Neue Dachterrasse am Gasteig: "Spektakulärer Blick auf Altstadt" von München
München - Vor Jahresende zeichnet sich noch eine gute Nachricht ab: Am Mittwoch stimmt die Vollversammlung des Stadtrats über eine Vorlage ab, in der das Referat für Arbeit und Wirtschaft und das Kulturreferat gemeinsam die Generalsanierung des Gasteig vorschlagen. Mit einer Zustimmung ist zu rechnen.
Die in der Vorlage referierte Vorgeschichte ist lang: Die Haustechnik des Gebäudes hat ihr Lebensende erreicht, der Brandschutz gilt als problematisch, der Zuschnitt der Räume gilt als verbesserungsfähig. Zuletzt zog ein Patt bei der Architektur-Jury und eine gescheiterte Suche nach einem Investor das Projekt in die Länge.
Zwei Alternativen stehen im Raum: die Grundsanierung der Haustechnik ohne größere Veränderungen am Gebäude und eine Generalsanierung mit einer stärkeren Verbindung der Philharmonie und des Bibliothekstrakts durch eine verbindende "Kulturbrücke", die mehr Raum für Kulturvermittlung bieten soll. Für die teurere Generalsanierung spricht, dass selbst bei einer Grundsanierung das Gebäude bis auf den Rohbau entkernt werden muss. Auch die wegen drohender Klagen nicht mehr genehmigungsfähige Ladezone an der Kellerstraße erfordert größere bauliche Eingriffe. Das Gebäude wäre außerdem nach einer Grundsanierung nicht barrierefrei, die nutzbare Fläche aufgrund des Mehrbedarfs der neuen Haustechnik geringer.
Sanierung des Gasteig: Orff-Saal soll größer werden
Für die Generalsanierung sprechen neben Verbesserungen im Bibliothekstrakt und einer besseren Wahrnehmbarkeit der Volkshochschule die Veränderungen an den beiden großen Sälen. Der Carl-Orff-Saal soll vielseitiger und variabler werden, die Zahl der Sitze von 600 auf 800 gesteigert werden. In diesem Zusammenhang sollen auch Räume für das Münchener Kammerorchester geschaffen werden.
Für die Philharmonie verspricht die Vorlage räumliche Veränderungen, die dem Publikum ein "direktes, intensives Erleben des Geschehens auf der Bühne" ermöglichen. Die Saaltiefe soll reduziert und die Form der Bühne optimiert werden. Davon verspricht man sich eine "Weltklasseakustik". Die ist auch nötig: Ein Publikum, das die Münchner Philharmoniker und den Philharmonischen Chor in der Isarphilharmonie erlebt hat, wird die pauschale Gasteig-Akustik nicht mehr akzeptieren.
Der neue Gasteig: Dachterrasse ist weiter geplant
Auf den neu gewonnenen Flächen sind ein Self-Service-Restaurant, ein Bistro und ein Lesecafé im Bereich der Bibliothek vorgesehen. Auch das viel diskutierte Dachrestaurant mit "spektakulärem Blick auf die Altstadt" ist weiter geplant.
"Mit der Generalsanierung wird der Gasteig ein lebendiger Ort mit Strahlkraft nach innen und außen für Bürger*innen und auch Tourist*innen, über die Stadtgrenzen Münchens hinaus. Also ein realer Möglichkeits-, Erlebnis-, Lern- und Begegnungsraum für Alle", heißt es abschließend in dem Papier.
Günstig wird all das nicht - offiziell schweigt man dazu
Zu den Kosten verweist das Papier auf den nichtöffentlichen Teil der Sitzung. Zuletzt war allerdings zu hören, dass die Grundsanierung nur etwa 20 Prozent günstiger käme als die Generalsanierung ohne bauliche und inhaltliche Veränderung. In Rathaus-Kreisen war am Wochenende wie schon in der Vergangenheit von 700 Millionen Euro die Rede, "mindestens", wie man inzwischen betont. Offen ist nach der vergeblichen Suche nach einem Investor die Form der Finanzierung. Dem Vernehmen nach soll - wie beim Volkstheater - die Sanierung einem Generalunternehmer zum Festpreis übergeben werden.
Kritik am Gasteig wurde jahrzehntelang vom Rathaus mit Verweis auf hohe Nutzerzahlen abgewehrt. Man hätte auch vor zehn, 20 oder 30 Jahren beginnen können, das Gebäude schrittweise zu sanieren. Das wäre womöglich billiger gekommen. Jetzt wird's teuer - aber vielleicht eine überzeugende Lösung aus einem Guss.