Modell entscheiden. Zwölf Euro für ein Girokonto sind aber eine Stange Geld.
OB Reiter hat als Verwaltungsratschef der Stadtsparkasse schon mal eingegriffen
Vor allem für eine Bank, die doch der Stadt gehört, nun von einem höheren Zinsniveau profitiert und der es nach eigenen Angaben gut geht. Die Stadtsparkasse bewegt sich nicht im luftleeren Raum.
Ihr Verwaltungsratschef ist der OB, der vor Jahren mal eingeschert ist, als ausgerechnet Geringverdiener besonders belastet werden sollten. Gut möglich, dass wieder eine Debatte entsteht, was zur Stadtsparkasse passt – und wo das Rathaus rote Linien ziehen sollte.
Auf ihrer Webseite gibt die Sparkasse nun Tipps, wie man es schafft, ihr nicht unnötig Arbeit zu machen – um nicht ständig fürs Geldabheben oder mit der Karte zahlen Extra-Gebühren anzuhäufen. Man könne doch einfach nicht mehr bei der Sparkasse abheben, sondern Geld an der Supermarktkasse holen. Oder lieber mit Kreditkarte zahlen, weil dann nur einmal im Monat bei der Sparkasse abgebucht wird.
Der Spar-Tipp, das eigene Service-Angebot weniger zu nutzen: Auf die Idee muss ein Unternehmen, das sein Produkt verkaufen will, auch erstmal kommen. Es ist wahrlich ein schmaler Grat, auf dem sich die Bank unserer Stadt da bewegt.