Neue Chefin setzt vier Klinik-Bosse ab

Sie ist gerade zwei Wochen im Amt, da hat die neue Chefin der städtischen Kliniken, Elizabeth Harrison für den ersten Donnerschlag gesorgt.
von  Willi Bock
Elizabeth Harrison
Elizabeth Harrison © az

Sie ist gerade zwei Wochen im Amt, da hat die neue Chefin der städtischen Kliniken für den ersten Donnerschlag gesorgt: Elizabeth Harrison schafft an den vier städtischen Kliniken Neuperlach, Schwabing, Bogenhausen und Neuperlach die vier Klinikdirektoren ab, die die einzelnen Häuser leiteten.

MÜNCHEN Damit gibt es zwischen ihr und den vier bisher selbstständigen Kliniken keine trennende Hierarchie-Ebene mehr. Im Aufsichtsrat hat das für Ärger gesorgt. Denn der hat davon erst mit einem Tag Verspätung erfahren – und per E-Mail nur 30 Minuten vor einem offenen Brief, den die Amerikanerin an alle Klinikmitarbeiter geschrieben hatte.

Am Dienstag hat Harrison, die Chefin der städtischen Klinikum GmbH, den vier Betroffenen angekündigt, dass sie ihren Job verlieren. Sie sollen innerhalb der Gesellschaft „in anderen Führungspositionen” eingesetzt werden und sich „beruflich keineswegs verschlechtern”. Zu den Geschassten gehört auch Brigitta Köbach, die im Vorjahr nach dem Rauswurf von drei der vier Geschäftsführer vorübergehend die Klinikum GmbH leitete.

Nur einer ist ganz raus: der Chef in Bogenhausen, Thomas Stock. Er hat „im gegenseitigen Einvernehmen” eine Vertragsauflösung unterschrieben. Bogenhausen war die Klinik, in der der Hygieneskandal um verschmutztes OP-Besteck ausgelöst wurde. Viele haben sich damals gefragt, warum der Skandal nicht viel früher aufgedeckt wurde.

Eine Verschlankung in der Organisation hatten auch die Unternehmensberater von Roland Berger in einem Gutachten vorgeschlagen. Nur in der Klinik Thalkirchner Straße bleibt alles beim Alten.
Die vier abgesetzten Chefs waren eher Verwaltungsleute. Jetzt wird in jedem Haus ein Tandem installiert – mit je einem Arzt und einem Pflegedirektor. Ärzte und Pfleger beklagen seit Jahren, dass ihr Sachverstand zu wenig Einfluss habe. Ihr Einfluss dürfte nun wieder gesteigert werden.

Aufsichtsräte sind verärgert, erst im Nachhinein von dem radikalen Einschnitt erfahren zu haben. Harrison dürfe zwar im operativen Geschäft allein entscheiden, heißt es, „aber da werden wir wohl noch einiges erleben”. Es sei „kein feiner Stil”, wenn der Aufsichtsrat so etwas nicht vorab erführe. Allein OB Christian Ude wusste Bescheid – aber auch er schwieg.

Dabei behauptet Harrison in ihrem offenen Brief, „Transparenz und Kommunikation” gehörten „zu meinen Grundprinzipien”. Doch über die Praxis sagt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl: „Ich würde die Entscheidung über die Abschaffung einer Hierarchie-Ebene mit meinem Aufsichtsrat vorher kommunizieren.” CSU-Fraktionschef Josef Schmid lobte, dass der „Wasserkopf” in der Verwaltung dünner werde. 

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