Neue EU-Regelung: Was wirklich in den Altkleidercontainer darf

Seit dem 1. Januar dürfen Textilien eigentlich nicht mehr in den Restmüll – so will es die neue Strategie der EU. Viele Verbraucher sind verwirrt. Dabei ändert sich für Deutschland gar nichts.
von  Natascha Probst
Was muss in den Altkleidercontainer und darf nicht mehr in den Restmüll? Eine Frage, die für viel Verunsicherung sorgt.
Was muss in den Altkleidercontainer und darf nicht mehr in den Restmüll? Eine Frage, die für viel Verunsicherung sorgt. © Jens Wolf/dpa

Müssen nun auch die stark verschmutzte Socke, die zerschlissene Bettwäsche und die zerrissene Unterhose in den Altkleidercontainer? Diese Frage stellten sich viele Verbraucher, als in den vergangenen Wochen über die neue Strategie der Europäischen Union berichtet wurde. Die Antwort: Nein. Betreiber von Altkleidercontainern und Verbände bitten sogar darum, dies explizit nicht zu tun.

Mit der sogenannten Getrenntsammlungspflicht verfolgt die EU das Ziel, das Textilrecycling europaweit hochzufahren - auch in ärmeren Mitgliedsstaaten, wo das noch nicht der Fall ist. Anders sei dies jedoch in Deutschland, sagt Martin Wittmann, Geschäftsführer von Wittmann-Recycling mit Sitz im niederbayerischen Geisenhausen, das deutschlandweit Kleidercontainer betreibt.

"Nur brauchbare Textilien und Bekleidung in die Altkleidercontainer"

In Deutschland gebe es schon seit Jahrzehnten eine flächendeckende Sammlung von Altkleidern. Dennoch habe der deutsche Gesetzgeber die Strategie in der Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes umgesetzt und für 2025 vorgeschrieben, sagt Wittmann. Und das sorgt nun für Verwirrung.

Die Getrenntsammlungspflicht verpflichte den Staat beziehungsweise die Landkreise und kreisfreien Städte lediglich, ein vom Restmüll abgetrenntes Sammelsystem für Altkleider zur Verfügung zu stellen, wie das etwa auch für Altglas und Altpapier der Fall ist.

Besonders Winterkleider fehlen derzeit in den Diakonia-Lagern. (Archivbild)
Besonders Winterkleider fehlen derzeit in den Diakonia-Lagern. (Archivbild) © dpa

Es bedeute aber gerade nicht, dass kaputte, verschlissene und auch verschmutzte Textilien jetzt auch in die Altkleidercontainer geworfen werden müssten, sagt Wittmann. Deswegen gilt laut dem Geschäftsführer weiterhin: nur brauchbare Textilien und Bekleidung in die Altkleidercontainer, den Rest in den Restmüll.

Sammelbetriebe sind bereits in der Krise

Auch der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) bittet in einem öffentlichen Statement darum, stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien weiterhin über die Restmülltonne zu entsorgen. Bestehende Sammelstrukturen sollten nicht weiter gefährdet werden. Denn diese sind bereits in der Krise.

Das bestätigt auch Wittmann. Zum einen aufgrund der starken Konkurrenz des weltweiten Secondhandhandels durch billigste Neuwaren, zum anderen wegen der Kriege und Krisen in wichtigen Absatzmärkten wie der Ukraine oder Russland. Zudem steige in den Sammelcontainern der Müllanteil stark, was zu sehr hohen Kosten in die Müllverbrennung führe.

Neue Kleidercontainer braucht die Stadt.
Neue Kleidercontainer braucht die Stadt. © imago

Kommunen haben bereits Auftraggeber verloren

Tatsächlich gibt es bereits Kommunen, denen der Auftragnehmer abgesprungen ist. Beispielweise der Stadt Augsburg: Ende des vergangenen Jahres habe ein Vertragspartner vorzeitig gekündigt, heißt es vom Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt (AWS) auf Nachfrage.

Man habe die Leerung der Alttextilcontainer mit eigenen Kräften und mit einem gemeinnützigen Partner sichergestellt. Die Alttextilien und Schuhe würden nun in den Wertstoff- und Servicepunkten gesammelt. Die Stadt sei auf der Suche nach einer kurzfristigen Lösung, denn das flächendeckende Angebot zur Abgabe von Alttextilien soll bestehen bleiben.

Von  Faser-zu-Faser-Recycling ist man noch weit entfernt

Für den Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) bedeutet die neue EU-Richtlinie ebenfalls keine Veränderung: Der AWM erfülle diese Vorgabe bereits seit vielen Jahren, heißt es von Pressesprecherin Marie Bund. Der Betrieb weist jedoch darauf hin, dass stark verschmutzte oder beschädigte Alttextilien nur schwer beziehungsweise gar nicht verwertbar seien. Indes beobachte man die Entwicklungen im Bereich Recycling von Alttextilien genau - sobald es technologische Fortschritte und nachhaltigere Verwertungswege gebe, würden entsprechende Lösungen geprüft.

Das Recycling von Altkleidern ist nämlich gar nicht so einfach. Von einem Faser-zu-Faser-Recycling, bei dem aus alten Kleidungsstücken wieder neue werden, sei man noch weit entfernt, sagt Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe.

Insgesamt stehe und falle die Sammlung der Textilien mit deren Qualität und Recyclingfähigkeit. Textilien bestünden immer häufiger aus Mischfasern, das heißt aus Baumwolle und Polyester – und seien somit schwierig bis gar nicht recycelbar. Für eine erfolgreiche Sammlung müssten vor allem die Hersteller in die Verantwortung genommen werden, sagt Fischer. Sie sollten zur Kasse gebeten werden, wenn sie nicht recyclingfähige Textilien verkauften.

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