Neue Kirchen-Skandale in München
MÜNCHEN - Ein pädophiler Pfarrer betreute in München jahrelang Jugendliche, Prälat Heinz Maritz hatte Kontakt zu Strichern. Auch beim katholischen Orden der Salesianer Don Boscos kam es zu Übergriffen.
Täglich neue Enthüllungen: Ausgerechnet an dem Tag, an dem der Papst seinen Hirtenbrief zum Kindesmissbrauch veröffentlicht, werden neue Vorwürfe gegen ihn laut. In der Amtszeit von Joseph Ratzinger als Münchner Erzbischof von 1977 bis 1981 soll die Bistumsleitung die Warnungen des Psychotherapeuten Werner Huth ignoriert haben, einen aus Essen nach München versetzten pädophilen Pater in der Jugendarbeit einzusetzen.
Er sei entsetzt gewesen, als er erfahren habe, dass der pädophile Pater bis vor zwei Jahren Gemeindepfarrer gewesen sei und Ministranten betreut habe, wird Huth im „Tagesspiegel“ zitiert. Der betreffende Priester war erst am vergangenen Montag vom Dienst suspendiert worden.
Ein weiterer Fall erschüttert die Münchner Kirchengemeinde: Der inzwischen verstorbene Prälat Heinz Maritz soll Kontakt zu Strichern gehabt haben. Deshalb wurde er 1995 aus dem Dienst entlassen. Das bestätigt Medienberichten zufolge Bernhard Kellner, Sprecher von Erzbischof Reinhard Marx.
Kardinal Friedrich Wetter hatte Maritz 1896 zum Kirchenrichter der Erzdiözese München und Freising berufen. Vom Sex mit den männlichen Prostituierten hätten Priester gewusst, jedoch schritt keiner ein.
Und es gibt weitere Vorwürfe gegen Maritz: In einem anonymen Schreiben, das der AZ vorliegt, behauptet ein ehemaliger Ministrant, dass er im Alter zwischen 13 und 17 von Maritz missbraucht worden sein soll. Auch Kardinal Wetter solle zur Rechenschaft gezogen werden: Er habe tatenlos zugesehen, „wie Maritz sich an Jugendlichen und auch an mir regelmäßig sexuell vergriffen hat“. Der Schreiber berichtet von Parties in Maritz’ Wohnung, „bei denen sehr viel Alkohol floss und Körperkontakte sexueller Art stattfanden, auch oraler Sex“.
Auch beim katholischen Orden der Salesianer Don Boscos, dessen Hauptsitz in München liegt, haben sich 18 Menschen wegen sexueller Übergriffe von Ordensangehörigen oder Mitarbeitern gemeldet. Einen Bericht der „Rhein-Zeitung“ bestätigte der Orden. In 20 anderen Fällen hätten Betroffene körperliche Misshandlung beklagt. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zeit zwischen 1950 und 1990. Eine Ordensgruppe untersucht jetzt die Vorwürfe.
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