Neue Biotope in der Stadt: Wo Münchens Grün bleiben darf

Weil der Druck auf Freiflächen wächst, will die Stadt Gebiete für Landschaftsschutz erweitern und neue erlassen. Auch kleinere Biotope sollen besser geschützt werden.
von  Myriam Siegert
Wer Glück hat, trifft bei dieser Wanderung auch auf Schafe, denn in der Fröttmaninger Heide ist noch ein Schäfer unterwegs.
Wer Glück hat, trifft bei dieser Wanderung auch auf Schafe, denn in der Fröttmaninger Heide ist noch ein Schäfer unterwegs. © imago/Schulz

München - Heiden im Norden, Niedermoore im Westen, Laubwälder im Süden, Lohwälder im Nordwesten. München hat eine besondere Lage im "Übergangsbereich verschiedener Landschaftsräume", so beschreibt es das Planungsreferat in einer Sitzungsvorlage für den Stadtrat.

Die vier Naturschutzgebiete Münchens

Vier Naturschutzgebiete wie die Allacher Lohe oder die Fröttmaninger Heide gibt es. Dazu kommen 18 Landschaftsschutzgebiete wie die Isarauen, der Nymphenburger Park, die Aubinger Lohe oder der Langwieder See. Nicht zu vergessen "geschützte Landschaftsbestandteile" wie alte Bahn- oder Industrieflächen oder Naturdenkmäler.

Diese Naturoasen bieten nicht nur den Münchnern, je nach Zugänglichkeit, etwas Ausgleich zum Leben in der dicht besiedelten Stadt, vor allem sind sie wichtige Refugien für seltene Tier- und Pflanzenarten, tragen zur Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts bei oder haben kulturhistorische Bedeutung.

Wachsender Druck auf freie Flächen

Doch gerade in der Bauboom-Stadt München wächst der Druck auf offene Flächen, sei es durch Überbauung oder weil die Münchner ihre Freizeit gern auf den verbleibenden Freiflächen verbringen. Bund Naturschutz oder der Landesbund für Vogelschutz plädieren seit Jahren immer wieder dafür, mehr Biotope in der Stadt zu schützen oder zu schaffen.

Und auch das Planungsreferat prognostiziert, das vorhandene Netz von Schutzgebieten werde absehbar nicht ausreichen, die Biodiversität in der Stadt erhalten zu können. "Daraus ergibt sich eine zunehmende Schutzbedürftigkeit der Flächen", heißt es. Auch das Netz der Schutzgebiete soll also mit der Stadt mitwachsen.

Schutzgebiete erweitern

Die Stadt hat deshalb nun ein Konzept vorgelegt. Sie plant, mehrere ihrer Landschaftsschutzgebiete auszuweiten und weitere geschützte Landschaftsbestandteile auszuweisen. Dabei gehe es um Flächen, über die seit Jahren diskutiert wird. Morgen soll die Stadtratsvollversammlung darüber abstimmen. Zustimmung: sehr wahrscheinlich.

Schon vor langem wurde beschlossen, die 18 Landschaftsschutzgebiete nach und nach zu novellieren. Der aktuelle Plan sieht deshalb vor, den Bereich des ehemaligen Siemens Sportparks (jetzt: "Landschaftspark Isar-Solln") um Ackerflächen südlich und östlich des Sportparks zu erweitern.

Im Norden soll das Landschaftsschutzgebiet "Hirschau und Obere Isarau" östlich des Garchinger Mühlbachs im Bereich des ehemaligen Floriansmühlbads erweitert werden. Der hier südlich angrenzende Bereich des Landschaftsschutzgebiets "Isar Mitte" bis hinunter zur Braunauer Eisenbahnbrücke soll ebenfalls untersucht und erneuert werden.

Die Stadt will größere und kleinere Landschaftsgebiete ausweiten. Die Übersichtskarte zeigt, wo.
Die Stadt will größere und kleinere Landschaftsgebiete ausweiten. Die Übersichtskarte zeigt, wo. © Karte: Google Maps/Bearb.: anf, Quelle: Umweltreferat

Hier soll ein neues Landschaftsschutzgebiet entstehen

Neu geschaffen werden soll das Landschaftsschutzgebiet "Moosgrund", ein Gebiet von 362 Hektar im Nordosten, zwischen Johanneskirchen, Aschheim und Unterföhring. Grünen-Stadträtin Angelika Pilz-Strasser freut sich, dass so "ein großes Gebiet in unmittelbarer Nähe zur SEM Nordost als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden soll". In einem zweiten Schritt sollen die Landschaftsschutzgebiete Eschenrieder Moos, Ludwigsfelder Flur und Freihamer Feld neu ausgewiesen werden.

Als Landschaftsbestandteile sollen außerdem die Flächen des "Trockenbiotops Virginia-Depot" in der Lerchenau, das Gleislager Neuaubing, die Magerstandorte am Gleisdreieck Pasing und die Kies-, Mager- und Brachflächen am Rangierbahnhof (Lasallestraße) unter Schutz kommen. Der geschützte Landschaftsbestandteil Langwieder Heide soll erweitert werden.

Biotope aus zweiter Hand

Das sind alles Flächen, die in jüngerer Zeit von Menschen geschaffen und von der Natur zurückerobert wurden. Diese "Biotope aus zweiter Hand" seien ganz typische Flächen für eine Stadt, heißt es in der Vorlage. Das Kuchenmeistermoor und die Weiherkette in der Moosschwaige in Lochhausen und Aubing, die Baumbestände bei Gut Warnberg in Solln und die Hochspannungsleitungstrasse im Truderinger Wald sollen zusätzlich neu als geschützte Landschaftsbestandteile ausgewiesen werden.

"Gerade weil die Stadt für den notwendigen Wohnungsbau Flächen in Anspruch nehmen muss, ist es notwendig, besonders wertvolle Natur- und Erholungsräume zu schützen", sagt Pilz-Strasser. Neue Naturschutzgebiete, die mit strikten Veränderungs- und oft Betretungsverboten belegt sind, stehen in München derzeit übrigens nicht an.

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