Neue Chance für straffällige Jugendliche: Azubi statt Knacki
MÜNCHEN - Die Arbeiterwohlfahrt baut in Moosach ein Sozialprojekt für Problem-Jugendliche. Jugendrichter ist begeistert. Hilfe auch für Mädchen, die in der Ausbildung Probleme haben.
„Das ist eine Riesenchance für die Jugendlichen“ schwärmt Kurt Hübl. Der Chef der Münchner Jugendrichter weiß, wovon er spricht: „Denn diese Kids stehen mit einem Bein im Gefängnis.“ Um so zufriedener war der Jugendrichter, als am Freitag die Awo-Tochter „Anderwerk“ in Moosach den Grundstein für ein in München einmaliges Sozialzentrum legte.
Für 5,7 Millionen Euro wird, mit Unterstützung der Stadt, diese einmalige Sozial-, Wohn- und Werkstätte gebaut. Sie hat drei Elemente.
Zum einen werden dort straffällige gewordene Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren betreut, denen die Jugendrichter eine letzte Chance vor dem Knast geben. Sie müssen freiwillig kommen. Zwölf Plätze soll es geben.
Es ist der beste Opferschutz
Mit jedem Jugendlichen wird ein Entwicklungsplan vereinbart. Sie sollen aus ihrer problematischen Umgebung herausgenommen und in einem eigenen Zimmer untergebracht werden, wo sie bis zu eineinhalb Jahre leben können. Dann lernen sie geordnete Verhältnisse: Mit Geld umgehen, Kochen, Wäsche waschen, sich an Arbeitszeiten und Pünktlichkeit zu gewöhnen. Ziel ist auch, dass sie eine Ausbildung beginnen. Dafür müssen einige erst richtig Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. „Das ist ein hervorragendes Präventionsmodell“, so Jugendrichter Hübl: „Es ist zwar teuer. Aber es ist auch der beste Opferschutz.“
„Wuchten statt buchten“, nennt das Brigitte Meier, Geschäftsführerin von Anderwerk. Denn gleichzeitig zieht dort auch die „Lernwerkstatt Feldkirchen“ ein: Mit den Bereichen Autowerkstatt und Elektro-Installation und Elektro-Reparatur. Neben den Jugendlichen werden von der Lernwerkstatt arbeitslose Erwachsene qualifiziert.
Zum Dritten werden dort abends rund 100 Mädchen bei ihrer Ausbildung im medizinischen Bereich begleitet, die bei den Prüfungen durchzufallen drohen. Es sind meistens Mädchen mit Migrationshintergrund, die in kleinen Gruppen unterrichtet werden.
Stadt bereitet geschlossene Einrichtung vor
Ein zweites, schwieriges Projekt wird im Sozialreferat gerade vorbereitet: Eine stationäre (geschlossene) Jugendeinrichtung. Die ist in Zusammenarbeit mit der Heckscher Klinik für auffällige Kinder gedacht, die aus den Familien herausgenommen und vor einer kriminellen Karriere bewahrt werden sollen.
Willi Bock
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