Neubiberg: Feuerwehrmann rettet Frau aus brennender Wohnung
Neubiberg - Dichter, schwarzer Rauch steht über dem Haus, Flammen schlagen aus den Fenstern, als Kreisbrandmeister Markus Hardi am Donnerstagmorgen als Erster am Brandort in seinem Privatauto eintrifft. Am Badezimmerfenster im ersten Stock steht eine ältere Dame – starr vor Schreck um sie herum lodern Flammen.
Jede Minute zählt. Ein Nachbar hat aus seinem Garten eine Haushaltsleiter geholt und sie mit Hilfe eines zweiten Mannes aufgestellt. Die Leiter ist die einzige Möglichkeit auf den Balkon zu kommen, der Weg über das Treppenhaus in die Wohnung ist durch Rauch und Flammen versperrt. Markus Hardi ist noch in Zivil. Eilig zieht er seine Einsatzkleidung an. Er weiß, in ein paar Minuten treffen seine Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Neubiberg ein. Doch so lange will der 44-Jährige nicht warten. Während die Männer die Leiter halten, steigt der Familienvater die Sprossen hoch und klettert über das hölzerne Geländer auf den Balkon.
Mit der 91-Jährigen auf den Armen klettert er die Leiter runter
Er riskiert einen kurzen Blick in die Wohnung. Alles im Bad ist schwarz von Ruß. Die 91-Jährige ist wie gelähmt vor Angst. "Legen sie ihre Arme um meinen Hals und halten sie sich gut fest", bittet Markus Hardi. Ihre Haare sind von den Flammen teilweise angesengt. Zudem hat sie offensichtlich eine Rauchgasvergiftung erlitten. Doch ansonsten scheint die 91-Jährige unverletzt.
Mit der Rentnerin auf den Armen klettert der Kreisbrandmeister wieder über das Geländer und tastet sich vorsichtig Schritt für Schritt die Leiter hinunter, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hat.
"In der Ausbildung haben wir das immer wieder geübt", sagt Markus Hardi, "doch im Ernstfall ist es dann doch ein ganz anderes Gefühl." Im Januar werden es 30 Jahre, dass Hardi bei der Freiwilligen Feuerwehr ist. Vielen Menschen hat er in dieser Zeit geholfen, Brände gelöscht, Unfallopfer aus Autowracks geborgen – doch so brenzlig war es selten zuvor. Die Wohnung steht nach kurzer Zeit komplett in Flammen.
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"Ohne die anderen beiden Helfer hätte ich es alleine nicht geschafft, die Frau zu retten", sagt der Held ganz bescheiden. Im normalen Leben arbeitet er als Ingenieur und Entwicklungsleiter für eine große US-Firma mit Niederlassung im Münchner Süden. Er ist Vater von zwei Kindern, einer Tochter (12) und einem Sohn (9). Seine Kinder erfahren erst viel später, welch mutige Tat ihr Vater vollbracht hat. "Bravo, dass du das geschafft hast", staunen sie, als der 44-Jährige eher beiläufig erzählt, was am Rathausplatz in Neubiberg los war.
Defekte Heizdecke war wohl die Brandursache
36 Männer der Freiwilligen Feuerwehr Neubiberg und Kameraden anderer Feuerwehren, insgesamt rund 100 Mann, bekämpfen den Brand. Brandermittler der Kripo stoßen wenig später in den Trümmern der Wohnung auf die Ursache des Feuers. "Vermutlich war es ein technischer Defekt", sagt Polizeisprecher Florian Hirschauer. Die Brandfahnder fanden eine Heizdecke, die im Bett der 91-Jährigen lag.
Die Rentnerin wird vorsorglich in einer Klinik behandelt. Am Wochenende soll sie wieder entlassen werden. Ihre Wohnung ist völlig verwüstet. Der Sachschaden am Gebäude, dem früheren Feuerwehrhaus von Neubiberg, wird auf rund 10.000 Euro geschätzt.
Hier hat sich der Brand ereignet
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