Neue Fußgängerzonen in München: Warum es nicht vorangeht

München - Im Sommer sollte die Weißenburger Straße zur Fußgängerzone werden. Den Antrag stellten Grüne und SPD bereits letztes Jahr – doch nun wurde das Vorhaben verschoben.
Bei einer Bürgerversammlung sprach sich zuletzt eine knappe Mehrheit gegen das Projekt aus. "Dass die Vorbehalte größer geworden sind, muss man ernst nehmen", sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner. Ihrer Einschätzung nach seien durch die lange Zeit, in der nichts passiert ist, die Bedenken gewachsen. "Man kann daraus lernen, dass man bei so einem Projekt zeitnah die Bürger beteiligen sollte", so Hübner.
Bei Verkehrsberuhigungen in München werden die Bürger gefragt
Nach der Sommerpause soll nun eine solche Bürgerbeteiligung stattfinden. Nina Reitz (SPD) vom Bezirksausschuss Au-Haidhausen erklärt, dass Bürger etwa durch Fragebögen oder Einwohnerversammlungen beteiligt werden könnten. Mit dem Mobilitätsreferat habe man sich darauf geeinigt, den Beginn des Projekts für das Frühjahr 2024 anzusetzen.
Dann soll die Weißenburger Straße vorerst ein Jahr lang zur Fußgängerzone werden. Bei einem erfolgreichen Ergebnis des Versuchs würde der Stadtrat über eine dauerhafte Umsetzung entscheiden, so das Mobilitätsreferat.
Neue Fußgängerzonen in München: Dialog mit den Bürgern braucht Zeit
Es stand auch zur Debatte, das Pilotprojekt bereits Ende dieses Jahres, zur Vorweihnachtszeit, zu starten. Nina Reitz erklärt jedoch, dass man sich für eine intensive Bürgerbeteiligung Zeit nehmen wolle und vor allem mit den Gewerbetreibenden vor Ort ins Gespräch kommen möchte.
Reitz weist außerdem darauf hin, dass es vor einigen Jahren ein ähnliches Verfahren gegeben habe, als der Wiener Platz zur autofreien Zone wurde. Hier habe es eine Bürgerbeteiligung in Form von Einwohnerversammlungen gegeben.
Auf die Frage, warum in den letzten Monaten nichts vorangegangen ist, antwortet das Mobilitätsreferat: "Tatsächlich müssen im Mobilitätsreferat – angesichts der Vielzahl der Projekte und Maßnahmen – Prioritäten in der Bearbeitung von Themen gesetzt werden."
Auch eine umfassende Klärung im Bezug auf die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung sei im Vorfeld notwendig. Die Umsetzung des Projekts werde nun eng mit dem zuständigen Bezirksausschuss abgestimmt.
Fußgängerzone im Tal: Auch hier dauert es noch
Eigentlich sollte auch das Tal 2023 zur Fußgängerzone werden. Doch das klappt auf jeden Fall nicht mehr. Nicht einmal einen groben Zeitplan kann das Mobilitätsreferat auf AZ-Anfrage nennen.
Grund dafür ist, dass im Planfeststellungsverfahren das Tal als Route für den Baustellenverkehr hin zum Marienhof festgelegt wurde. "Aktuell wird dafür nach Lösungen gesucht", heißt es aus dem Mobilitätsreferat. Den beiden Fraktionschefinnen Mona Fuchs (Grüne) und Anne Hübner (SPD) teilte das Mobilitätsreferat mit, dass auf einem Zufahrtsweg eine Ampel gebaut werden müsste. "Wir würden die Kosten dafür auf jeden Fall tragen", sagt Fuchs. Auch Hübner wünscht sich die Ampel.
Doch das Mobilitätsreferat kann auf AZ-Nachfrage hin nicht beantworten, ob eine neue Ampel wirklich die Lösung ist. "Das Mobilitätsreferat ist bei dem Thema immer auch auf den Willen der Bahn angewiesen", erklärt Fuchs.
Das Mobilitätsreferat hat derweil einen "Stufenplan" mit Übergangsschritten für das Tal entwickelt. Einer sei, dass Bewohner beim Parken ein Vorrecht bekommen. Aber ob das klappt, ist laut Mobilitätsreferat nicht sicher. Hübner glaubt: "Je länger es dauert, desto schwieriger wird es, etwas umzusetzen. Schließlich wächst in der Zwischenzeit der Unmut der Anwohner."